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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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ihr sein ernster Gesichtsausdruck auf. Sie hatte den Eindruck, dass er nur zögernd der Einladung ihrer Mutter in den Salon folgte, in dem die Familie gerade beim Frühstück saß. » Ich habe Ihnen leider eine traurige Nachricht zu überbringen«, begann er tonlos, die Finger um die Hutkrempe verkrampft. Vor Schreck setzte Dorotheas Herzschlag aus. » Jane…?«, flüsterte sie rau. Die letzten Tage hatte sie manchmal an ihre Freundin gedacht. Hatte dieser Tim Burton ihr etwas angetan?
    Moorhouse schüttelte den Kopf. » Nicht Jane, Ihr Vater…« Dorothea hörte die Worte, aber irgendetwas hinderte sie daran, sie zu begreifen. Wie durch eine Fensterscheibe hindurch sah sie, wie jegliche Farbe aus dem Gesicht ihrer Mutter wich. Wie August die Tasse aus den Fingern glitt und auf dem Boden zersprang. Wie Karl aufsprang, so heftig, dass sein Stuhl umstürzte, und rief: » Nein, das ist nicht wahr!«
    Mr. Moorhouse senkte in stummem Mitgefühl den Kopf.
    » Wie… Ich meine, was ist geschehen?« Die Stimme ihrer Mutter klang unnatürlich ruhig. Immer noch totenbleich saß sie dennoch aufrecht wie stets und fixierte den Protector, als sei er das Einzige, das im Augenblick von Wichtigkeit war.
    » Das Boot ist gekentert, mit dem sie bei Encounter Bay an Land rudern wollten. Pastor Schumann fiel so unglücklich, dass er bewusstlos wurde und unterging, ehe man ihm zu Hilfe kommen konnte. Die See war zu dem Zeitpunkt sehr rau.« Moorhouse bemühte sich sichtlich, die Vorgänge möglichst schonend darzustellen. » Ich bin sicher, er hat nicht gelitten.«
    » Hat man seine… Leiche bergen können?« Nur mit äußerster Selbstbeherrschung war es Mutter Schumann gelungen, diesen Ausdruck über ihre Lippen zu bringen.
    » Ja, aber erst am folgenden Tag«, sagte Moorhouse bedrückt.
    » Ich möchte ihn sehen.«
    » Das wird leider nicht möglich sein, Madam.«
    » Warum nicht?« Mutter Schumann sah fast flehend zu ihm auf. » Wir waren zweiundzwanzig Jahre verheiratet. Sie können mir nicht verbieten, von ihm Abschied zu nehmen.«
    Moorhouse räusperte sich vor Verlegenheit. » Es ist keine Frage des Wollens, Mrs. Schumann. Verstehen Sie doch: Sein Körper war nach mehr als zwölf Stunden in der Brandung nicht mehr unversehrt. Wir mussten ihn dort auf dem Friedhof von Encounter Bay bestatten.«
    Friedhof. Bestatten.
    Schlagartig fiel die Erstarrung von Dorothea ab. Ihr Vater war tot! Er würde nie wieder durch die Tür treten und fröhlich fragen: » Na, was gibt es denn heute Feines?«
    Nie wieder würde sie ihn über eine vorlaute Bemerkung Lischens schmunzeln, über eine von ihr oder August nachdenklich die Lippen verziehen sehen.
    Nie wieder würde sie von ihm getröstet werden wie bei den zahllosen Malen, wenn sie sich in kindlichem Kummer in seine Umarmung geflüchtet hatte. Sie konnte immer noch den kratzigen Stoff an ihrer Wange spüren, den vertrauten Geruch nach Pfeifentabak und Lavendel riechen.
    Nie wieder würde das geschehen, denn er war tot.
    Die Wucht, mit der die Erkenntnis der brutalen Wahrheit sie traf, spürte sie fast körperlich. Nie wieder. Bloß zwei dürre, kurze Worte. Aber welch grauenhafte Worte, wenn es dabei um einen geliebten Menschen ging.
    August trat neben die Mutter und legte in einer hilflosen Geste die Hand auf ihre Schulter. Sie reagierte nicht. Sie schien wie eine Puppe aus Glas, die jeden Augenblick zerspringen konnte, sobald man sie nur ein wenig heftiger anstieß.
    » Wenn Papa im Himmel ist– was wird denn jetzt aus uns?«, flüsterte Lischen kaum hörbar. Sie umklammerte ihre Puppe und sah von einem zum anderen. » Müssen wir jetzt in ein Asyl für Waisenkinder?«
    » Nein, Kleines«, beruhigte Moorhouse sie. » Ihr bleibt erst mal hier in eurem Haus wohnen wie bisher.«
    » Geht das denn?« August hatte genug vom Ruf des neuen Gouverneurs gehört, um besorgt auszusehen. » Wird Gouverneur Grey nicht verlangen, dass wir sofort ausziehen?«
    Moorhouse schüttelte den Kopf. » Machen Sie sich bitte darüber keine Sorgen!– Ich würde vorschlagen, dass ich in einigen Tagen wiederkomme, um mit Ihnen und Mrs. Schumann zu besprechen, wie es weitergehen soll.« Er griff in seine Brusttasche und holte ein in Ölpapier geschlagenes Päckchen hervor. Unentschlossen wanderte sein Blick einige Augenblicke zwischen Mutter Schumann und August hin und her, ehe er es vor der Witwe auf den Tisch legte und leise sagte: » Seine Uhr und ein Medaillon, das er am Herzen trug. Die Kleidung war leider zu

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