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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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Aber ihr Verstand, den ihr Vater so gelobt hatte, sagte ihr, dass sie sich solche Hoffnungen sparen könnte.
    Die halbe Nacht lag sie wach und schwankte zwischen bitteren Selbstvorwürfen und Rachegelüsten.
    Am nächsten Morgen hingen dunkelgraue Regenwolken wie ein böses Omen tief über Adelaide. Dorothea bemühte sich, den zahllosen Pfützen auszuweichen, die den Weg zur Stadt hinunter in eine Miniaturseenlandschaft verwandelt hatten. So trocken der Sommer gewesen war, so nass zeigte sich jetzt der Winter. Mit dem Einsetzen der Regenzeit verfiel die Kolonie in eine Art Winterstarre. Zwar schneite es nicht, und Nachtfröste waren äußerst selten, aber die Straßen waren bloß noch bodenlose Schlammpisten. Niemand unternahm eine Reise, wenn es nicht absolut unvermeidlich war.
    In den Räumen des Register herrschte gespenstische Stille. Dorothea trat unwillkürlich leise auf, als sie durch das menschenleere Erdgeschoss auf die Treppe zuging. Auch im oberen Stockwerk schien niemand zu sein.
    » Miles?«, rief sie verunsichert, als sie auf die offen stehende Tür ihres gemeinsamen Büros zuging. Auf der Schwelle blieb sie wie angewurzelt stehen. Dort, wo sie letzte Woche noch Miles am Schreibtisch gegenübergesessen hatte, stapelten sich jetzt Wollballen über Wollballen. Der Geruch nach feuchtem Schaf war so überwältigend, dass sie unwillkürlich den Atem anhielt.
    » Was machen Sie denn hier?«
    Die herrische Stimme ließ sie herumfahren. George Stevenson stand vor seinem Büro und betrachtete sie ungehalten. » Ich habe Ihnen doch ausrichten lassen, dass Sie warten sollen, bis ich mich wieder bei Ihnen melde.«
    » Niemand hat mir etwas gesagt«, stieß sie trotzig hervor und griff nach dem Türrahmen, weil um sie herum alles zu schwanken begann.
    » Somerhill wollte doch…« Stevenson brach ab und kam mit schnellen Schritten auf sie zu. » Mir scheint, was Sie jetzt brauchen, ist ein Brandy«, sagte er, ergriff ihren Arm und führte sie ins Allerheiligste. Dort drückte er sie in den Besuchersessel und klappte den hölzernen, hohlen Globus auf, in dem er seinen berühmten Brandy aufbewahrte.
    » Somerhill hat nicht mit Ihnen gesprochen?« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Er drückte ihr ein Glas mit einer reichlich bemessenen Portion des intensiv duftenden Getränks in die Hand und nahm ihr gegenüber Platz. » Nicht nippen. Herunter damit.« Dorothea gehorchte. Im nächsten Moment bedauerte sie es, denn der Alkohol schien ihre Kehle zu versengen. Hustend und mit Tränen in den Augen kämpfte sie um ihre Fassung.
    » Den Rest auch noch«, sagte Stevenson ruhig und wartete danach geduldig, bis ihr Gesicht wieder seine normale Färbung hatte. » So, Miss Schumann, reden wir offen miteinander. Sie haben ja sicher mitbekommen, dass die Lage für den Register immer prekärer wurde. Deswegen hatte ich Somerhill bereits vor Längerem geraten, sich besser um eine Anstellung bei einer anderen Zeitung zu bemühen. Vor vier Tagen hat er sich nach Singapur eingeschifft.«
    » Nach Singapur? Liegt das nicht in Ostindien?« Halb betäubt starrte sie auf die große Landkarte an der gegenüberliegenden Wand, ohne wirklich etwas davon zu sehen. » Und wann wird er wiederkommen?«
    » Überhaupt nicht.« Der Chefredakteur räusperte sich. » Ich dachte, dass Sie das wüssten.«
    Miles hatte sich feige aus dem Staub gemacht! Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Damit hatte sie nicht gerechnet. Jetzt konnte sie ihm ihre Verachtung nicht einmal mehr ins Gesicht schleudern. Selbst um diese letzte kleine Genugtuung hatte er sie gebracht!
    In Stevensons harten Gesichtszügen war nichts zu lesen. Weder Mitgefühl noch Neugier.
    Plötzlich erschien es ihr überaus wichtig, vor ihm nicht die Fassung zu verlieren. » Er ist wohl nicht dazu gekommen, es mir zu sagen.« So würdevoll wie möglich richtete sie sich auf und sah ihm ins Gesicht. » Sie erwähnten vorhin eine Nachricht, die Sie mir haben schicken lassen? Dass Sie mich nicht mehr bräuchten?«
    » Verstehen Sie das bitte nicht falsch! Sie sind eine verdammt gute Reporterin. Aber ich kann Sie nicht mehr bezahlen.« Stevenson verzog den Mund zu einem bitteren Grinsen. » Sie haben es ja vorhin selbst gesehen: Sämtliche Büros sind zu Lagerräumen umfunktioniert und vermietet. Das bringt jedoch nur das Nötigste. Bis wir wieder flüssig sind, muss ich, so leid es mir tut, auf Ihre Dienste verzichten.«
    » Ich bin sicher, dass der Register bald wieder an seine

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