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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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sehen, noch rasch die letzte Galgenfrist auszunutzen, ehe Mrs. Wilson vom Whist zurückkommt.« Verführerisch strichen seine Lippen über ihre empfindliche Kehle, ehe er sie in die Kissen drückte. Sie hatten es sich angewöhnt, sich an den Nachmittagen in Miles’ Zimmer zu treffen, an denen seine Vermieterin zu ihren wöchentlichen Whist-Turnieren in die Nordstadt ging.
    Wenn sie dann, durch ihren Gewinn und den stets reichlich ausgeschenkten Portwein in äußerst heitere Stimmung versetzt, in den frühen Abendstunden heimkehrte, war sie gegenüber verdächtigen Gerüchen oder Spuren deutlich weniger argwöhnisch als normal.
    Dorotheas Familie hatte sich in der Zwischenzeit so an ihre ungeregelten Abwesenheiten gewöhnt, dass sie, wenn sie sich in die Redaktion verabschiedete, höchstens mit der Frage rechnen musste: » Bist du zum Abendbrot zurück?«
    Nachdem ihr erster unter ihrem eigenen Namen erschienener Bericht über Janes ungewöhnliche Liebesgeschichte, die der Hochzeit vorausgegangen war, zahlreiche positive Leserbriefe zur Folge gehabt hatte, hatte Stevenson von ihr weitere » Frauengeschichten« verlangt. Als Erstes hatte sie mit den deutschen Marktfrauen gesprochen, und erst dabei war ihr die ganze Tragweite des Schicksals der gemeinhin als » lutherans« bezeichneten Gruppe klar geworden.
    » Wie schäbig vom preußischen König, sie derart zu schikanieren!«, hatte sie sich entrüstet, als sie beim gemeinsamen Essen der Familie von den Gefängnisstrafen und harten Geldbußen erzählt hatte, mit denen man sie zum Einlenken hatte zwingen wollen. » Stellt euch vor: Die armen Menschen sind nur wegen ihres Glaubens verfolgt worden. Wie im alten Rom!«
    » Jetzt lass aber mal die Kirche im Dorf«, hatte ihr Vater ungewohnt vehement eingeworfen. » Es hat genug lutheranische Gemeinden gegeben, die sich der gemeinsamen Agenda nicht verweigert haben. Die Absicht des Königs, in Preußen eine einzige unierte Landeskirche zu schaffen, sollte anderen Menschen den Kummer ersparen, den er als zutiefst frommer Mann empfunden hat, weil er niemals mit seiner geliebten Frau gemeinsam das Abendmahl einnehmen durfte! Sosehr ich Pastor Kavel als Theologe schätze, als Seelsorger zeigt er einen bedenklichen Hang zum Fanatismus.«
    » Du gibst ihm die Schuld an der Misere?«
    Pastor Schumann seufzte leise und schüttelte den Kopf. » Nein, Dorchen. So einfach ist es nie. Da sind schon mehrere Dickköpfe aufeinandergeprallt. Ich wollte dich nur davor warnen, vorschnell einseitig Partei zu ergreifen. Du hast eine gute Auffassungsgabe und einen scharfen Verstand. In einer Zeitung zu schreiben bedeutet auch eine große Verantwortung. Die Leser erwarten, dass das, was du schreibst, der Wahrheit entspricht. Das darfst du nie vergessen!«
    Der Fund von vier weiteren Leichen des Maria-Massakers Ende April 1841, darunter vermutlich die des Kapitäns und seiner Frau, hätte wohl mehr Aufsehen erregt, wenn die Nachricht sich nicht mit der Ankunft des neuen Gouverneurs überschnitten hätte. » Ich werde mich doch jetzt nicht in die Einöde schicken lassen, wenn in Adelaide die Fetzen fliegen!«, hatte Miles ihren Vorschlag, nach Encounter Bay zu reisen, um seine Eindrücke der einsamen Gräber in den Dünen besser schildern zu können, von sich gewiesen. » Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass sich noch irgendjemand für die armen Schweine interessiert? Jetzt, wo dieser bigotte Gawler endlich abgesägt ist, werden andere Zeiten anbrechen.«
    Miles Somerhill sollte recht behalten, allerdings nicht ganz in dem Sinne, in dem er es gemeint hatte. Der neue Gouverneur schien nach dem Sprichwort zu verfahren: » Neue Besen kehren gut.« Noch ehe sein Vorgänger das Land verlassen hatte, wurden bereits Stimmen laut, die meinten, man sei vom Regen in die Traufe geraten. Nicht nur, dass Grey mit sofortiger Wirkung sämtliche Baumaßnahmen gestoppt hatte– er hatte auch all jene Angestellte aus dem öffentlichen Dienst entlassen, die seinen Anforderungen nicht genügten oder sonst sein Missfallen erregt hatten. Den stechenden Augen unter buschigen Brauen entging nichts. Ein Angestellter wurde entlassen, weil er versehentlich eine Fensterscheibe zerbrochen hatte; ein Bürojunge, weil dem Gouverneur dessen acht Pence Lohn zu hoch schienen.
    Der zuständige Beamte für Immigration musste sich anhören, dass Senf unnötiger Luxus bei der Beköstigung der Bedürftigen sei. Ihre staatliche Unterstützung wurde auf ein absolutes Minimum

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