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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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auf den Aufsteigebock kletterte. Nach seinen Anweisungen stellte sie den linken Fuß in den Steigbügel, schwang sich hinauf und hatte dann etwas zu kämpfen, bis es ihr gelang, unter all den Röcken ihr rechtes Knie um das Sattelhorn zu legen.
    » Die äußere rechte Wade drückt gegen das Sattelblatt– das ist die Lederdecke hier–, die Zehen leicht nach unten. Das linke Bein bleibt fast ausgestreckt. Fertig?«
    Sehr bequem war es nicht und sehr, sehr hoch. Ängstlich umklammerte sie mit beiden Händen den vorderen Sattelknauf. Nur zu gerne hätte sie ihren Mann gebeten, ihr wieder herunterzuhelfen. Aber vor den Ställen gaben nicht nur John und Gilbert vor, damit beschäftigt zu sein, Zaumzeug zu putzen und Sättel zu pflegen. Auch ihre Stieftochter hockte in wenig mädchenhafter Pose auf dem obersten Gatterbalken und betrachtete die Szene mit unverhohlener Schadenfreude.
    Wenn sie jetzt feige aufgab, wäre ihr die bodenlose Verachtung des Mädchens sicher. Warum musste Claire auch ausgerechnet eine versierte Reiterin gewesen sein! Hätte sie sich nicht mit Aquarellmalerei, Klavierspiel oder anderen ungefährlichen Zeitvertreiben beschäftigen können?
    » Sam wird Molly jetzt ganz langsam im Schritt führen«, kündigte Robert an. Es war ihm anzuhören, dass er sich das Lachen verbeißen musste. » Versuch, dich an die Bewegungen des Pferdes anzupassen. Ihr müsst eins werden miteinander.«
    Robert hat gut reden, dachte Dorothea und presste leicht gereizt die Lippen aufeinander. Wenn sie wie er im Männersitz reiten könnte, würde sie sich auch nicht so unsicher fühlen. So hatte sie das Gefühl, bei jedem eventuellen Stolpern von Molly im hohen Bogen durch die Luft zu segeln. Im Lauf der ersten Stunde schaffte sie es tatsächlich, ein Anfangsgefühl für die Balance zu entwickeln, die es benötigte, um im Damensitz zu reiten. Allerdings wurden ihr noch nicht die Zügel ausgehändigt. » Nicht, dass du aus lauter Nervosität ihr empfindliches Maul malträtierst«, erklärte Robert wenig galant. » Für das erste Mal gar nicht so schlecht, nicht wahr, Sam?«
    » Ma’am ist die geborene Reiterin«, erklärte Sam und spuckte einen kräftigen Strahl braunen Tabaksafts in Richtung eines neugierigen Kookaboorra auf einem der Gatterpfosten. Lautstark protestierend flatterte der Vogel davon. » Die Mistviecher sollen ein schlechtes Omen sein, sagt King George«, brummte er als Begründung.

11
    Dorotheas erste Wochen in ihrem neuen Heim schienen geradezu zu verfliegen. Zwischen Heathers Unterrichtsstunden, dem Reitunterricht, angeregten Unterhaltungen mit Lady Chatwick und Haushaltsdingen fand sie kaum Zeit, einige Kleider aus der umfangreichen Garderobe Claires für sich zu ändern. Glücklicherweise war die Schneiderin so vorausschauend gewesen, für zukünftige Schwangerschaften reichlich Saumzugaben einzurechnen. Davon profitierte sie nun, denn Dorotheas Taille war um gut zwei Finger breiter, als es Claires gewesen war.
    Im August nahm sie all ihren Mut zusammen und gestand Robert, dass ihre Monatsblutung ausgeblieben wäre. Arglos schrieb er ihre geröteten Wangen und den gesenkten Blick ihrer Schamhaftigkeit zu. Seine Freude über die Schwangerschaft war derart ehrlich und überschwänglich, dass Dorothea sich noch schäbiger fühlte als sonst. Aber sie hatte diesen Weg gewählt und musste ihn jetzt zu Ende gehen. Auch um des Kindes willen.
    Lady Chatwick nickte mit der ganzen Erfahrung einer kinderlosen älteren Dame und erklärte, es schon seit geraumer Zeit vermutet zu haben. Schließlich sei ein gesunder Appetit immer ein deutlicher Hinweis auf diesen Zustand, nicht wahr?
    Heather sagte gar nichts. Während der Schulstunden hatten die beiden zu einem Verhältnis gefunden, das zwischen Duldung und vorsichtiger Zuneigung pendelte. Deswegen hatte Dorothea gebeten, es Heather selbst mitteilen zu dürfen. » Würdest du dich über ein Geschwisterchen freuen?«, fragte Dorothea zur Einleitung und war dann doch überrascht über Heathers prompte Gegenfrage: » Du bekommst ein Baby?« So viel zu ihrem Vorhaben, ihrer Stieftochter die Neuigkeit behutsam beizubringen.
    » Ja«, sagte sie also. » Freust du dich?«
    Das Mädchen senkte den Blick auf die Schreibplatte vor sich und zuckte stumm mit den Schultern.
    » Was wäre dir denn lieber: ein Brüderchen oder ein Schwesterchen?«, versuchte Dorothea, ihr eine Reaktion zu entlocken.
    » Ist doch egal.« Das klang nicht gerade enthusiastisch.
    » Vielleicht hast du

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