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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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auch nur in die Nähe des Lagers zu gehen. In ihrer Unwissenheit waren die Schwarzen an der Mission ihr harmlos erschienen. Doch je mehr sie über die Eingeborenen erfuhr, desto unheimlicher wurden sie ihr. Was, wenn so einer wie der finstere Jäger plötzlich zu der Überzeugung gelangte, eine weiße Frau sei auch nur eine Frau? Die lüsternen Blicke der Männer am Feuer waren unmissverständlich gewesen. Dorothea fröstelte plötzlich. Was, um Himmels willen, hatte Claire nur dazu bewogen, ihre Nähe zu suchen?
    Robert hatte gesagt, das Briefpapier läge in der obersten Schublade, aber es gab zwei davon. Versuchsweise zog sie zuerst die linke auf. Neben einigen der gerade in Mode kommenden Stahlfedern samt Halter und einer Stange Siegellack lag ein Stapel Büttenpapier und obenauf ein paar mit krakeliger Handschrift bedeckte Briefbogen. Sie wollte sie schon achtlos beiseiteschieben, als sie innehielt. Etwas an der Schrift kam ihr sonderbar vertraut vor.
    Man las keine fremden Briefe. Dennoch konnte sie nicht anders; als zwinge sie etwas außerhalb ihres Bewusstseins, verschlangen ihre Augen die letzten Zeilen des Schreibens auf der Suche nach einem Namen. Und da stand er: » Dein Ian.«
    Mit einem hörbaren Plumps ließ sie sich auf den Schreibtischstuhl nieder. War das möglich?
    Sicher gab es auch noch andere Männer gleichen Namens. Es musste nicht der Junge vom Schiff sein, an den sie jetzt nahezu täglich dachte: immer dann, wenn sie heimlich hinter den Stallungen mit dem Wurfmesser übte. Der Kampf mit ihrem Gewissen währte nur kurz. Mit klopfendem Herzen holte sie die Bogen aus der Schublade, suchte nach dem Anfang, und dann gab es kein Halten mehr.
    Mein lieber Robert,
    sicher wartest Du schon länger auf ein Lebenszeichen von mir. Ich hoffe, dass Deine Brautschau Dich gebührend in Anspruch nimmt, um nicht auf Ablenkung durch ein armseliges Schreiben meinerseits zu warten. Jedenfalls wünsche ich Dir alles Glück dieser Welt. Niemand hat es mehr verdient als Du.
    Der letzte Treck nach Adelaide war die Hölle. Du hast sicher davon gehört. Robinson hatte Gouverneur Grey dringend um Geleitschutz gebeten, und wie nötig der gewesen wäre, durften wir am 26. August erleben.
    Schon nachts war das Vieh merkwürdig unruhig. Wir auch, denn wir wussten nur zu gut, dass wir mitten im Gebiet der Maraura waren, die im Mai erst vier von unseren besten Leuten ermordet hatten. Und tatsächlich: Im Morgengrauen ertönte dieses nervenzermürbende Hu-ih, hu-ih aus mindestens fünfzig schwarzen Kehlen. Ein Anblick, den ich nie vergessen werde: ein Haufen Wilder, die Körper bemalt in dieser scheußlichen Art, dass man denken könnte, es mit Totengerippen zu tun zu haben. Mit den Federputzen auf den Köpfen und an Armen und Beinen hätte es komisch gewirkt wie ein palti , aber es war bitterernst.
    Ununterbrochen dies infernalische Geheul ausstoßend, stürzten sie auf unseren Lagerplatz zu und versuchten, uns zu überrennen. Wir waren nur zu sechst, aber wir schossen, was das Zeug hielt, und tatsächlich gelang es einem von uns, den Häuptling zu erwischen. Wir vermuten jedenfalls, dass er es war, denn kaum sank er getroffen zu Boden, flohen die anderen wie ein Mann. Wir töteten fünf, und sicher haben wir auch noch ein paar verwundet.
    Du hast mir ja gesagt, man soll sie nicht verscharren, sondern liegen lassen, damit ihre Angehörigen sie holen und nach ihren Sitten bestatten können. Das taten wir und versuchten, so rasch wie möglich weiterzukommen, ehe sie sich zu einem neuen Angriff sammeln konnten.
    Einen halben Tagesritt weiter trafen wir dann endlich auf Major O’Halloran und seine Leute. Auch der gute Moorhouse war dabei und ziemlich bestürzt, als wir von den Toten berichteten. Hätte er sich etwas mehr beeilt!
    Trotz allem war es gut, dass wir eskortiert wurden, denn sie griffen tatsächlich noch einmal an. An der Furt, Du weißt: die mit den alten Akazien, versuchten sie, uns zu umzingeln und ins Wasser zu treiben. Da hätten sie den Vorteil gehabt, dass wir auf den Pferden nicht so beweglich waren wie sie. Und sie können tauchen wie die Otter!
    Es gab ein teuflisches Hin und Her! Die Kerle hätten es fast geschafft, den alten Tom von seinem Pferd und unter Wasser zu ziehen. Wenn ich nicht in letzter Minute einem von ihnen mein Messer in die Brust geworfen hätte, wäre es um den alten Burschen geschehen gewesen.
    Ich denke nicht, dass sie bei der Untersuchung Moorhouse einen Vorwurf machen werden, dass er

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