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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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dass Heather es immer einzurichten gewusst hatte, dass sie vor dem Unterricht rasch noch etwas erledigen musste. Woraufhin sie verschwand und nicht wieder auftauchte.
    Dorothea ging also nicht darauf ein, sondern sagte nur freundlich: » In Zukunft werde ich darauf achten, dass wir dein Unterrichtspensum auf jeden Fall irgendwie absolvieren. Ist deine Feder gespitzt?– Gut, dann lass uns mit ein paar Schreibübungen anfangen.«
    Trotz fehlender Begeisterung erwies Heather sich als erstaunlich geschickt. Während sie von dem Vorlagebogen die Wörter kopierte, sah Dorothea sich im Schulzimmer genauer um. Robert hatte nur gemeint: » Es ist alles da, was du brauchen wirst. Und wenn nicht, lassen wir es eben kommen.« Das würde nicht nötig sein, denn die Ausstattung war mehr als üppig. Pastor Schumann hätte sich glücklich geschätzt, eine auch nur vergleichbare Sammlung an Lehrmaterialien in seiner Missionsschule zur Verfügung gehabt zu haben: Papier im Überfluss; eine ganze Schublade voller Federkiele und neumodische Bleistifte in bester Qualität; Aquarellfarben, die Karls Augen hätten strahlen lassen, und jede Menge Bücher. Dorothea schmunzelte, als sie die fünf unterschiedlichen Lesefibeln nebeneinander sah. Robert hatte offenbar unterschiedslos alles aufgekauft, was zu bekommen gewesen war. Für den Erdkundeunterricht gab es eine ganze Kartensammlung. Sie wählte eine der gerollten Landkarten mit der Aufschrift » Australien« und hängte sie an den Kartenständer. Heather sah von ihrer Schreibarbeit auf.
    » Kann ich jetzt aufhören?«
    » Bist du fertig?«
    » Noch nicht, aber ich habe keine Lust mehr. Meine Hand tut weh«, maulte sie und verzog das Gesicht in einer schmerzlichen Grimasse.
    » Das kommt daher, dass deine Finger noch nicht daran gewöhnt sind, den Kiel zu halten«, erklärte Dorothea. » Du wirst sehen: Es wird jeden Tag leichter werden.«
    » Wieso muss ich überhaupt schreiben lernen? Sam kann auch nicht schreiben.«
    » Schreiben können ist überaus hilfreich«, versuchte Dorothea das Mädchen zu überzeugen. Unvermittelt kam ihr Ian in den Sinn. Der Waisenjunge, der so erpicht darauf gewesen war, es zu lernen. Wo er jetzt wohl war? Wie mochte es ihm ergangen sein? Sie schob die Erinnerung an Ian beiseite und konzentrierte sich wieder darauf, das Interesse ihrer lustlosen Schülerin zu wecken. » Nicht nur für Einkaufslisten und Briefe. Wenn ich nicht hätte schreiben können, hätte ich nicht bei der Zeitung in Adelaide arbeiten können.«
    » Du hast bei einer Zeitung gearbeitet?« Heathers Interesse war unzweifelhaft geweckt. » Ich dachte, das täten nur Männer.«
    » Ich war auch die einzige weibliche Mitarbeiterin«, sagte Dorothea mit einem gewissen Stolz. » Und Mr. Stevenson nahm mich nur, weil wir Jane als Haustochter hatten, die Frau von Tim Burton. Kennst du ihn vielleicht? Er arbeitete für deinen Vater.«
    » Ich glaube nicht. Eliza sagt, früher waren immer zu viel Fremde im Haus, aber ich kann mich nicht daran erinnern. Seit meine Mutter tot ist, kommt niemand mehr, um uns zu besuchen.« Auf einmal klang Heathers Stimme traurig. Sie sah so verloren aus, dass es Dorothea drängte, sie in den Arm zu nehmen. Spürte sie mit dem feinen Instinkt des Kindes, dass die gesellschaftliche Isolation, in der sie hier draußen lebten, nicht ganz freiwillig war? Sicher vermisste sie ihre Mutter schmerzlich. Da halfen auch die liebevolle Zuneigung von Lady Chatwick und Mrs. Perkins etwas handfestere Fürsorge wenig. Was sie bräuchte, waren Spielkameraden in ihrem Alter.
    » Was bedeutet Haustochter?« Heathers Frage riss sie aus ihren Überlegungen.
    » Das bedeutet, dass ein Mädchen– oder eine junge Frau«, berichtigte sie sich schnell und unterdrückte ein Lächeln, als sie sich an Janes zuweilen schockierende Ansichten erinnerte, » bei einer Familie lebt und dort Manieren und Haushaltsführung lernt.«
    » Und wieso konnte diese Jane das nicht schon vorher?«
    » Jane ist eine Kaurna«, erwiderte Dorothea schlicht.
    Heather machte große Augen. » Eine Eingeborene?«
    » Ja.«
    » Warum wollte sie Manieren und Haushaltsführung lernen? Das ist doch Blödsinn!« Das Mädchen blies verächtlich die Luft aus.
    » Mr. Burton hatte sich in sie verliebt und hatte sie gebeten, seine Frau zu werden«, brachte Dorothea die skandalöse Geschichte in eine für Kinderohren vertretbare Form.
    » Und was hatte das damit zu tun, dass du bei der Zeitung gearbeitet hast?«, kam Heather auf

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