Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
Vom Netzwerk:
recht«, sagte Dorothea im Versuch, verständnisvoll zu sein. » Als ich klein war, wünschte ich mir immer eine Schwester zum Spielen. Weißt du, ich hatte nur zwei Brüder, und die fanden Mädchenspiele immer albern. Aber Jungenspiele machten mir eigentlich genauso Spaß. Was ist eigentlich dein Lieblingsspiel?«
    Vergeblich. Heather zuckte nur erneut mit den Schultern und nuschelte ein kaum verständliches » Weiß nicht«. Sie hatte sich in einen inneren Bereich zurückgezogen und die Türen zugeschlagen. Auf alle Fragen antwortete sie nur noch mit enervierender Einsilbigkeit. Nicht einmal Flinders Reisebericht, dem sie vorher mit unverfälschtem Vergnügen gelauscht hatte, riss sie aus ihrer Erstarrung. Schließlich gab Dorothea ihre Versuche auf.
    Lady Chatwick, bei der sie nach der missglückten Unterredung Rat suchte, legte etwas widerstrebend ihren Roman beiseite. Vermutlich war sie gerade an einer besonders spannenden Stelle. Dennoch wartete sie höflich, bis Dorothea geendet hatte. » Ich würde mir nicht so viele Gedanken machen, Liebes«, riet sie ihr dann. » Heather ist zuweilen etwas seltsam. Das muss man nicht so ernst nehmen. Spätestens wenn das Baby da ist, wird sie sich schon damit abfinden.«
    Das konnte man nur hoffen! Dorothea bezweifelte im Stillen, dass Lady Chatwick recht behielte. Da diese jedoch schon wieder nach ihrem Buch gegriffen hatte, murmelte sie einen Dank und zog die Türe leise hinter sich zu. Vielleicht machte sie sich ja wirklich zu viele Gedanken.
    Dorothea schob die Sorge um den Gemütszustand ihrer Stieftochter beiseite und ging in Roberts Arbeitszimmer, um dort nach Briefpapier zu suchen. Claire schien keine eigene Korrespondenz geführt zu haben: In der Schublade ihres Sekretärs befanden sich außer einem eingetrockneten Tintenfass nichts als ein paar Modejournale, ein hellblaues Strumpfband und ein zerbrochener Schildpattkamm sowie zwei tote Käfer, die zwar auf rätselhafte Weise hinein-, jedoch nicht mehr hinausgefunden hatten.
    Roberts Arbeitszimmer wurde dominiert von einem riesigen Schreibtisch. An der Wand dahinter hing eine Karte von Südaustralien, auf der die Routen der Viehtrecks, die Stammesgebiete sowie diverse Lokalitäten eingezeichnet waren. Bisher hatte sie sich noch nicht die Zeit genommen, sie näher zu studieren. Diese Karte war deutlich detaillierter als die im Schulzimmer. Sie zeigte allerdings auch nicht ganz Australien, sondern nur die Kolonie Südaustralien mit den angrenzenden Gebieten von Neu-Südwales. Neugierig trat sie näher. Robert hatte ihr erklärt, dass es für ein harmonisches Miteinander mit den ortsansässigen Eingeborenenstämmen äußerst wichtig sei, nicht unwissentlich heilige Plätze oder Begräbnisstätten zu entweihen.
    Handelte es sich bei den markierten Punkten um solche Orte?
    Einer, ganz in der Nähe, war ihr bekannter, als ihr lieb war. Er lag am Ufer des Murray River, und sie schüttelte sich immer noch bei der Erinnerung. Einige Tage nach ihrer Ankunft hatte Robert sie dem benachbarten Stamm vorstellen wollen und war mit ihr zum Lagerplatz gegangen. King George empfing sie so würdevoll, als trüge er nicht bloß einen Umhang aus Opossumfell, sondern mindestens die halbe Brust voll königlicher Orden. Mit vor Stolz geschwellter Brust führte er sie an das Feuer, um das die Männer des Stammes herumlungerten. Dorothea empfand die Blicke der Männer als unangenehm aufdringlich. Obwohl sie ihre Garderobe bewusst schlicht gewählt hatte, hingen ihre Augen so schamlos anzüglich an ihrem schwellenden Busen, dass sie instinktiv ihr Umschlagtuch fester zog. Nur zögernd machten sie ihr Platz, und es bedurfte eines strengen Befehls von King George, um einen finster blickenden Schwarzen dazu zu bewegen, seinen Sitz aus geflochtenen Grasmatten zu räumen.
    Frauen und Kinder waren keine zu sehen. Erst nachdem Robert den Beutel Tabak verteilt hatte und alle damit beschäftigt waren, ihre provisorischen Pfeifen zu stopfen, kamen einige picaninnies mit den typischen Kugelbäuchen aus den Hütten und starrten die fremde weiße Frau an. Dorothea war froh, dass sie daran gedacht hatte, eine Schachtel von Mrs. Perkins’ selbst gemachten Karamellbonbons mitzunehmen. Damit war das Eis im Nu gebrochen– vor allem, als die erwachsenen Männer sich nicht zu schade waren, ebenfalls nach den Süßigkeiten zu verlangen.
    » Wo sind eigentlich die Frauen alle?«, fragte Dorothea schließlich leise ihren Mann, während die jüngeren Männer und

Weitere Kostenlose Bücher