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Wenn der Hunger erwacht (German Edition)

Wenn der Hunger erwacht (German Edition)

Titel: Wenn der Hunger erwacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhyannon Byrd
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dir und Elaina schiefgelaufen?“ Sie drehte sich im Sitz, um ihn ansehen zu können.
    Sein Gesicht nahm neben der üblichen Bitterkeit, die einfach zu ihm gehörte, einen Ausdruck von … Bedauern? … an.
    „Sagen wir mal, ich war eben alles andere als ein idealer Sohn für sie“, antwortete er nach einer Weile. Er steuerte den Wagen mit der linken Hand, während seine rechte den Becher umklammerte, der jetzt auf seinem Schenkel ruhte.
    „Aber sie hat dich geliebt“, sagte sie schlicht. „Sehr sogar.“
    Er rollte die Schultern, als wolle er eine unangenehme Berührung abschütteln. „Tja, na ja, das hat sie jedenfalls nicht davon abgehalten, mir dauernd vorzuwerfen, ich würde mein Leben verschwenden, ich wäre genauso wie mein alter Herr, und der war der größte Versager, den die Welt je gesehen hat. Das Schlimmste daran war, dass sie völlig recht hatte. Dauernd hat sie gesagt, von mir würde sie mehr erwarten, und ich hab sie immer wieder enttäuscht. Als ich sechzehn war, bin ich von der Schule abgegangen und hab angefangen, mit einer Truppe ziemlich rauer Typen rumzuhängen …“, ein kehliges Lachen drang aus seiner Brust, „… was noch eher nett ausgedrückt ist. Irgendwann hatte ich die Nase voll von ihrem ständigen Geschimpfe und bin abgehauen.“
    „Bist du jemals zurückgekommen?“, hakte Molly nach und bekämpfte den Drang, ihre Hand auszustrecken und mit den Fingerspitzen über die maskuline Perfektion seines Arms zu fahren. Über die Ausbeulung seines Bizeps, die den Ärmel seines grauen T-Shirts dehnte. Über den wohlgeformten Unterarm und das kräftige Handgelenk.
    „Nachdem ich einmal weg war, habe ich ihr Haus nie wieder betreten.“
    „Trotzdem hast du ihr geholfen, als sie Hilfe brauchte“, erwiderte sie sanft. „Ich weiß, dass du die meisten ihrer Arztrechnungen und Medikamente bezahlt hast, als sie krank wurde, bis zu ihrem Tod.“
    Er warf ihr einen überraschten Blick zu, die Brauen über dem wütenden Blau seiner Augen zusammengezogen, tiefe Furchen auf der Stirn. „Wer zum Teufel hat dir das erzählt?“
    Molly hob die Brauen. „Was glaubst du denn?“
    Leise fluchend konzentrierte er sich wieder auf die Straße. „Ich hab ihm gesagt, er soll ihr erzählen, es wäre sein Geld“, grollte er und hämmerte auf das Lenkrad ein.
    „Du hast Riley gebeten, es ihr nicht zu sagen?“, murmelte sie, fasziniert von den widerstreitenden Emotionen, die über sein Profil glitten. Sein Zorn war fast ein lebendes, atmendes Wesen, mit ihnen eingesperrt in der Fahrerkabine seines Kleinlasters.
    „Nein, ich habe nicht darum gebeten“, dröhnte er. „Ich habe es von ihm verlangt. Aber der konnte ja noch nie irgendwas für sich behalten.“
    „Also, ob dir das was bedeutet oder nicht, was du da getan hast, ich halte das für äußerst bewundernswert, Ian. Elaina sagte, dein ganzes Gespartes, seit du dein Geschäft in Colorado aufgemacht hast, ist dabei draufgegangen. Das ist ein ganz schönes Opfer.“
    Er bewegte wieder die Schultern; ihr Lob war ihm ganz und gar nicht angenehm. „Geld ist doch bloß Geld. Ich mache diesen Job, weil er mir Spaß macht. Weil ich immer draußen sein kann. Weil ich mit den Händen arbeiten und mir meine Zeit frei einteilen kann. Nicht weil ich damit eines Tages reich werden könnte.“
    „Das respektiere ich.“ Sie fragte sich, ob er überhaupt eine Ahnung hatte, wie erstaunlich das war, diese Selbstlosigkeit und pure Großzügigkeit, in einer Welt, die sich sonst nur um den heiligen Dollar drehte. „Und nach dem, was ich so gehört habe, bist du unglaublich gut in deinem Job. Sie ist sehr stolz auf dich.“
    Statt einer Antwort grunzte er bloß, und erneut senkte sich drückendes Schweigen herab, bis er endlich sagte: „Jetzt bin ich dran.“
    Molly hatte aus dem Fenster geschaut, jetzt wandte sie den Blick wieder seinem Profil zu. „Mit was dran?“
    „Dir eine persönliche Frage zu stellen.“
    Sie wusste, was er sagen würde, fragte aber trotzdem. „Was willst du denn wissen?“
    „Ich will wissen, wieso du hier bist. Warum du Elaina nicht einfach gesagt hast, sie soll sich verpissen und dich mit uns bescheuerten Buchanans in Ruhe lassen. Wieso du bereit bist, dein Leben für Leute zu riskieren, die du überhaupt nicht kennst.“
    „Das ist keine schöne Geschichte“, warnte sie ihn mit tiefer Stimme und blickte auf ihren Schoß, wo sie mit dem Daumen über das dunkle Blau ihrer Jeans rieb. Sie spürte etwas Kaltes im Nacken, unter

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