Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt
aufzuklären, auch wenn sich das Schiff im Ausland aufhielt. »Und da wir jetzt wissen, dass Maria das Schiff freiwillig verlassen hat, wollen Sie nicht mehr, dass ich mich an der Suche beteilige? Mrs Alvarado, ich kann Ihre Tochter finden. Wenn Sie und Ihr Ehemann mich nicht weiter von meiner Arbeit abhalten.«
»Aber … Hector sagte, wir dürften mit niemandem darüber reden, schon gar nicht mit jemandem vom FBI .«
»Was ist geschehen?«
Sie wiegte den Kopf hin und her. »Seine alte Truppe aus Armeezeiten wird ihm helfen. Er wird Maria retten. Er wird mir meine Tochter zurückbringen.«
»Lassen Sie mich ihn dabei unterstützen. Mrs Alvarado, lassen Sie mich Maria helfen!«
Sandra zögerte, sichtlich hin und her gerissen. »Nein. Hector weiß, was er tut. Er sagte, niemand Fremdes dürfe sich da einmischen.«
»Tja, tut mir leid. Ich mische bereits mit. Und ich werde das auch weiterhin, egal wie sehr Sie Ihren politischen Einfluss ausspielen. Möchten Sie wirklich, dass ich loslege, ohne sämtliche Hintergründe zu kennen, und deswegen eventuell das Leben Ihrer Tochter riskiere?«
Sie wollte immer noch nicht nachgeben. Caitlyn fiel ein, welch eine starke Einheit die Alvarados bei ihrer ersten Begegnung gebildet hatten. Sandra stellte Hectors Urteil über alles andere, obwohl Marias Leben am seidenen Faden hing.
»Ich werde Ihnen sagen, was meiner Meinung nach passiert ist«, fuhr Caitlyn unbeirrt fort. »Sie haben weder von Maria noch von irgendwelchen entfernten Verwandten gehört. Sondern eine Lösegeldforderung erhalten.«
Sie hatte ins Schwarze getroffen. Sandra sackte an der Bar zusammen, ihr entglitten die Gesichtszüge. »Ich habe ihm gesagt, dass das nicht funktionieren wird.« Ihr Blick verlor sich in der Ferne, dann sah sie Caitlyn eindringlich an. »Hector hat eine Nachricht erhalten. Sie haben Maria und wollen sich in Santo Tomás mit ihm treffen.«
»Wer hat Maria?«
»Guerillakämpfer, gegen die Hector im Bürgerkrieg von La Violencia gekämpft hat.«
»Ich dachte, der Bürgerkrieg sei seit zwanzig Jahren beendet …«
»Das endet nie«, erwiderte Sandra voll Verachtung. »Generationen sind daran zerbrochen. Ich werde nicht auch noch meine Maria deswegen verlieren.«
»Sie haben alte Freunde von Hector aus Armeezeiten erwähnt. Wer ist das?«
»Ja. Mein Hector, er war bei den Kaibiles. La Mano Dura . Das ist die Eliteeinheit der guatemaltekischen Armee. Die Besten der Besten. Er hat seine Einheit von damals kontaktiert, damit sie ihn in Santo Tomás treffen. Von dort aus will er sich gemeinsam mit ihnen auf den Weg in den Dschungel machen, die Guerillas aufspüren und Maria retten.«
»Weiß er, wo sie gerade ist?«
»Nein. Aber wir haben einen alten Freund vor Ort, Dr. Otto Mendez Carrera. Er war auch damals mit Hector in der Armee. Und lebt in der Nähe von Santo Tomás. Hector hofft, dass er weiß, wo die Rebellen ihr Lager aufgeschlagen haben.«
Caitlyn notierte sich alle Namen und Begriffe. Noch mehr Recherchearbeit für Carver, während sie unterwegs nach Guatemala war. Hoffentlich fand er etwas heraus, bis sie dort eintraf. Noch besser wäre, wenn sie rechtzeitig dort ankommen würde, um sich noch mit Hector zu treffen.
»Wie lautet die Lösegeldforderung? Wann soll die Übergabe stattfinden?«, fragte sie.
»Sie haben überhaupt nichts gefordert. Sagten, dass sie die Einzelheiten mit Hector persönlich klären wollten. Er wusste, was das bedeutet – sie wollen ihn gleichfalls als Geisel nehmen. Deswegen kann er auch nicht mit ihnen verhandeln.«
Damit hatte er recht. Entführungen, bei denen es um Lösegeld ging, zogen sich häufig über Monate oder sogar Jahre hin, in denen die Geisel ständig an neue Orte gebracht wurde und meist unter primitivsten Umständen leben musste. Oder aber einfach umgebracht wurde, sobald das Geld da war. Wenn die Guerillas Hector in ihre Gewalt bekämen, würden sie Maria nicht mehr brauchen, sondern könnten Sandra auch so erpressen. Eine der beiden Geiseln, entweder er oder Maria, wären somit in Gefahr, brutal hingerichtet zu werden, nur um bei Sandra jeglichen Widerstand zu brechen.
»Wann und wo soll das erste Treffen stattfinden?«
Sandra zog die Stirn kraus. »Das weiß ich nicht. Sie haben Hector lediglich angewiesen, nach Santo Tomás zu kommen, dort würden sie ihn wieder kontaktieren.«
Hector hoffte also darauf, dass seine alten Armeekumpel und dieser Dr. Carrera ihm nützliche Informationen zuspielten, bevor die Guerillas
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