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Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Titel: Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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Helda.«
    Die Krankenschwester warf ihm einen fragenden Blick zu. Er nickte. Sofort beeilte sich die Frau, Maria von den Klettfesseln zu befreien, dann maß sie Marias Blutdruck und ihre Temperatur.
    »Sie waren dehydriert und hatten etwas Wasser in der Lunge«, sagte der Doktor. »Haben sich gegen uns gewehrt. Deswegen haben wir Sie ruhiggestellt. Ich habe Ihren Flüssigkeitsverlust ausgeglichen und Ihnen ein Antibiotikum verabreicht. Einige dieser Kratzer und Bisse hatten sich entzündet, deswegen müssen Sie noch ein paar Tage in Behandlung bleiben.«
    Ohne die Fesseln konnte Maria sich im Bett aufsetzen. Der Arm, in dem die Nadel hing, tat weh, wenn sie ihn beugte, also legte sie ihn auf dem Bettgitter ab, das sie umgab. »Ich muss bitte dringend mit der Polizei sprechen. Etwas Schreckliches ist geschehen. Ein Mann wurde ermordet, und es sind möglicherweise noch weitere Menschen in Gefahr.«
    »Ja, Maria, das wissen wir.« Er tätschelte ihr beruhigend den Arm. »Sie haben uns von Ihrem Freund erzählt, als Sie hier eintrafen. Erinnern Sie sich nicht mehr?« Sein Blick glitt zur Krankenschwester, dann richtete er sich wieder auf Maria. »Nur keine Sorge, meine Liebe. So ein leichter Gedächtnisverlust, das kann vom Beruhigungsmittel kommen. Ich bin Dr. Otto Mendez Carrera, und das ist Helda, eine meiner Schwestern.« Er kniff die Augen zusammen und sah sie abschätzend an. »Können Sie sich an nichts mehr erinnern?«
    Sie dachte angestrengt nach. Da war eine verschwommene Erinnerung an Männerstimmen, die sich über sie unterhielten, davon sprachen, dass Maria beschützt werden müsse. Genaueres wusste sie nicht mehr. Am eindrücklichsten erinnerte sie sich an Prescotts blutüberströmtes Gesicht und an den verächtlichen Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes mit der Narbe. Der Mann mit der Waffe. Sie war in den Dschungel geflohen, war durstig, müde und hungrig gewesen, außerdem hatte sie gefroren und furchtbare Schmerzen gehabt … dann war sie gesprungen … hatte sie das wirklich getan? Sich mitten in der Nacht von einer Klippe in den See gestürzt?
    »Die Polizei – der Professor, sie müssen ihn retten.«
    »Beruhigen Sie sich, ganz ruhig. So ein mutiges Mädchen, nicht wahr, Helda?« Die Krankenschwester nickte und strahlte Maria an. Sie war jünger als Dr. Carrera, in den Vierzigern, sah ihn aber so schwärmerisch an, als sei sie ein junges Schulmädchen. Maria hatte sich schon oft gewünscht eine solche Verliebtheit zu empfinden. Bei Prescott war es dann endlich passiert, irgendwie. Allerdings hatte sie ihn kaum gekannt, also zählte das wohl nicht so recht.
    Und jetzt war er tot. Sie würde nie Gelegenheit haben, ihn besser kennenzulernen. Vergebens versuchte sie, die Tränen zurückzuhalten. Das Zimmer verschwamm vor ihren Augen, also langte sie nach dem Bettgitter, um sich abzufangen. Die letzten Tage forderten ihren Tribut. Es war vorbei. Sie war nicht länger in Gefahr. Sie war in Sicherheit.
    »Schon gut, meine Liebe«, versuchte der Doktor sie zu beruhigen. Seine linke Hand begann unkontrolliert zu zucken, was er verbarg, indem er sie in die Kitteltasche steckte. »Sie haben alle gerettet. Sie waren sehr mutig. Sind im Dunkeln bis zum Ufer geschwommen und dort zusammengebrochen. Sie wollten keine Behandlung zulassen, ehe Sie uns nicht alles von diesen Männern und dem Professor berichtet hatten. Ich habe meine Sicherheitsleute losgeschickt, damit sie ihn retten, auch die Polizei war hier – da waren Sie allerdings nicht bei Bewusstsein, also habe ich darum gebeten, dass sie zurückkommen, wenn sich meine Patientin besser fühlt.«
    Maria blickte zu ihm auf. Durch den Tränenschleier wirkte sein fein geschnittenes Gesicht wie von einem in allen Farben des Regenbogens schillernden Strahlenkranz umgeben. »Sie haben die Männer bereits gefasst? Auch den Mann, der Prescott getötet hat? Er hatte eine Narbe im Gesicht, auf der linken Seite.«
    »Es ist alles gut, machen Sie sich keine Sorgen. Der Professor kam höchstpersönlich heute Morgen vorbei, um sich bei Ihnen zu bedanken – Sie haben sich doch mit ihm über einen verschollenen Schatz unterhalten, wissen Sie noch?« Maria schüttelte den Kopf, es war ihr unerträglich, solche Gedächtnislücken zu haben. »Keine Sorge. Er wird wiederkommen. Seit er letzten Monat hier eingetroffen ist, pflegen wir eine Art freundschaftlichen Wettstreit. Er spielt gerne Schach, doch keiner seiner Studenten ist besonders gut darin, also kommt er hierher, um

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