Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn der Wind dich ruft

Wenn der Wind dich ruft

Titel: Wenn der Wind dich ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
Vom Netzwerk:
«
    Dieses Mal war sein Fluch lästerlicher und weitaus deutlicher zu verstehen. Ohne irgendeine Vorwarnung rollte er sich weg unter das Bett, die Decke mit sich nehmend.
    Sie zögerte einen Augenblick, nicht sicher, wie sie weitermachen sollte, dann senkte sie langsam den Kopf und spähte unter das Bett. Julian erwiderte ihren Blick verdrießlich. In seinen Haaren hingen Staubflocken. Glücklicherweise war das Bett hoch genug, dass darunter eine Art Höhle war, dunkel und fast schon gemütlich.
    »Es wird noch Stunden dauern, ehe die Sonne untergeht und wir aufbrechen können«, sagte sie, sich seinetwegen Sorgen machend. »Was soll ich tun?«
    Er fasste sie an einem Handgelenk und zog daran; seine Missstimmung war verflogen. Statt die Stirn zu runzeln, lächelte er gewinnend. »Leiste mir doch Gesellschaft.«
    Portia hockte auf der Bettkante und zog sich im Licht des aufgehenden Mondes ihre Seidenstrümpfe an. »Du hättest mir vorhin sagen sollen, dass die Zeichnungen, die ich gefunden hatte, deine waren, nicht Adrians.«
    Julian hob ihr Haar im Nacken an und hauchte einen Kuss auf ihre bloße Haut, sandte einen neuerlichen Schauer des Verlangens über ihren Rücken. »Warum dir sagen, wenn es so viel mehr Spaß gemacht hat, es dir in natura zu zeigen? Ich habe sie von einem älteren Schulkameraden gekauft, als ich nach Oxford kam. Eines Tages habe ich sie mir gerade angesehen und versucht herauszufinden, wo oben und wo unten war, als ich Adrian die Treppe hinaufkommen hörte. Ich habe sie zwischen die Seiten des erstbesten Buches gesteckt, das mir in die Hände fiel, und dann habe ich sie schlicht vergessen. Bis du mich großzügigerweise an ihr Vorhandensein erinnertest.«
    »Du hast eventuell vergessen, wo du sie versteckt hattest, aber du hast offensichtlich nicht vergessen, was du gesehen hattest. Oder wo oben und wo unten war.« Sie erhob sich und stieg in ihre zierlichen Ziegenlederstiefelchen, ehe sie sich umdrehte und in seine Arme trat. »Himmel, ich wusste noch nicht einmal, dass ... « Sie wurde über und über rot, stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte ihm etwas ins Ohr, ehe sie lauter sagte: »... überhaupt menschenmöglich ist.«
    Er hob die rechte Hand, um eine ihrer rosig überhauchten Wangen zu streicheln, und grinste. »Ich bin nicht mehr menschlich, schon vergessen?«
    In Julians Gesellschaft war der Tag nicht halb so langweilig gewesen, wie Portia gefürchtet hatte. Sobald der feurige Sonnenball hinter dem Horizont versunken war, war er nach draußen verschwunden und hatte Holz aufgetrieben, damit sie im gemauerten Kamin des Schlafzimmers ein Feuer anzünden konnten. Er hatte auch ein paar vergessene Kartoffeln im Gemüsekeller des Hauses gefunden. Während er frisches Wasser aus dem Brunnen holte, hatte sie die Kartoffeln in der Schale im Feuer geröstet, um ihren knurrenden Magen zu besänftigen. Seltsamerweise hatte sie sich, während sie barfuß und mit nichts als Julians Hemd bekleidet vor dem Feuer saß und er sie mit Kartoffelstückchen fütterte, verwöhnt wie eine Königin gefühlt. Das Feuer hatten sie ebenfalls noch genutzt, um Wasser für ein improvisiertes Bad für sie beide zu erwärmen.
    Als sie beide dann nass und nackt waren, hatte natürlich das eine zum anderen geführt ...
    Portia seufzte sehnsüchtig und strich ihm die ungebärdige Locke aus der Stirn, zögerte sich einzugestehen, dass ihr Mondscheinidyll sich seinem Ende näherte. Sie hatte bereits ihr Kleid angezogen, die Falten so gut wie möglich glatt gestrichen. Das Weihwasser war getrocknet, ohne nur einen einzigen Fleck zu hinterlassen.
    Julian legte ihr seine Krawatte um den Hals. Er zog sie daran zu sich und küsste sie gründlich, ehe er das schmale Tuch behutsam zu einem behelfsmäßigen Schal verknotete, der die frischen Narben auf ihrem Hals verdeckte. »Adrian und Caroline sind inzwischen vermutlich außer sich vor Sorge. Wenn ich dich nicht schnellstens nach Hause schaffe, fordert mein eigener Bruder mich am Ende zum Duell im Morgengrauen, Pistolen auf zwanzig Schritt. Und wir beide wissen, wie schrecklich das wäre.«
    »Nachdem er erst einmal gesehen hat, dass wir in Sicherheit sind, wird er vermutlich nur wissen wollen, ob deine Absichten ehrenhaft sind.« Obwohl Portia sich um einen leichten Tonfall bemühte, konnte sie doch nicht den Schatten des Zweifels in ihren Augen verbergen. »Sind sie das?«
    Seine ernste Miene erinnerte sie wieder an das, was zwischen ihnen in der Gruft geschehen

Weitere Kostenlose Bücher