Wenn die Demokratie zusammenbricht
wollen, man lasse sie ihre eigenen Probleme lösen, ihre eigenen Gruppen bilden. Man lasse sie entscheiden, was sie mit ihrem Körper, ihrem Geist und ihrem Geld tun. Ein GroÃteil unserer politischen »Probleme« würde wie von Zauberhand verschwinden. In einer Demokratie geschieht jedoch genau das Gegenteil. Das System ermutigt Leute dazu, ihre individuellen Vorlieben in kollektive Ziele zu verwandeln, die jeder verfolgen muss. Es ermutigt diejenigen, die an den Ort X wollen, zu versuchen, andere in die gleiche Richtung zu zwingen. Eine besonders bedauerliche Folge des demokratischen Systems ist, dass die Menschen veranlasst werden, Gruppen zu bilden, die notwendig in Konflikt mit anderen Gruppen geraten. Das liegt daran, dass man nur als Teil einer hinreichend groÃen Gruppe (oder Wählerblocks) irgendeine Chance hat, seine Vorstellungen zu geltendem Recht zu machen. So werden die Alten gegen die Jungen aufgebracht, die Bauern gegen die Stadtbewohner, Einwanderer gegen Einheimische, Christen gegen Muslime, Gläubige gegen Atheisten, Arbeitnehmer gegen Arbeitgeber, und so weiter. Je gröÃer die Unterschiede zwischen den Menschen sind, desto gehässiger werden die Beziehungen zwischen ihnen werden. Wenn die eine Gruppe glaubt, dass Homosexualität Sünde ist, und die andere nach mehr schwulen Vorbildern in Schulen und Lehrmaterialien verlangt, werden sie unausweichlich aneinandergeraten.
Fast jeder versteht, dass die Religionsfreiheit, die sich vor Jahrhunderten entwickelt hat, eine vernünftige Idee war, die soziale Spannungen zwischen religiösen Gruppierungen vermindert hat. SchlieÃlich konnten Katholiken nicht mehr über das Leben von Protestanten bestimmen, und umgekehrt. Aber wenige Menschen scheinen heutzutage zu verstehen, dass Spannungen entstehen, wenn durch unser demokratisches System Arbeitnehmer bestimmen können, wie Arbeitgeber ihr Unternehmen zu führen haben, die Ãlteren die Jüngeren zwingen können, ihre Rente zu bezahlen, die Banken die Bürger zwingen können, für ihre falschen Investitionen zu zahlen, Gesundheitsfreaks ihre Ideen anderen Leuten in den Rachen stopfen können, und so weiter.
Die sogenannte Solidarität in einer Demokratie beruht letztlich auf Zwang. Aber erzwungene Solidarität ist in Wirklichkeit ein Widerspruch.
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Es zahlt sich auch aus, die eigene Gruppe als schwach oder benachteiligt oder entrechtet oder diskriminiert darzustellen. Das gibt einem ein zusätzliches Argument, um Staatszuwendungen zu verlangen, und es gibt dem Staat ein Argument zur Rechtfertigung seiner Existenz und zur sparsamen Verteilung dieser Zuwendungen im Namen »sozialer Gerechtigkeit«.
Der amerikanische Schriftsteller H. L. Mencken sagte: »Was die Menschen in dieser Welt wertschätzen, sind nicht Rechte, sondern Privilegien.« Das trifft auf viele Gruppen in der Gesellschaft zu und ist in einer Demokratie recht gut zu sehen. Während einst Frauen, Schwarze und Homosexuelle für Freiheit und gleiche Rechte kämpften, fordern ihre modernen Vertreter eher Privilegien wie Quoten, positive Diskriminierung und Antidiskriminierungsgesetze, die die Redefreiheit einschränken. Sie bezeichnen diese als Rechte, aber da diese Rechte für bestimmte Gruppen gelten, sind es in Wirklichkeit Privilegien. Echte Rechte, wie das Recht auf Redefreiheit, gelten für alle. Privilegien gelten nur für bestimmte Gruppen. Sie beruhen auf Zwang, denn sie können nur zugestanden werden, indem andere gezwungen werden, für sie zu zahlen.
Eine weitere Taktik, um Gefälligkeiten oder Privilegien aus dem demokratischen System zu erhalten, ist, die eigene Sache als notwendig zur Rettung der Gesellschaft vor irgendeiner Art von Katastrophe hinzustellen. Wenn wir nicht das Klima retten oder den Euro oder die Banken, ist die Gesellschaft zum Untergang verurteilt, Chaos wird die Folge sein, Millionen werden leiden. H. L. Mencken hatte auch diesen Trick durchschaut. »Der Drang, die Menschheit zu retten, ist fast immer eine Fassade für den Drang zu herrschen«, sagte er. Man beachte, dass in einer Demokratie die Menschen nicht für ihre Worte einstehen müssen. Sie können illegale Einwanderung verteidigen, wenn sie zufällig an einem Ort leben, wo sie davon unbehelligt sind. Sie können für Subventionen für Orchester oder Museen stimmen, für die sie selber keine teuren Karten kaufen würden, in dem
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