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Wenn die Demokratie zusammenbricht

Titel: Wenn die Demokratie zusammenbricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Karsten , Karel Beckman
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untergräbt es die Bereitschaft der Menschen, anderen zu helfen, weil sie schon ständig gezwungen werden, anderen zu »helfen«.
    Die Mentalität der Menschen ist inzwischen schon so »demokratisiert« worden, dass sie nicht einmal mehr bemerken, wie antisozial ihre Handlungen und Ideen tatsächlich sind. Heutzutage versucht jeder, der einen Sportverein, ein Kulturevent, eine Kindertagesstätte, eine Umweltorganisation und so weiter ins Leben rufen will, zuerst, irgendeine Art von Subvention von der örtlichen oder nationalen Regierung zu erhalten. Mit anderen Worten, sie wollen, dass andere für ihr Hobby zahlen. Dies ist auch nicht völlig unlogisch, denn wenn man das Spiel nicht mitspielt, muss man für die Hobbys anderer Leute zahlen und erhält nichts zurück. Aber dieses System hat wenig mit dem Gemeinschaftsgedanken zu tun, den die Menschen mit Demokratie zu verbinden geneigt sind. Es geht mehr um das Überleben des Tüchtigsten beim Kampf um die Steuerbeute.
    Eine Demokratie ist eine Organisation, in der die Mitgliedschaft zwingend ist. Eine echte Gemeinschaft beruht auf freiwilliger Teilnahme.
    Â 
    Ludwig Erhard, ehemaliger deutscher Bundeskanzler und Architekt des deutschen Wirtschaftswunders nach dem Krieg, erkannte dieses Problem der Demokratie an. »Wo aber sollen wir hinkommen und wie wollen wir den Fortschritt aufrechterhalten, wenn wir uns immer mehr in eine Form des Zusammenlebens von Menschen begeben, in der niemand mehr die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen bereit ist und jedermann Sicherheit im Kollektiv gewinnen möchte«, fragte er sich und stellte fest, dass »falls diese Sucht weiter um sich greift, wir in eine gesellschaftliche Ordnung schlittern, in der jeder die Hand in der Tasche des anderen hat«.
    Dennoch, so könnte man fragen, würden wir nicht unseren Bürgersinn für Einheit verlieren, wenn wir nicht mehr über alles »zusammen« entscheiden würden? Es ist zweifellos wahr, dass ein Land in einem gewissen Sinne eine Gemeinschaft ist. Daran ist nichts verkehrt – es kann sogar eine gute Sache sein. Schließlich sind die meisten Menschen keine Einzelgänger. Sie brauchen Gesellschaft und sie brauchen einander auch aus ökonomischen Gründen.
    Die Frage ist aber: Ist die Demokratie für dieses Gefühl der Einheit wesentlich? Es ist schwer zu sehen, warum. Wenn man von einer Gemeinschaft spricht, dann spricht man von mehr als einem politischen System. Die Menschen teilen ihre Sprache, ihre Kultur und ihre Geschichte miteinander. Jedes Land hat seine Nationalhelden, Prominente und Sportstars, aber auch seine Literatur, seine kulturellen Werte, seine Arbeitsmoral und seine Lebensgewohnheiten. Nichts davon ist an das demokratische System gebunden. Das alles existierte, bevor es Demokratie gab, und es gibt keinen Grund dafür, dass es ohne Demokratie nicht weiterhin existieren kann.
    Dabei hat kein Land eine völlig gleichförmige Kultur. Innerhalb jedes Landes gibt es große Unterschiede zwischen Menschen. Es gibt viele regionale und ethnische Gemeinschaften mit starken gemeinsamen Banden. Und auch daran ist nichts verkehrt. Innerhalb des Rahmens einer freien Gesellschaft können all diese gesellschaftlichen Strukturen und Bindungen zusammen bestehen. Das Hauptmerkmal, das an ihnen zu beobachten ist, ist, dass sie freiwillig sind. Sie werden nicht durch den Staat erzwungen, und sie können es auch nicht werden, da Kulturen und Gemeinschaften organische Einheiten sind. Sie können nicht durch Staatsmacht aufrechterhalten werden, und sie haben wenig mit Abstimmungen zu tun.
    Der Unterschied zwischen diesen sozialen Gemeinschaften und der Demokratie ist, dass eine Demokratie eine Organisation ist, in der die Mitgliedschaft zwingend ist. Eine echte Gemeinschaft beruht auf freiwilliger Teilnahme. Eine solche Gemeinschaft kann natürlich »demokratische« Regeln haben. Die Mitglieder eines Tennisvereins könnten entscheiden, darüber abzustimmen, wer ihr Vorsitzender sein wird, wie hoch ihre Mitgliedsbeiträge sein werden und so weiter. Daran ist nichts verkehrt. Es handelt sich um eine private Vereinigung, und es steht den Mitgliedern frei, sich anzuschließen oder nicht. Wenn sie nicht mögen, wie ihr Verein geführt wird, können sie einem anderen Verein beitreten oder selber einen gründen. Die freiwillige Beschaffenheit des Vereins stellt sicher, dass er dazu

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