Wenn die Liebe dich findet
Verlegenheit.
Er wusste, warum sie so nervös war: Die Einladung zu diesem glamourösen Ball galt ihm und nicht ihr, und es war seine erste Einladung, in der ausdrücklich stand, dass er nur eine Begleitung mitbringen durfte. Sonst hätte er noch William gefragt, obwohl sein Freund behauptete, er hätte heute eine andere Verabredung, die er nicht absagen konnte, und sogar gefragt hatte, ob er sich Donalds Kutsche ausleihen konnte, da Devin und Blythe die Familienkutsche der Paces nehmen würden.
Zum Glück war Blythe vorbereitet gewesen und musste sich nicht im letzten Moment passende Kleidung zusammensuchen, im Gegensatz zu Devin. Diesen Schneider würde er jedenfalls nie wieder beauftragen. Blythe jedoch besaß bereits ihre Garderobe für die Saison, für die William sich verschulden musste. »Verdammt teuer, seine Schwester zu verheiraten!«, hatte Will sich in den letzten Monaten mehr als einmal beschwert.
»Es liegt an diesen neuen Sachen«, sagte Devin, um sein Gezappel zu erklären. »Sie sind unbequem, steif und kratzen.«
Blythe musterte mit ihren grünen Augen seinen Anzug aus schwarzem feinen Tuch mit samtenen Aufschlägen. »Sie sehen aber nicht unbequem aus, und sie stehen dir sehr gut.«
»Der Schneider hat ein Wollfutter eingenäht! Angeblich lassen die Frauen sich das in ihre Unterröcke machen, warum also nicht auch eine warme Extraschicht für die Männer in der kalten Jahreszeit. Verdammter Idiot!«
Es war seine eigene Schuld, weil er einen neuen Schneider suchen musste, der im Gegensatz zu seinem bisherigen Schneider auch Überstunden machte. Und da er ihm schon für die schnelle Arbeit mehr bezahlen musste, wollte er nicht auch noch zusätzlich Geld für weiche Wolle ausgeben. Aber mit seinem übertriebenen Gejammer erreichte er zumindest sein Ziel: Blythe wirkte nun viel entspannter, sie schien sogar ein Lachen zu unterdrücken.
Devin fügte hinzu: »Wenn ich das sagen darf: Du siehst heute Abend wirklich bezaubernd aus.«
Sie war prächtig herausgeputzt in ihrem pink-weißen Ballkleid. Mit ihrem blonden Haar, den grünen Augen und dem kräftigen Knochenbau war sie zwar nicht unbedingt eine Schönheit, aber dennoch recht hübsch, weit hübscher als viele andere der anwesenden jungen Debütantinnen. Vielleicht etwas klein, aber klein waren auch viele Männer hier.
Ein leichter Hauch von Röte flog über Blythes Wangen. »Das sagtest du schon, aber danke noch mal.«
»Und was hast du da vorhin an der Tür bekommen, als wir eingetroffen sind?«
Sie zeigte ihm das kleine, ledergebundene Büchlein mit dem Familienwappen der Gastgeber, das sie sich bereits ans Handgelenk gebunden hatte. »Ich weiß, das ist dein erster Ball, genau wie meiner, aber du erinnerst dich von deinem Tanzkurs her doch bestimmt noch daran, was Tanzkarten sind?«
Devin lachte. »Auch ein Unterricht, in dem ich nicht aufgepasst habe.«
Blythe erschrak. »Du kannst doch tanzen, oder etwa nicht?«
»Ich denke, das schaffe ich.«
»Auf den Tanzkarten steht eine Liste von allen Musikstücken, die das Orchester heute spielt. Es ist auch ein Stift dabei. Komm, schreib deinen Namen neben einen der Tänze. Dann ist er für dich reserviert.«
Widerstrebend füllte er eine Karte aus. Noch etwas, das er zu lösen hatte: Blythes Tanzkarte zu füllen. Das Problem war, dass es sich hier um einen Debütantenball handelte. Blythe war noch nicht auf genügend Partys gewesen und kannte nicht einmal die Hälfte der Gäste. Auch Devin sah heute viele neue Gesichter. Zuerst hatte er gedacht, dass Ophelia Locke diese Einladung arrangiert hatte, was bedeutet hätte, dass Amanda ebenfalls anwesend war. Der Raum war jedoch bereits ziemlich voll, die Musiker stimmten ihre Instrumente, und noch hatte er sie nicht entdeckt, also würde sie wohl nicht mehr erscheinen.
Die jungen Männer hatten die Runde gemacht und Tanzkarten ausgefüllt, aber jetzt, wo die Musik begann, mussten sie sich beeilen. Zwei Männer, die Devin kannte, näherten sich und grüßten. Devin stellte sie sofort Blythe vor. Sie unterschrieben auf ihrer Tanzkarte, und kurz darauf kamen fünf weitere Männer, um ebenfalls zu unterschreiben. Immerhin, das war eine Erleichterung.
Mit neckischem Grinsen prüfte er ihre Karte. Oliver Norse hatte sogar zweimal unterschrieben. Wie lauteten noch einmal Norses Interessen? Devin hatte diese Woche so viele neue Leute kennengelernt, er musste wohl anfangen, sich Notizen zu machen. Segeln! Das war es.
»Zwei Tänze mit Lord Oliver?
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