Wenn die Liebe dich findet
hatten seine Ankunft bemerkt und bellten laut, statt ihn nur zu begrüßen. Er hatte nicht bemerkt, dass er eine Blutspur hinter sich herzog, aber die Hunde schon.
Als er an der Tür seiner Tante und seines Onkels vorbeikam, rief er: »Onkel, ich brauche deine Hilfe!«
Er brachte William ins Gästezimmer und legte ihn aufs Bett, dann drehte er sich um, um Licht zu machen. Lydia betrat murmelnd den Raum. Sie war noch dabei, sich etwas überzuziehen, aber sie schrie auf, als der Raum erhellt wurde und sie sah, wer da auf dem Bett lag.
Sie rannte auf das Bett zu, nur um wieder mit einem Aufschrei zurückzuweichen. »Ist das wirklich dein Freund William?«, fragte sie ungläubig. »Gütiger Gott, wollte jemand ihn umbringen?«
Donald kam herein. »Was ist passiert?«
»Ich weiß nicht.« Devin schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn gefunden. Er lag wie ein Häuflein Elend vor der Treppe. Von der Kutsche keine Spur. Er hat sie doch heute Abend ausgeliehen, oder?«
»Ja, er ist gefahren, kurz nachdem du mit seiner Schwester aufgebrochen bist.«
»Dann kann es also sein, dass er die ganze Nacht hiergelegen hat?«
»Ich hörte vor ungefähr einer halben Stunde die Hunde bellen«, überlegte Donald. »Aber als ich aus dem Fenster schaute, habe ich nichts gesehen. Ich gebe allerdings zu, dass ich nach einer Kutsche Ausschau gehalten habe und nicht nach jemandem vor der Tür.«
Lydia war besorgt, weil Devin panisch klang, und versicherte ihm: »Es geht im bald wieder gut. Er atmet doch noch.« Mit einem Blick auf William versicherte sie sich: »Ja, er atmet.«
»Er ist nicht mal bis zu der verdammten Tür gekommen!«
Lydia eilte um das Bett herum, umarmte Devin und drückte ihn fest an sich. »Ich weiß, er ist dein Freund, und du liebst ihn wie einen Bruder. Morgen finden wir heraus, was passiert ist, aber im Moment brauchen wir erst einmal einen Arzt …«
»Habe ich schon rufen lassen.«
»Während wir warten, können wir ihn sauber machen. Du und Donald, ihr zieht ihm den Mantel aus, ich gehe Wasser holen.«
Sie konnten nur seine Arme aus dem Überzieher befreien, ließen ihn aber darauf liegen, denn er stöhnte vor Schmerzen, als sie ihn bewegten. Das Jackett war weit enger geschnitten, deshalb versuchten sie gar nicht erst, es ihm auszuziehen.
»Ich glaube, wir sollten seine restlichen Kleider aufschneiden, sonst können wir seine Verletzungen nicht feststellen«, sagte Lydia, als sie mit frischem Wasser zurückkehrte. »Ich habe eine Schere in meinem Zimmer. Bin gleich zurück.«
Devin schwieg. Er starrte auf etwas, das weder seine Tante noch sein Onkel bemerkt hatten – einen nassen dunklen Flecken auf der rechten unteren Seite von Williams Jackett. Devin hätte ihn auf dem schwarzen Tuch auch beinahe übersehen.
Sobald Lydia hinausgegangen war, riss er Williams Hemd auf. Er entdeckte zwei Wunden in der Nierengegend, als hätte jemand seinen Freund mit einem Messer von hinten angegriffen. Jetzt traute Devin sich nicht mehr, William zu bewegen, nicht einmal, um nachzusehen, ob es am Rücken weitere Wunden gab. Guter Gott, William hatte in seinem ganzen Leben niemandem etwas zuleide getan! Wer konnte ihm so etwas antun?
»Das sieht nicht gut aus«, stellte auch Donald fest.
Lydia kam zurück. »Ich glaube, ich habe eine Kutsche gehört.«
Devin blickte nicht auf, als er sie informierte: »Ich habe zwei Messerstiche gesehen, vielleicht sind es noch mehr.«
Sie drehte sich sofort um. »Ich bringe den Doktor schnell herauf!«
Der Arzt, der nur ein paar Blöcke weiter wohnte, war nicht der Arzt der Paces, sondern der nächstgelegene Arzt, den der Kutscher kannte. Er schien kompetent, aber seine Verrichtungen erinnerten eher an einen Leichenbestatter als an einen Heiler. Er verbrachte fast zwei Stunden damit, Williams Wunden zu säubern, zu nähen und zu bandagieren, und war nicht optimistisch.
»Keine Knochenbrüche, aber er hat viel Blut verloren. Wenn er die Nacht überlebt, schafft er es vielleicht. Beten Sie darum, dass er kein Fieber bekommt. Bei einer Infektion können Sie sich gleich verabschieden.«
Wenn Devin in diesem Moment etwas zu dem Mann gesagt hätte, wäre es nichts Nettes gewesen. Donald spürte es und brachte den Doktor schnell hinaus. Wenn Devin am nächsten Morgen nach Blythe schicken würde, sollte sie den Hausarzt der Familie mitbringen.
»Ich bleibe bei ihm, wenn du willst«, schlug Lydia vom Flur aus vor.
»Nein, du kannst mich morgen früh ablösen – oder Blythe. Sie wird
Weitere Kostenlose Bücher