Wenn die Liebe dich findet
die Heirat mit ihr befohlen hatte. Aber er befürchtete, dass sie das nur noch mehr anspornen würde, ihn für sich zu gewinnen. Wahrscheinlich würde sie sich richtig ins Zeug legen, das dumme Ding. Wie schnell sie für Brigston in die Bresche gesprungen war und über die bösen Gerüchte gespottet hatte!
Sie suchte nach Liebe, also war sie offensichtlich eine Romantikerin. Sie schien zu glauben, dass Liebe alles überwindet, sogar eingeschworene Junggesellen vom Typ Lebemann umgekrempelt. Das war ja alles schön und gut, und wer konnte schon wissen, ob Robert Brigston sich nicht doch in sie verliebte? Aber der Junge wollte das Leben in vollen Zügen auskosten, und wahrscheinlich würde er das auch tun, egal ob er eine Frau hatte oder nicht. Und das wäre das Aus für Amandas Eheglück. Warum das Risiko eines unausweichlichen Desasters eingehen, wenn Goswick doch einen guten Ehemann für sie abgäbe? Er gefiel ihr sogar, sie musste lediglich den Spaß am Reiten wiederentdecken, um sein Herz zu gewinnen. Eine einfache Sache, die garantiert gut ausging und keinen unnötigen Skandal nach sich zog, der ihrem Ruf schaden konnte.
Nein, Devin hatte nicht den Hauch eines schlechten Gewissens, dafür zu sorgen, dass Amandas Familie einschritt und sie vor Robert Brigston warnte. Dem Stirnrunzeln von Rupert St. John nach zu urteilen, würde sie heute Abend schon eine Warnung erhalten. Und um absolut sicherzugehen, würde Devin morgen auch Lady Ophelia eine Nachricht mit dem Hinweis schicken, dass Amandas neu erwecktes Interesse in eine gefährliche Richtung führte.
Besser, sie hörte es von ihrer Familie als von ihm. Er würde es schon schwer genug mit ihr haben, da sie nicht mit ihm kooperieren wollte. Auf keinen Fall sollte sie denken, er gehörte auch zum Club der eifersüchtigen Männer.
Natürlich war er nicht eifersüchtig. Zugegeben, er hatte sich beim Tanzen einen Moment lang sehr von ihr angezogen gefühlt, wegen ihrer unachtsam ausgesprochenen Worte. Wenn es ums Reiten geht, ziehe ich es vor, mich auf einem komfortablen Sitz zu bewegen . Hatte sie auch nur die geringste Ahnung, welche Gedanken und Bilder das bei einem Mann heraufbeschwor? Natürlich nicht. Sie war noch unschuldig, und es wäre nicht das erste Mal, dass er eine Frau begehrte, die er nicht haben konnte.
Devin lieferte Blythe und ihre Zofe zu Hause ab und ging hinein, um ein paar Worte mit William zu wechseln. Doch selbst zu dieser späten Stunde war Will noch nicht von seiner Verabredung zurück. Also erinnerte er Blythe nur noch kurz daran, ihren Bruder morgen zu dem Spaziergang im Hyde Park mitzunehmen. Eine hervorragende Gelegenheit für sie, ein paar Bekanntschaften des heutigen Abends zu vertiefen und Oliver Norse wiederzusehen, damit die Liebe zwischen den beiden auch ohne Hilfe von Cupido wachsen konnte.
Der Kutscher der Paces brachte Devin in raschem Tempo in die Jermyn Street. Zu dieser Zeit war fast niemand unterwegs. Aber als Devin aus der Kutsche stieg, rief der Mann ihm zu: »Vorsichtig, Sir, etwas versperrt den Weg zu Ihrer Tür!«
Devin sah das Hindernis und schüttelte den Kopf. Auf den ersten Blick sah es aus wie ein Müllhaufen, doch dann bemerkte er, dass ein Bein herausragte. Ein Betrunkener, der ausgerechnet vor dem Haus der Baldwins in Ohnmacht gefallen war? Er ging weiter, um nachzusehen. Der Kutscher fragte ihn, ob er Hilfe brauchte.
Devin beugte sich hinab und drehte den Betrunkenen um, dann hielt er den Atem an. Ohne zurückzublicken, rief er dem Kutscher zu: »Holen Sie einen Arzt – den Doktor der Paces, wenn Sie wissen, wer es ist, oder irgendeinen Arzt! Schnell!«
Devin erkannte seinen Freund kaum, so schlimm war er zugerichtet. Sein Gesicht war blutverkrustet, Jackett und Mantel waren ebenfalls mit Blut getränkt.
»Will!«, stöhnte Devin und rüttelte leicht an der Schulter seines Freundes. »Will, was in Gottes Namen ist passiert?!« Aber William antwortete nicht. Devin legte die Hand auf seine Brust und war erleichtert, als er fühlte, dass sein Herz noch schlug. Wo zum Teufel war die Kutsche von Devins Onkel, die William sich ausgeliehen hatte? Donalds Fahrer hatte William sicher nicht so hier liegen gelassen.
Devin hob seinen Freund ganz vorsichtig hoch, falls er Knochenbrüche hatte, und trug ihn ins Haus. Die Bediensteten waren um diese Zeit schon im Bett, also war niemand da, der ihm dabei helfen konnte, ihn nach oben zu tragen. Aber er wusste, dass bald jemand kommen würde, denn Lydias Hunde
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