Wenn die Liebe dich findet
erklärte Lawrence. »Ich bin ihr nicht von der Seite gewichen.«
Devins Bedürfnis, diesem Mann eine weitere Tracht Prügel zu verpassen, kehrte zurück. »Ich habe sie seit dem Tag nicht mehr gesehen, an dem sie mich weggeschickt hat. Sie hat mir nichts erzählt!«
»Das verstehe ich nicht. Sie war fest entschlossen, dich über die Identität deines Vaters zu informieren, sobald du alt genug wärst zu verstehen, warum sie tat, was sie getan hat. Sie wollte nicht, dass du es erfährst, solange du noch ein Kind bist.«
»Und wie hatte sie vor, es mir als Erwachsener zu sagen? Aus dem Grab heraus?! Wenn du weißt, dass sie wollte, dass ich es erfahre, dann erzähl es mir endlich! Ich bin kein verdammtes Kind mehr!«
»Es tut mir leid, ich kann nicht. Aber ich bin deiner Meinung: Du solltest es endlich erfahren, nur nicht von mir. Ich weiß nicht, was sie für Vorkehrungen getroffen hat. Vielleicht hat sie die Sache einem Anwalt übergeben, der es dir in einem bestimmten Alter sagen wird. Ich weiß es einfach nicht.«
»Ist er noch am Leben? Wenigstens das kannst du mir sagen!«
»Mir ist nichts anderes bekannt, aber ich wohne nicht hier in der Nähe. Das ist meine erste Reise nach London seit zehn Jahren. Elaine war das Einzige, was mich in der Stadt hielt. Ich zog wieder auf meinen Landsitz zurück, nachdem sie gestorben war, um mich um meine eigene Familie zu kümmern. Ich habe deinen Vater seit über zwanzig Jahren nicht gesehen und auch nichts von ihm gehört. Aber um ehrlich zu sein: Ich hoffe, dass er tot ist, so sehr hasse ich ihn für das, was er ihr angetan hat!«
Kapitel 36
E s war kein guter Zeitpunkt für den Besuch von Lord Robert. Amanda hätte dem Butler lieber nicht sagen sollen, dass sie ihn und Lord Kendall empfangen würde, falls sie vorbeikämen. Das hätte bis nach der großen Party auf dem Land warten können, wo sie die beiden sowieso sehen würde. Außerdem war sie ein bisschen wütend auf Robert, weil er in den letzten Wochen überhaupt nicht mehr erschienen war. Kendalls Abwesenheit war verständlich, er hatte sich lange im Ausland aufgehalten und konnte sie nur dieses eine Mal besuchen. Aber welche Entschuldigung hatte Robert, dass er auf keiner der letzten gesellschaftlichen Veranstaltungen aufgetaucht war?
Und da war Robert nun und saß mit ihrem Vater im Wohnzimmer, als sie hereinkam. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte sie sich über seinen Besuch gefreut, aber diesen Morgen definitiv nicht.
Sie war schon für ihre Reitstunde umgezogen, und niemand außer ihrer Familie und ihrem Reitlehrer sollte sie in diesem komischen Reitrock sehen! Deshalb war sie äußerst verlegen, was dazu führte, dass sie sich nicht besonders herzlich gegenüber Robert gab.
Ihr Vater hingegen durchaus. Er hatte sich seinen Namen gemerkt und den jungen Lord gleich in die Mangel genommen und über sich und seine Familie ausgefragt. In die Mangel nehmen war ein passender Begriff, um Preston Lockes Konversationsstil zu beschreiben, wenn er Informationen haben wollte, aber er tat es mit solcher Finesse, dass niemand wirklich merkte, dass er gerade verhört wurde.
Robert sprang sofort auf seine Füße, als Amanda eintrat – wahrscheinlich erleichtert, dass sie ihn vor ihrem Vater rettete. Sein blondes Haar war etwas verwuschelt – war er sich etwa nervös mit der Hand hindurchgefahren? Ansonsten war er jedoch tadellos gekleidet, in einen dunkelgrauen Anzug, und sah genauso gut aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte.
Immer noch höchst verlegen über ihren Aufzug schritt Amanda eilig durch den Raum auf ihn zu und streckte ihm ihre Hand zum Gruß entgegen, aber sie klang eher unverbindlich. »Wie schön, Sie wiederzusehen, Mylord, aber der Zeitpunkt ist nicht ideal. Mein Vater und ich fahren heute Morgen aufs Land.«
»Wenn es denn sein muss«, erwiderte Robert mit einem Grinsen und küsste ihre Hand, statt sie nur leicht zu drücken, wie sie erwartet hatte. »Selbst ein paar Momente in Ihrer Gegenwart haben mir den Tag versüßt.«
»Wir sind noch nicht am Gehen«, erklärte Preston seiner Tochter. »Julie hat eine Nachricht geschickt, dass sie mitkommen möchte. Mach es dir doch so lange bequem, bis sie hier ist.«
Das kam unerwartet. Amanda fragte: »Weiß sie, wo wir hinfahren?«
»Natürlich, und sie hat mich zu einem Wettrennen herausgefordert«, antwortete er mit einem kurzen Lachen. »Das letzte Mal ist schon ein paar Jahre her, aber es ist nichts Ungewöhnliches. Sie wollte sich die Gelegenheit
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