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Wenn die Liebe erwacht

Wenn die Liebe erwacht

Titel: Wenn die Liebe erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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ist jetzt Ihr Herr. Sie sind in jeder Hinsicht an ihn gebunden.«
    Ob es nun wahr war oder nicht, es nagte an ihr, diese Worte zu hören. Sie wollte nicht nachgeben. Aber sie brauchte Guiberts Unterstützung, und daher tat sie etwas, was sie noch nie getan hatte. Sie brach in Tränen aus, denn wie wußte genau, welche Wirkung das auf den Mann haben würde, der wie ein Vater zu ihr gewesen war. Zwischen herzzerreißenden Schluchzlauten gestand sie Guibert alles und ersparte ihm nichts – noch nicht einmal, daß sie ein Kind von ihrem Mann erwartete – sein zweites Kind.
    Die Enthüllungen, die sie ihm über Amelia machte, schockierten ihn jedoch nicht so sehr, wie sie es erhofft hatte, denn sie hatte vergessen, daß ihre Situation zwar schmerzlich, aber keineswegs ein Einzelfall war.
    »Sie sind nicht die erste Frau, die aufgefordert würde, die unehelichen Kinder ihres Mannes aufzuziehen, Leonie«, schalt Guibert sie sachte. In Wahrheit war er über Rolfes Verhalten empört und grämte sich für Leonie, aber im Moment wäre ihr nicht damit gedient gewesen, verhätschelt zu werden.
    »Wenn es nur das wäre, könnte ich damit leben«, sagte sie. »Aber mein Mann will die Mutter seines Kindes nicht fortschicken. Ich habe ihn darum gebeten, doch er schlägt es mir ab. Er überträgt ihr Verantwortung, die rechtmäßig in meinen Händen läge. Ich fühle mich wie eine Zweitfrau!«
    »Sie übertreiben, Leonie.«
    »Nein, ich übertreibe nicht! Ich habe Ihnen offen gesagt, wie es gewesen ist. Ich habe versucht, damit zu leben, Guibert. Wenn … wenn meine Gefühle nicht so sehr in diese Sache verstrickt wären, könnte ich es vielleicht. Aber …«
    »Sie lieben ihn?«
    »Ja«, sagte sie und schluchzte jetzt ohne jede Verstellung. »Ich habe dagegen angekämpft, ihn zu lieben, das habe ich wirklich getan. Ich wußte, daß ich andernfalls nur leide. Und er erwartet von mir, daß ich ihn weiterhin mit dieser Frau teile. Ich kann nicht mehr. Es bringt mich um, Guibert.«
    Guibert seufzte. »Ich verstehe nicht, was Sie damit bezwecken, hierher zurückzukommen, Leonie. Ihr Mann hat mächtigere Burgen als diese belagert und eingenommen.«
    »Das täte er hier nicht!« sagte Leonie. »Ich bin seine Frau.«
    Guibert sah sie kopfschüttelnd an. »Und Sie glauben, das würde ihn daran hindern? Genau das ist doch der Grund, aus dem er sich nicht von unseren geschlossenen Toren abwenden wird.«
    »Nein, Guibert«, sagte sie zuversichtlich. »Rolfe muß noch zwei Burgen einnehmen. Er wird sein Heer nicht dort abziehen und seinen Sieg gefährden, um hierher zu kommen. Er wird selbst kommen, ja, aber ich werde ihm ganz offen sagen, was ich empfinde – und wenn ich es von den Mauern herunterschreien muß. Er wird meine Entscheidung akzeptieren müssen.«
    »Weiß er, daß Sie in anderen Umständen sind?« fragte Guibert scharfsinnig.
    »Nein«, gab sie zu, sah ihn an und wandte ihren Blick dann wieder ab. »Ich will ihm nicht diesen Vorwand dafür geben, mich zu zwingen, mit ihm nach Crewel zurückzukehren.«
    »Ich werde dafür beten, daß er dich freigibt«, sagte Guibert seufzend. »Wenn nicht«, – und bei diesen Worten schüttelte er den Kopf –, »dann steh Gott uns bei.«

45. KAPITEL

    Leonie machte sich noch tagelang Sorgen wegen Guiberts bösen Ahnungen, denn sie hatte damit gerechnet, daß Rolfe augenblicklich nach Pershwick kommen würde, doch sie hatte sich sehr getäuscht. Tage zogen sich zu Wochen hin, und er kam immer noch nicht. Sie fühlte sich so elend wie noch nie.
    Nach zwei Wochen ließ Leonie die Tore von Pershwick wieder öffnen und die Dinge ihren normalen Lauf nehmen. Sie schickte die Männer, die sie von ihren anderen Burgen angefordert hatte, wieder zurück, aber sie ließ ihre Krieger in Bereitschaft bleiben. Da es kurz nach der Ernte war, waren ihre Speicher angefüllt, und in dieser Hinsicht brauchte sie sich keine Sorgen zu machen. Die Zeit schleppte sich dahin und nahm ihr den letzten Rest an guter Laune. Fast vier Wochen waren vergangen, seit Leonie Crewel verlassen hatte. Sie war im dritten Monat schwanger, und ihr Taillenumfang ließ sich kaum noch verbergen. Das stand ihr sehr im Weg, da sie vorgehabt hatte, Rolfe vor ein Ultimatum zu stellen, ohne ihre Schwangerschaft ins Spiel zu bringen.
    An einem ungewöhnlich warmen Tag stand sie auf der Brüstung und sah ihren Mann auf die Burg zukommen. Vier seiner Ritter ritten direkt hinter ihm. Doch im Hintergrund bot sich ihr ein Anblick, der bewirkte,

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