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Wenn die Liebe erwacht

Wenn die Liebe erwacht

Titel: Wenn die Liebe erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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zurückhielt, und keiner da war, um ihm zu wehren, hatte sie aufgegeben. Wenn ihr Vater das geschehen ließ, konnte er sie auch nicht mehr retten.
    Niemand kam, auch dann nicht, als sie schrie. Da wußte sie, daß keine Hilfe kommen würde, und tat, was von ihr verlangt wurde.
    Sir Guibert hätte Richer getötet, wenn sie es wollte, aber wozu sollte das nutzen? Dieser widerliche Kerl befolgte nur die Befehle ihres Vaters. Sie erstickte zwar an ihrem Kummer und an ihrem Haß auf ihn, aber sie wollte nicht noch mehr Gewalttätigkeit. Daher würde sie vertuschen müssen, was ihr angetan worden war.
    »Bring mir meine Medizin, Wilda, und dann such mir ein passendes Kleid aus. Mir macht es nichts aus, wenn mein Mann erfährt, daß ich zu der Heirat mit ihm gezwungen worden bin, aber sonst soll es niemand erfahren. Hast du verstanden? Such einen dunklen Schleier und Handschuhe heraus. Die Hautausschläge meiner Kindheit sind wieder ausgebrochen, und ich habe keine Zeit mehr, eine Salbe herzustellen, um sie zu lindern.
    Hast du gehört? Genau das wirst du jetzt meiner Tante und Sir Guibert sagen.«
    »Aber Sie haben doch längst keine Ausschläge mehr!«
    »Aber es ist doch nicht ausgeschlossen, daß ich so nervös bin, meinen zukünftigen Mann kennenzulernen, daß der Ausschlag wiedergekehrt ist. Und es ist auch verständlich, daß ich ihn verbergen will. Sorg bloß dafür, daß Sir Guibert die Geschichte glaubt. Tu das jetzt, und dann komm wieder, und hilf mir beim Ankleiden. Und nimm meine Medizin nach Crewel mit. Später habe ich eher Verwendung dafür.«
    Als sie allein war, legte Leonie den Kopf in ihre Hände und schluchzte. Dieser Tag würde einen Schrecken nach dem anderen mit sich bringen.
    Gegen die Schwellungen und blauen Flecken trug sie eine Mixtur aus Eibischwurzel und Rosenöl auf. Für ihre Nerven und die Schmerzen am ganzen Körper trank sie einen Beruhigungstrank, den sie aus Kamillenblüten hergestellt hatte. Sie hätte lieber weißen Mohn genommen, aber sie wollte nicht riskieren, während der Trauung einzuschlafen.
    Als Wilda zurückkam, spürte Leonie bereits die Wirkung des Beruhigungsmittels.
    »Du hast Sir Guibert das gesagt, worum ich dich gebeten habe?«
    »Ja, er war sehr mitfühlend und hat gesagt, er würde Ihrem Gatten persönlich erklären, warum Sie verschleiert sind. Und Ihre Tante hat angefangen zu weinen. Sie wollte gleich zu Ihnen kommen, aber Lady Judith hat sie die ganze Nacht und den Vormittag über beschäftigt. Ich glaube nicht, daß sie auch nur ein Auge zugetan hat.«
    »Mir ist es nur recht, wenn sie nicht kommt. Ich will nicht, daß sie mich so sieht.« Sie sah ihrer jungen Zofe direkt in die Augen und sagte: »Hast du je einen Mann gehabt?«
    »Mylady! Ich …«
    »Ich werde dich nicht ausschelten, Wilda«, versicherte ihr Leonie eilig. »Meine Mutter ist gestorben, ohne mich auf die Ehe vorzubereiten, weil sie glaubte, später noch genügend Zeit dazu zu haben. Und Tante Beatrix könnte ich nicht nach diesen Dingen fragen. Ich will wissen, was heute auf mich zukommt. Sag es mir.«
    Wilda senkte die Lider und sagte: »Beim ersten Mal ist es schmerzhaft, Mylady. Das Zerreißen der Jungfräulichkeit ist das, was die Schmerzen bereitet und das Blut auf dem Laken zurückläßt, das am nächsten Morgen vorgezeigt wird. Aber es ist kein schlimmer Schmerz, und er geht schnell vorüber. Hinterher … ist es sehr angenehm.«
    »Wirklich? Die anderen Mädchen am Hof haben gesagt, es sei schrecklich.«
    »Sie haben gelogen. Oder wiederholt, was ihre Mütter ihnen erzählt haben.« Sie zuckte die Achseln. »Für manche Frauen ist es immer schmerzhaft, weil sie glauben, es sei Sünde, Spaß daran zu haben. Aber solange Sie etwas für Ihren Mann empfinden …« Wilda schnappte nach Luft, weil ihr klar wurde, welcher Schnitzer ihr unterlaufen war. »O Mylady, es tut mir leid. Ich weiß, daß Sie nichts für diesen Mann übrig haben.«
    »Dann bin ich also dazu verdammt, immer Schmerzen zu haben? Aber er hat auch nichts für mich übrig, und daher kann es sein, daß er mich nicht oft belästigen wird. Ich danke dir dafür, daß du es mir gesagt hast, Wilda.«
    Leonie sagte sich, daß sie ruhig bleiben mußte. Sie konnte nicht nach Crewel gehen und vor Angst beben. Wenn er hoffte, sie in Furcht und Schrecken zu sehen, mußte er noch viel über Leonie von Montwyn lernen.

9. KAPITEL

    Leonie erkannte die Frau, die in dem großen Saal von Crewel wartete, um die Hochzeitsgäste zu begrüßen,

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