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Wenn die Liebe erwacht

Wenn die Liebe erwacht

Titel: Wenn die Liebe erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Wangen der englischen Mädchen und auch nicht die dunkle Schönheit der Französinnen, sondern die reinste Elfenbeinhaut, die wie Perlen schimmerte und deren glatte Oberfläche nicht von dem geringsten Makel getrübt wurde. Lange silbrige Wimpern verbargen ihre niedergeschlagenen Augen, und er verzehrte sich danach, die Farbe dieser Augen zu sehen.
    Er schien nicht in der Lage zu sein, sie anzusprechen, etwas zu sagen, was sie dazu gebracht hätte, ihn anzusehen. Er konnte nur dastehen und sie anstarren wie ein Tölpel.
    Wer war sie, dieses außergewöhnliche Geschöpf? Sie hatte nicht die Haltung eines Dienstmädchens. Sicher war sie alt genug, um verheiratet zu sein. War sie eine Gesellschafterin seiner Frau? Wie schmerzlich für seine häßliche Frau, täglich eine solche Schönheit in ihrer Nähe zu haben!
    Das Mädchen fing an, ihre Hände nervös zu bewegen, und Rolfe wurde klar, daß er sie unsicher machte. Wußte sie, wer er war? Wenn ja, dann war ihr klar, daß sie seinem Willen zu gehorchen hatte, da seine Gattin ihre Lehnsherrin war. Bei dieser Überlegung wurde ihm klar, was er empfand, und wie sehr er sie begehrte. Himmel, dieses Mädchen ließ ihn alle Skrupel vergessen!
    »Beunruhige dich nicht, kleine Blume«, sagte Rolfe freundlich. »Ich will dir nichts zuleide tun.«
    »Wirklich nicht?«
    Der Klang ihrer Stimme, ein zartes Flüstern, gefiel ihm. »Habe ich dir einen Grund gegeben, mich zu fürchten?«
    Sie blickte endlich zu ihm auf und senkte dann eilig wieder die Lider. Leonie hatte vergessen, wie gut er aussah. Er hielt seinen Helm in der Hand, und die zerzausten schwarzen Locken gaben ihm etwas Knabenhaftes, das im Widerspruch zu seinem kräftigen Körper stand. Sein Schweigen hatte sie mit Furcht erfüllt, aber seine sanfte Stimme war auf ihre Weise genauso erschreckend.
    »Ihr langes Schweigen hat mich beunruhigt.«
    »Verzeiht mir, Mylady. Ich habe mir so lange Zeit gelassen, weil ich mich gefragt habe, mit welchem Namen ich euch ansprechen soll.«
    »Wenn ihr mir lieber einen anderen Namen gebt, so ist das euer Recht.«
    »Ihr mißversteht mich, Mylady. Ich möchte Sie bei Ihrem Namen nennen – wenn Sie ihn mir sagen.«
    Leonie riß die Augen weit auf und blickte zu ihm auf. »Sie wollen, daß ich Ihnen meinen Namen nenne?«
    Geduldig sagte er: »Das wäre hilfreich, ja.«
    Sie runzelte die Stirn. War das ein Spiel? Nein, sie glaubte nicht, daß er sich auf diese Weise lustig machte. Aber das ließ nur noch eine Möglichkeit offen. Sie war für ihn so bedeutungslos, daß er ihren Namen wahrhaftig vergessen hatte!
    Sie richtete sich trotz ihrer kleinen Statur zu voller Größe auf. »Was ist schon ein Name?«
    Rolfe stellte erstaunt fest, daß diese schönen silbergrauen Augen zornig blickten. Er mußte sie irgendwie aufgebracht haben. Nun gut, wenn sie ein Geheimnis aus ihrer Identität machen wollte, dann war das ihre Angelegenheit.
    »Das stimmt«, sagte er liebenswürdig und kam einen Schritt näher. »Dann bleiben wir doch bei › kleine Blume‹. Ich möchte an einem abgeschiedeneren Ort etwas mit dir besprechen.«
    »Abgeschieden?« Sie trat zurück und sah sich um und fragte sich, wieviel mehr an Abgeschiedenheit er sich noch wünschte. »Wohin … wohin möchten Sie denn gehen?«
    »Dahin, wo du schläfst, kleine Blume.«
    Es war nicht nötig, deutlicher zu werden. Die verräterische Röte, die sich auf ihrem Gesicht ausbreitete, ließ sie erstarren. Sie hätte nie damit gerechnet, daß er sie aus diesem Grund aufsuchen könnte. Amelia hatte gesagt, er würde sie in dieser Hinsicht nicht belästigen, und sie hatte ihr geglaubt. Das Schlimme war, daß sie sich ihrem Mann nicht verweigern durfte.
    »Wenn … wenn Sie mir folgen wollen, Mylord.«
    Es bereitete ihr Mühe, die Worte auszusprechen, und das Gehen fiel ihr noch schwerer. Ihre Beine wurden bleischwer, und ihre Tränen drohten zu rinnen. Trotz seines sanften Auftretens vermutete sie nichts Gutes dahinter, daß er mit ihr ins Bett gehen wollte. In ihrer Hochzeitsnacht war er betrunken gewesen, vielleicht zu betrunken, um sich an die Rache zu erinnern, mit der er sie hatte strafen wollen. War er jetzt gekommen, um sie büßen zu lassen? Sie würde nicht um Gnade flehen. Nein, ganz bestimmt nicht.
    Rolfe war so überrascht, daß er ihr im ersten Moment nicht folgte. Sie hatte ihre stillschweigende Einwilligung zu schnell gegeben. Hieß das, daß sie so etwas oft tat. Wer war ihr Mann, wenn sie sich so wenig aus ihm machte? Ein

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