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Wenn die Liebe erwacht

Wenn die Liebe erwacht

Titel: Wenn die Liebe erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Wunder, daß er ihren Namen nicht gekannt und daß er geglaubt hatte, sie nie zuvor gesehen zu haben. Aber daß er so etwas in ihrer Burg tun konnte, wo seine Frau es erfahren würde, hier, wo ihre Leute sehen konnten, wie wenig Respekt er ihr entgegenbrachte!
    Leonie lief zu ihrer Kleidertruhe, öffnete sie und zog das erste Kleidungsstück heraus, das ihr in die Finger kam, ein kurzes Leinengewand. Als sie es übergezogen hatte, kehrte sie zu ihrem Bett zurück, in dem ihr Mann immer noch schallend lachte. Sie griff in aller Ruhe nach einem Kissen und fing an, damit auf ihn einzuschlagen, bis sie endlich seine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte.
    »Hör jetzt auf. Du hast dich klar genug ausgedrückt«, sagte er kichernd.
    »Wärst du so freundlich, dich woanders zu amüsieren? Und zwar schnell, ehe ich den letzten Rest Geduld verliere.«
    Rolfe setzte sich auf und streckte die Arme nach ihr aus, doch als sie zurückwich, ernüchterte es ihn.
    »Komm her, Leonie, du kannst mir keinen Vorwurf daraus machen, daß es mich freut, festzustellen, daß ich eine wunderschöne Frau habe.«
    »Mutter Maria, steh mir bei«, dachte Leonie. Augen wie aus blankem Silber blitzten ihn an. »Mylord, ich sehe, daß ich mich noch nicht klar genug ausgedrückt habe. Ich will, daß Sie gehen – und zwar sofort!«
    Rolfe rührte sich nicht von der Stelle. »Du bist wütend.«
    »Ja.«
    »Das kann ich dir nicht vorwerfen.«
    »Wie großmütig von dir.«
    Er grinste sie an. »Vergeude deine Wut nicht, Herzchen. Es ist nichts Böses geschehen. Dank deiner Tante ist nur ein Mißverständnis ausgeräumt worden.«
    »Ich will wissen, ob ich Sie richtig verstanden habe, Sir Rolfe«, sagte Leonie aufgebracht. »Wollt ihr damit sagen, daß es lediglich ein Mißverständnis gewesen wäre, wenn ihr in dem Glauben, ich sei eine Fremde, mit mir geschlafen hättet?«
    »Aber du bist doch meine Frau und keine Fremde. Verstehst du nicht, worauf ich hinaus will?«
    »Was ich verstehe, Mylord, ist, daß ihr ein Lüstling der übelsten Sorte seid!« Seine Augen zogen sich zusammen, aber Leonie war zu wütend, um den Mund zu halten. »Mir wird alles berichtet, was sich hier zuträgt. Ich hätte von deiner Missetat schon vernommen, ehe du mit dem Mädchen fertig gewesen wärest. Täusche dich nicht in mir. Mir ist gleich, wie viele Frauen du hast, aber wenn du dir eine aus Pershwick nimmst, dann werde ich es erfahren, und alle anderen hier auch. Ich lasse nicht zu, daß meine Leute mich bemitleiden, weil ich einen Wüstling zum Mann habe!«
    »War das alles?«
    Leonie schluckte, denn sie wußte, daß sie zu weit gegangen war.
    »Ja«, murmelte sie und blickte zu Boden.
    »Das einzige, was zählt, ist, daß du meine Frau bist. Das heißt, daß du mir gehörst und ich mit dir tun kann, was ich will. Streitest du ab, daß es so ist?«
    »Nein«, sagte sie kläglich.
    »Dann vergiß nicht noch einmal, daß du dich vor mir zu verantworten hast, nicht ich mich vor dir.«
    Er hob seine Kleider auf und ging. Als sich die Tür schloß, stieß sie den Atem aus, den sie angehalten hatte. Keine Strafe für ihre Dreistigkeit, nur eine Warnung. Aber eine verabscheuungswürdige Warnung … aus dem Mund eines ebensolchen Mannes.

13. KAPITEL

    Wilda zögerte vor der Tür ihrer Herrin, denn sie zitterte vor den Nachrichten, die sie ihr überbringen mußte. Sie wußte, daß Sir Rolfe gestern hier gewesen war und die Burg äußerst übellaunig verlassen hatte. Ihre Herrin war für den Rest des Tages niedergeschlagen gewesen, und jetzt war auch wirklich das Schlimmste bei dieser Begegnung herausgekommen.
    Der Himmel hatte noch das diesige Violett der einsetzenden Dämmerung, als eine Schar von Männern vor das Tor ritt und Einlaß forderte. Selbst das Küchenpersonal war noch nicht auf den Beinen gewesen, weil es so früh am Tag war. Der Aufruhr hatte dazu geführt, daß die Krieger zu den Waffen gerufen worden waren, doch dann hatte sich herausgestellt, daß das überflüssig war. Das Kriegsgeschrei beruhte auf einem Mißverständnis. Der Nachtwächter war ein Mann aus Pershwick, der zur Dorfbevölkerung gehörte und ausschließlich Englisch sprach. Die Krieger vor den Toren waren eben erst aus Frankreich gekommen und verstanden kein Englisch. Die Ritter warteten so weit entfernt, daß sie den Wortwechsel nicht hörten. Alles war ein einziges Chaos, bis Sir Guibert eintraf und die Situation entwirrte.
    Die berittenen Krieger warteten jetzt auf dem Burghof, und die vier

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