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Wenn die Liebe erwacht

Wenn die Liebe erwacht

Titel: Wenn die Liebe erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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beizubringen. Sehr wenige Männer, die nicht der Kirche angehörten, konnten lesen und schreiben. Rolfe konnte schreiben, aber er machte keinen Gebrauch davon, sondern verließ sich darauf, daß seine Sekretäre sich um diese Dinge kümmerten.
    Rolfe nahm eines der Pergamente in die Hand und sah es sich näher an, doch als Leonie die Augen aufschlug, ließ er es wieder auf ihren Schoß fallen.
    »Kannst du mit diesem Gekrakel etwas anfangen?«
    Leonie richtete sich verblüfft auf. »Natürlich. Das ist meine Buchführung.«
    »Wer hat dir das Schreiben beigebracht?«
    »Ein junger Geistlicher in Pershwick.«
    »Warum sollte er das tun?«
    Leonie war auf der Hut, aber sein Tonfall war freundlich. Er schien lediglich neugierig zu sein.
    »Ich habe damit gedroht, ihn sonst zu entlassen.«
    Rolfe mußte sich zusammenreißen, um nicht laut zu lachen. »Wirklich? Dann hat er sich deinen Drohungen wohl gebeugt. Aber warum wolltest du schreiben lernen? Hat er deine Bücher nicht ordentlich geführt?«
    »Doch, das schon, aber er hat sich gegen gewisse Veränderungen gesträubt, die ich einführen wollte. Das ist eine lange Geschichte, Mylord. Jedenfalls habe ich mich entschlossen, es selbst zu tun.«
    »Das freut mich, denn es ist doch etwas, was du für mich tun kannst, ohne Einwände zu erheben«, sagte Rolfe. »Du wirst meine Sekretärin.«
    »Ich?« rief sie aus. »Soll das heißen, daß du nicht schreiben kannst?«
    »Ich habe meine Jugend mit meiner militärischen Ausbildung verbracht und nicht abgeschieden von der Welt mit einem Lehrer.«
    Das stimmte zwar nicht ganz, aber es war ihm nicht peinlich. Er hatte die Ausbildung an den Waffen vorgezogen und dem Lernen keine Zeit zu opfern gehabt, und er war auch nie mit einem Lehrer in der Abgeschiedenheit eines Klosters gewesen. Sein Lehrer hatte ihm zu den Ausbildungsstätten folgen müssen, eine Unannehmlichkeit, die dem alten Geistlichen gar nicht behagte.
    »Aber du hast doch gewiß einen Sekretär?«
    »Ich erwarte nicht von dir, daß du die Buchhaltung von Crewel übernimmst«, sagte er. »Aber du kannst dich mit einfacher Korrespondenz befassen.«
    Sie schnaubte vor Wut. »Das müßte ich wohl können, wenn du nicht glaubst, daß es meine Intelligenz überfordert.«
    Ihr Sarkasmus belustigte ihn. »Das glaube ich ganz und gar nicht.«
    Leonie erhob sich steif. »Gut, Mylord.«
    Sie legte ihre Aufzeichnungen zur Seite, und als sie sie weggeräumt hatte und wieder ins Zimmer kam, saß Rolfe auf dem Stuhl, den sie gerade freigemacht hatte. Seine Augen richteten sich auf sie, doch sie waren zusammengekniffen,und nichts war in ihnen zu lesen. Sie hob eine Hand, um ihren Morgenmantel aus Leinen dichter um sich zu ziehen; ihr wurde plötzlich bewußt, wie dünn das eierschalenfarbene Gewand war.
    »Komm her, Leonie.«
    Es war ein freundlicher Befehl, aber immerhin ein Befehl. Sie warf einen nervösen Blick auf das breite Bett. Es bot ihr, so zuwider es ihr auch war, eine Ausflucht.
    »Es ist schon spät, und …«
    »Du hast schon geschlafen. Erzähl mir also nicht, daß du übermüdet bist.«
    Sie sah ihm fest in die Augen, aber es dauerte einen Moment, bis sie vermochte, sich von der Stelle zu rühren.
    »Komm näher.«
    Sie trat noch einen Schritt näher, dann streckte Rolfe seine Arme aus und zog sie auf seinen Schoß. Seine Hände legten sich auf ihre Hüften. Zögernd sah sie ihm in die Augen.
    »Ich bin froh, daß du meine Worte ernstgenommen hast, Herzchen, denn ich erteile nicht öfter als einmal eine Warnung.«
    Leonie schloß die Augen. Er nahm an, sie sei fügsam, weil er es ihr befohlen hatte. Er sollte jedoch feststellen, daß sie sich nichts befehlen ließ.
    »Was passiert, mein Gebieter, wenn eure Warnungen nicht beachtet werden?« fragte sie.
    Seine Lippen kosten ihren Hals. »Das willst du doch gewiß nicht wissen.«
    »O doch, ich will es wissen, Mylord.«
    »Rolfe«, verbesserte er sie, und seine Lippen wanderten zu ihrer Kehle.
    Leonie stöhnte. »Es tut mir leid, aber das kann ich nicht.«
    »Was kannst du nicht?«
    »Dich bei deinem Namen nennen.«
    Er lehnte sich zurück. Seine Hände legten sich fest um ihr Gesicht. »Sprich ihn aus. Es ist ein kurzer Name, der sich leicht sagen läßt.«
    Er lächelte, und sein Tonfall war gedämpft, einschmeichelnd und heiser. Aber als sie ihm in die Augen sah, dachte sie an Lady Amelia. Sie stand zu deutlich zwischen ihnen.
    »Ich kann nicht.«
    »Du meinst, du willst nicht.«
    »Nun gut, ich will

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