Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn die Liebe erwacht

Wenn die Liebe erwacht

Titel: Wenn die Liebe erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
Tagesordnung, und oft wurden Menschen, von denen man vermutete, sie besäßen auch nur das geringste Vermögen, gefangengenommen. Die Opfer wurden eingesperrt und gefoltert, bis sie bereit waren, alles herzugeben, was sie besaßen. Niemand war in jenen Zeiten sicher gewesen, weil man keinen Schutz durch einen König hatte, der ständig darum kämpfte, seine Krone zu behalten. Das wahre Ausmaß der Kriminalität wurde erst später erkannt, als sämtliche unrechtmäßig angeeigneten Burgen auf Heinrichs Befehl niedergerissen oder in andere Hände übergeben wurden.
    Leonies Angst wurde übermächtig, als sie sich überlegte, was ihr alles zustoßen konnte, wenn sie Dereks Herrn übergeben wurde. Dennoch trat diese Furcht in den Hintergrund, als die vier Männer anhielten und ihr klar wurde, was sie vorhatten.
    Galle stieg in ihrer Kehle auf, als Derek mürrisch sagte: »Ich brauche einen Knebel.«
    »Aha, du willst sie also auch haben. Und erst machst du einen solchen Wirbel …«
    »Einen Knebel! Und zwar schnell!« fauchte Derek. »Ich warne euch, wir haben wenig Zeit. Sie muß eingesperrt werden, ehe sich ihre Männer auf die Suche nach ihr machen.«
    »Wir schleppen keine Lumpen mit uns rum«, murrte Osgar.
    »Dein Hemd tut es auch. Gib her.«
    In dem Moment, in dem Derek sie losließ, damit man sie knebeln konnte, stieß Leonie einen durchdringenden Schrei aus. Er wurde eilig erstickt, als das stinkende Hemd fest auf ihren Mund gepreßt wurde. Es wurde hinter ihrem Kopf so fest zusammengebunden, daß sie glaubte, ihre Mundwinkel würden einreißen.
    Als der Knebel angebracht war, schüttelte Derek sie heftig. Schmerz schoß dort, wo er sie gepackt hatte, durch ihre Arme.
    »Hör auf, Derek, ehe du ihr das Genick brichst!« warnte ihn eine andere Stimme.
    »Glaubst du, daß sie sie im Schloß gehört haben?« fragte Osgar.
    »Denen ist egal, was in den Wäldern geschieht«, sagte Derek zu ihm.
    »Warum bist du dann so wütend?«
    »Wir sind zwar weit von ihren Männern entfernt, aber nicht weit genug, wenn einer von ihnen aufgewacht ist und uns verfolgt.«
    »Wir hätten sie alle bis auf den letzten Mann töten sollen«, sagte Osgar verärgert. »Es war kein Ritter unter ihnen.«
    »Und das einzige Schwert, das wir hatten, war meines«, erinnerte ihn Derek herablassend.
    »Ruhig! Ich höre etwas.«
    Leonie hörte es auch, und es wurde von Sekunde zu Sekunde lauter. Es war der unverwechselbare Klang von Pferdehufen, die sich durch die Büsche näherten. Hoffnung stieg in ihr auf und gab ihr neuen Mut.
    »Für den Moment bist du sicher, Weib«, krächzte Derek wütend, »aber dafür wirst du mir später noch bezahlen.« Den anderen befahl er: »Wir können jetzt nicht trödeln. Bewegt euch schnell, aber macht um Gottes willen keinen Lärm.«
    »Nein, Derek«, ließ sich ein erschrockenes Flüstern vernehmen. »Die Wiese liegt noch vor uns. Dort werden wir gesehen.«
    »Niemand sieht uns, wenn wir am Rand der Wiese warten, bis alles still ist. Sie müssen ausgeschwärmt sein, um sie zu suchen. Wenn einer von ihnen auf uns stößt, können wir ihn töten.«
    Leonie wurde wieder hochgehoben. Diesmal hatte der Mann ihre Arme direkt über den Ellbogen gepackt, damit sie die Hände nicht bewegen und den Knebel aus ihrem Mund ziehen konnte. Die drei anderen Männer liefen vor ihr her, doch Derek war langsamer, weil sie sich wehrte und zappelte. Sie versuchte, sich von ihm loszureißen, ihm auf die Füße zu treten, und ihre eigenen Füße vom Boden hochzuheben, damit er fiel. Er war weit stärker als sie, und nichts von alledem half. Schließlich brummte er und klemmte sie sich unter den Arm, um sie wie einen Mehlsack fortzutragen.
    Allmählich verzweifelte sie. Der Klang der Hufe verhallte. Sie hätte ihr Leben dafür gegeben, wenn sie die Gelegenheit gehabt hätte, um Hilfe zu schreien.
    Derek blieb am Rand einer Lichtung stehen, die sich durch den Wald zog und im Vergleich zu den bewaldeten Hängen, von denen sie umgeben war, außergewöhnlich groß und hell war. Die drei anderen Männer kauerten sich an den Rand der Lichtung und warteten auf Leonie und Derek. Sie waren auf der Hut, und ihre Nerven waren angespannt.
    »Was habt ihr gesehen?« fragte Derek, der einen Blick auf die Lichtung warf.
    »Keine Bewegung, aber ich dachte, ich hätte weiter hinten auf dem Weg noch einen Laut gehört.«
    »Wer hat sonst noch etwas gehört?« Niemand antwortete, und Derek knurrte: »Wie ich es mir dachte. So weit kommen sie nicht,

Weitere Kostenlose Bücher