Wenn die Liebe erwacht
hatten einen gewissen Widerstand dagegen, Verantwortung zu übernehmen und seine übrigen Burgen zu regieren. Sie zogen es vor, ein Soldatenleben zu führen.
»Was hältst du von Sir Reginald? Wird er in Warling einen guten Burgvogt abgeben?«
»Er wirkt eifrig, eigentlich sogar übereifrig«, erwiderte Thorpe nachdenklich. »Bis jetzt hatte er nur Aussichten auf Marhill, und das auch erst nach Bertrands Tod. Ich glaube, daß er dir gut dienen wird, und sei es nur, um zu beweisen, daß er Marhills würdig ist, wenn es an der Zeit ist.«
»Ich bin deiner Meinung. Jetzt müssen wir Warling nur noch einnehmen.«
»Noch ein oder zwei Wochen, und die Mauern öffnen sich uns«, sagte Thorpe zuversichtlich voraus. »Der Tunnel in Blythe ist auch schon im Bau. Kempston sollte gut abgesichert sein, ehe der erste Schnee fällt. Und was tun wir dann? Wir werden bis dahin Frieden in deinen Gebieten haben, und uns bleibt nichts mehr zu tun.«
Rolfe grinste ihn an. »Laß mich eine Zeitlang den Frieden genießen, ehe ich mich nach dem nächsten Krieg umsehe.«
»Es könnte dir zu gut gefallen, ein begüterter Grundbesitzer zu sein, und dann wirst du nicht mehr in den Krieg ziehen.«
Rolfe sagte nichts dazu. Er dachte über die Wahrheit nach, die in dieser Vorhersage steckte, und Thorpe wußte es.
»Jedenfalls verstehe ich, worum es dir geht. Es war klug von dir, Sir Bertrand und seinen Sohn auszuhorchen, ob du sie wirklich brauchen kannst. Um die Wahrheit zu sagen – ich dachte, du schiebst das Treffen nur vor, um deine Frau zu sehen.«
Rolfe grinste, und Thorpe lachte schallend. »Verdammt noch mal! Ich hatte recht!«
»Mir kommt alles gelegen, was mich hierher zurückbringt.« Rolfe zuckte die Achseln.
»Und was hat sie davon gehalten, daß du zwei von Bertrands Söhnen für deine eigenen Burgen ernennst? Er hat doch gesagt, er hätte noch einen Sohn, der sich für die Burg Blythe eignen würde?«
»Ja, aber ich habe Leonie noch nichts davon erzählt.«
Thorpe rollte die Augen himmelwärts. »Was hast du dir dabei wohl gedacht, mein Freund? Sir Bertrand ist einer ihrer Männer.«
»Ja, ich weiß.«
»Du hättest dich mit ihr besprechen sollen, ehe du ihm dieses Angebot machst.«
»Das hatte ich vor, aber gestern abend … war nicht der geeignete Moment. Und heute morgen«, sagte er und lächelte liebevoll, »hat sie so friedlich geschlafen, daß ich sie einfach nicht wecken konnte. Aber was sollte sie dagegen einzuwenden haben? Ich habe die Familie lediglich enger an uns gebunden. Der Vater wird für sie arbeiten, die Söhne für mich.«
»Eine Frau kann wegen etwas, was ihr gehört, verbissener sein, als es einem Mann je einfiele.«
Rolfe runzelte die Stirn. »Wie kommt es, daß du urplötzlich so viel über Frauen weißt?«
»Ich weiß offensichtlich weit mehr als du.«
Rolfe knurrte und streckte die Hand nach dem kalten Fleisch auf der Platte aus, die das junge Dienstmädchen gerade auf den Tisch stellte. Rolfe bemerkte ihr Lächeln, und seine Blicke folgten ihr, als sie ging.
»Wenn du so viel über Frauen weißt«, fragte er Thorpe, »dann sag mir, was zum Teufel mit den Frauen in meiner Umgebung los ist. Ich spreche nicht von meiner Frau.«
Thorpe verschluckte sich an einem Bissen Brot. »Welche Frauen?« fragte er in vollem Ernst.
»Alle! Absolut alle! Die Dienstmädchen, die Ehefrauen meiner Männer. Wochenlang hat sich jede einzelne von ihnen verhalten, als wäre ich krank. Und jetzt werde ich plötzlich von allen Seiten angelächelt. Lady Bertha ist nach Warling gekommen, um mir einen Obstkuchen zu bringen, und Warrens Frau hat Blumen geschickt – Blumen!«
Thorpe konnte seine Belustigung nicht mehr verbergen und lachte laut vor Vergnügen. »Sie versuchen zweifellos wiedergutzumachen, daß sie geglaubt haben, du seist derjenige gewesen, der deine Frau in der Hochzeitsnacht verprügelt hat. Lady Leonie selbst hat diesen Irrtum ausgeräumt. Ich habe gehört, sie soll sehr zornig gewesen sein, als sie erfuhr, daß man dir die Schuld an dem gegeben hat, was ihr Vater getan hat.«
»Sie ist verprügelt worden? Wer sagt das?«
Thorpe verging das Lachen. Rolfe war blaß geworden, und sein Körper erstarrt. »Verdammt noch mal, Rolfe, soll das heißen, daß du es nicht gewußt hast? Aber du hast doch die Nacht mit ihr verbracht. Wie kann es sein, daß du nichts davon weißt?«
»Wer?« wiederholte Rolfe. Seine Stimme flüsterte.
»Lady Roese hat ihr Gesicht am nächsten Morgen kurz gesehen, als
Weitere Kostenlose Bücher