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Wenn Die Nacht Beginnt

Wenn Die Nacht Beginnt

Titel: Wenn Die Nacht Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
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fährt nahe an sie heran. Die eine ist T. Hodges, deren Helm auf dem Boden liegt, der andere ist Kelly Larkin. Er schubst T. Hodges, so dass sie rückwärts hinfällt. Er dreht sich um und rennt direkt auf Bohannons Lieferwagen zu. Von einem Handgelenk baumelt ein Paar Handschellen, die im Licht glänzen. Sein Hemd ist am Rücken zerrissen, rutscht über seine Schultern herunter und bringt seine Tätowierungen zum Vorschein. Bohannon tritt heftig auf die Bremsen, springt mit einem Brüllen aus dem Auto und greift sich den Jungen. Der windet sich und schlägt mit der Handschellenfaust um sich – Bohannons Hut fliegt zu Boden.
    »Hör auf«, befiehlt er. »Zum Teufel, bleib stehen, Kelly.«
    »Ach, lass mich los«, keucht der Junge. »Ich hab nichts getan.«
    »Dann schlag auch nicht um dich«, erwidert Bohannon. »Na also, schon besser.« Er ruft T. Hodges zu, die von seinen Scheinwerfern beleuchtet wird. »Alles in Ordnung?«
    »Kelly …«, stößt sie mit bedrohlicher Stimme hervor und kommt auf die beiden zu.
    »Es tut mir Leid«, sagt der Junge schuldbewusst.
    »Das hoffe ich.« Mit dem Ärmel wischt sie den Staub von ihrem Helm. »Ich war dabei, ihm die Handschellen abzunehmen. Ich sagte ihm, ich würde ihm vertrauen, und du siehst, was passiert ist.«
    »Wir legen sie ihm einfach wieder an«, sagt Bohannon und lässt die zweite Handschelle um Kellys anderes Handgelenk zuschnappen. »So.« Er hebt seinen Hut auf. »Jetzt gehen wir in die Küche, setzen uns hin, trinken Kaffee und reden zivilisiert darüber, in Ordnung?«
    »Ich hab nichts zu sagen«, protestiert Kelly, während er in Bohannons festem Griff vorwärts stolpert. »Das ist verrückt.«
    Sie gehen über die lange, überdachte Veranda des Ranchhauses. Bohannon schaut T. Hodges an, über Kellys Kopf hinweg. »Ist es verrückt?«
    »Ich glaube nicht«, meint sie, »nicht, wenn man bedenkt, dass sein Familienname nicht Larkin lautet …«
    »Aber ich könnte so heißen«, wendet Kelly ein. »Das war der Name meiner Mutter.«
    Bohannon öffnet die Fliegentür zur Küche, sie gehen hinein, und er hängt seinen Hut auf. Die Lampe auf dem Tisch glüht. »Du heißt Belcher, stimmt's?«
    Kelly starrt ihn an. »Woher weißt du das?«
    »Setz dich.« Bohannon geht zum Herd und nimmt die blaugesprenkelte Kaffeekanne, aber T. Hodges nimmt sie ihm aus der Hand. »Ich mach das«, sagt sie, »sprich du mit ihm.«
    »Das hier wird dir Schwierigkeiten mit Gerard einhandeln«, meint er.
    »Um Gerard kümmern wir uns später«, beschwichtigt sie ihn.
    Bohannon lässt sich auf einen Stuhl am Tisch fallen, und während er sich eine Zigarette anzündet, betrachtet er eingehend den trotzigen Burschen. »Du bist nicht zufällig bei mir vorbeigekommen, auf der Suche nach Arbeit. Du hattest herausgefunden, dass dein Vater hier ist, und du wolltest ihn sehen, mit ihm sprechen.«
    »Er ging weg, als ich vier war«, erklärt Kelly. »Er hat einfach meine Mom und mich im Stich gelassen – hat sie verprügelt, ging weg und kam nie mehr zurück.«
    »Und das hat deiner Mutter das Herz gebrochen?«, fragt Bohannon.
    »Das nicht gerade. Sie hat es nicht mehr ausgehalten. Er war durch den Krieg so durcheinander und außer sich – all das Töten und Sterben, diese Albträume, er schrie und versteckte sich …« Tränen schimmern in Kellys Augen, er senkt den Kopf, schnieft laut und wischt sich die Nase mit dem Handrücken. »Er konnte nichts dafür, das wusste ich. Sie wusste es auch, aber er wollte sich nicht helfen lassen. Die Veteranen haben Anrecht auf Hilfe, und er bekam auch Therapie, bevor sie heirateten, aber dann war er glücklich, und eine Zeit lang ging es gut. Aber die Zustände kamen wieder, weißt du! Es fing alles noch mal von vorn an. Er konnte keinen Arbeitsplatz behalten, er trank ständig, warf Sachen durch die Gegend und machte aus allem Kleinholz, schlug sie …« Dem Junge versagt die Stimme, er schüttelt den Kopf und schaut zu Boden.
    »Und du bist gekommen, um ihn zum Heimkommen zu überreden?«, fragt Bohannon.
    Der Bursche nickt und hebt sein vor Tränen glänzendes Gesicht. »Es ist Jahre her, und sie braucht ihn. Sie hat ständig neue Männer, die alle nichts taugen. Straßenkerle. Sie ist Kellnerin, arbeitet schwer – sie nehmen nur ihr Geld, liegen rum und glotzen den ganzen Tag in den Fernseher.«
    »Du glaubst, er ist jetzt kuriert?« T. Hodges bringt Kaffeebecher und stellt sie den beiden Männern hin. »Kelly, er arbeitet nicht. Er lebt von

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