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Wenn die Nacht dich kuesst...

Wenn die Nacht dich kuesst...

Titel: Wenn die Nacht dich kuesst... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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erschwerte es einem sehr, ihn zu belauschen. Sie strengte sich an, etwas zu verstehen, aber alles, was sie aufschnappen konnte, waren Gesprächsfetzen. Portias beständiges Geschnatter wurde durch gelegentliches Klirren von Teetassen, Viviennes höfliche Bemerkungen und Tante Mariettas schrilles Kichern unterbrochen.
    Plötzlich legte sich ehrfürchtiges Schweigen über den Salon. Sogar Portia verstummte.
    Als der Viscount zu reden begann, schlich Caroline eine weitere Stufe nach unten. Aber alles, was sie hören konnte, war »... bin heute gekommen ... anmaßend, Ihre Zuneigung vorauszusetzen ... eine sehr wichtige Frage ...«
    Ihre Hand umklammerte das Geländer, dass die Knöchel weiß hervortraten. Kane wollte seinen Antrag machen. Er würde Vivienne fragen, ob sie seine Frau werden wollte, und wenn sie das erst einmal war, würde nichts mehr so sein wie zuvor. Sie verspürte einen seltsamen Druck in der Gegend ihres Herzens, als ob eine bis dahin unbekannte Ader ein tödliches Leck bekommen hätte.
    Ohne sich die Zeit zu geben, diese Empfindungen näher zu erforschen, lief sie eilig die letzten Stufen hinab. »Auf gar keinen Fall!«, rief sie, während sie in den Salon stürmte. »Ich verbiete es!«

8
    Alle im Salon drehten sich zu ihr um und starrten sie an, als habe sie den Verstand verloren. Obwohl sich in der feuchten Luft Portias Locken fröhlich um ihr Gesicht ringelten und noch eine dünne Wolke frischer Gesichtspuder Tante Marietta einhüllte, sah Vivienne mit ihrem hochgekämmten Haar so frisch aus wie ein Frühlingsmorgen. Ihre zierlich gerundete Figur steckte in einem Kleid aus zartgemustertem weidengrünem Seidenkrepp, der aufs Vollkommenste Carolines graue Augen betont hätte, hätte sie je die Gelegenheit erhalten, ihn zu tragen.
    Kane stellte seine Teetasse bedächtig auf die Untertasse und erhob sich. Wie er so über das Chaos in dem überfüllten Salon ihrer Tante aufragte, wirkte er noch größer und doppelt so robust wie sonst. Wäre er ein Vampir, könnte er vermutlich das Blut von ihnen allen trinken und trotzdem noch nicht zu satt für Tee und Gebäck sein.
    »Ich hoffe, Sie verzeihen mir meine Vermessenheit, Miss Cabot«, erklärte er, und Belustigung und Misstrauen rangen in seinem Blick miteinander. »Ich hatte keine Ahnung, dass Sie so leidenschaftlich dagegen eingenommen sein könnten, wenn ich Ihre Schwester auf den Landsitz meiner Familie einlade.«
    Sie sah ihn verwundert an. »Ihren Landsitz?«
    Er schaute ihr direkt in die Augen. »Natürlich. Was haben Sie denn gedacht, habe ich gefragt?« Seine unschuldige Miene narrte sie keinen Augenblick. Er wusste genau, was sie gedacht hatte.
    Ihre Beine gaben vor Erleichterung unter ihr nach. Sie sank auf einen Ohrensessel, der mit Brokat in einem grässlichen Blumenmuster bezogen war. Fast wäre sie von der Kante gerutscht. »Ich dachte, Sie wollten vielleicht ... eine Ausfahrt in diesem schrecklichen Wetter vorschlagen. Vivienne hatte schon immer eine eher zarte Konstitution, sodass ich mich um ihre Gesundheit gesorgt habe.«
    Vivienne verdrehte die Augen. »Sie müssen meiner Schwester verzeihen, Lord Trevelyan. Man könnte meinen, sie sei eine Glucke und Portia und ich ihre Küken.«
    Wie Caroline setzte sich auch Kane wieder und nahm seine Teetasse, wobei das zarte Porzellan in seinen kräftigen Händen doppelt zierlich aussah. »Ich kann Ihnen versichern, Miss Cabot, dass ich die Gesundheit Ihrer Schwester nie aufs Spiel setzen würde.« Es war möglich, dass sie sich das spöttische Glitzern in seinen Augen nur einbildete, aber nicht wahrscheinlich. »Wie Sie vielleicht schon gehört haben, will ich nächste Woche auf Trevelyan Castle einen Maskenball geben. Mit all den nötigen Vorbereitungen, die getroffen werden müssen, dachte ich, es sei am besten, ein paar Tage eher aufs Land zu fahren. Ich bin gekommen, Ihre Schwester einzuladen, mich zu begleiten.« Er nickte Tante Marietta zu. »Mit Ihrer Tante als Anstandsdame selbstverständlich.«
    Natürlich besaß er eine Burg. Eine Burg, deren Herrin Vivienne eines Tages sein würde. Der Druck in Carolines Brust verstärkte sich zu einem dumpfen Schmerz.
    »Und wo liegt diese Burg, Mylord?«, fragte sie. »In Transsylvanien?«
    Portia verschluckte sich an ihrem Tee, was ihr einen kräftigen Schlag von Tante Marietta auf den Rücken einbrachte. Alle Welt wusste, dass das osteuropäische Land mit Unmengen unheimlicher Geschichten über Werwölfe, Vampire und andere entsetzliche

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