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Wenn die Nacht dich kuesst...

Wenn die Nacht dich kuesst...

Titel: Wenn die Nacht dich kuesst... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Geschöpfe der Nacht aufzuwarten hatte. Es konnte sich sogar echter Ungeheuer rühmen wie Vlad Draculas, des berüchtigten Fürsten, dessen Schreckensherrschaft zur Legende und zum Stoff für Albträume geworden war.
    Kane nahm ihre Anspielung mit dem Aufflackern eines Lächelns zur Kenntnis. »An einem wesentlich langweiligeren Ort, fürchte ich. Trevelyan Castle liegt in Wiltshire, westlich von Salisbury.«
    Caroline fragte sich, ob sein plötzlicher Wunsch, London zu verlassen, irgendetwas mit dem zu tun hatte, was zwischen ihnen vergangene Nacht vorgefallen war. Wollte er Vivienne ihrem Einfluss entziehen? Oder sich selbst? Was auch immer seine Absichten waren, sie konnte nicht zulassen, dass er Erfolg damit hatte. Sie brauchte mehr Zeit, um sicherzugehen, dass er keine Bedrohung für ihre Schwester darstellte.
    Sie nahm eine randvolle Teetasse von dem erstaunten Dienstmädchen, selbst verwundert, dass ihre Hand kein bisschen zitterte. »Es ist ganz reizend von Ihnen, Tante Marietta in Ihre Einladung einzuschließen, Mylord, aber es wird nicht nötig sein, ihr mehr Umstände zu machen, als wir es schon getan haben. Ich bin bestens in der Lage, die Rolle der Anstandsdame für meine Schwester zu übernehmen.«
    Nun war Tante Marietta an der Reihe, sich an ihrem Tee zu verschlucken. Mit unverkennbarer Schadenfreude schlug Portia ihr mit der flachen Hand zwischen die Schulterblätter, wobei sie etwas mehr Kraft aufwendete, als nötig gewesen wäre.
    Während sie noch hustete, verengten sich die Augen des Viscounts kaum merklich. »Verzeihen Sie, Miss Cabot. Ich stand unter dem Eindruck, dass Sie und Miss Portia in wenigen Tagen nach Edgeleaf zurückzukehren vorhatten.«
    Caroline nippte geziert an ihrem Tee. »Es besteht kein Grund zur Eile. Cousin Cecil wird uns kaum vermissen, und ich habe gehört, dass die Luft in Wiltshire zu dieser Jahreszeit äußerst belebend sein kann.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, was dich zu so einer absonderlichen Vorstellung verleitet, liebes Kind«, antwortete Tante Marietta scharf und tupfte mit ihrem Taschentuch Teetropfen von ihrem Kleid. »Das ist ja, als ob ein Blinder dem anderen über die Straße helfen will.«
    »Ich fürchte, Ihre Tante hat Recht. Ich sollte Sie nicht daran erinnern müssen, dass Sie ebenfalls eine junge unverheiratete Frau sind.« Der neckende Unterton in Kanes Stimme machte sich irgendwie über sie beide lustig. »Es ziemte sich wohl kaum für Sie, sich der zweifelhaften Gnade eines so eingefleischten Junggesellen, wie ich es bin, auf Gedeih und Verderb auszuliefern.«
    Seine Einwände mit einer Handbewegung beiseite schiebend, lachte Caroline. »Ich kann Ihnen versichern, dass Sie sich deswegen keine Gedanken machen müssen. Ich bin weit über das Alter hinaus, in dem ich glaube, jeder Mann, den ich treffe, sei darauf aus, mich zu verführen oder mir seine Aufmerksamkeiten aufzudrängen.«
    »Caroline!«, rief Vivienne entsetzt und lief bis zu den Haarwurzeln rot an.
    »Ja, ich habe mich auch schon gefragt, wie Sie jetzt Ihre Kekse essen wollen, da Sie das Greisenalter erreicht haben«, bemerkte Kane trocken, als Caroline sich ein gezuckertes Gebäckstück vom Teetablett gönnte.
    Sie knabberte ein winziges Stückchen ab. »Ich habe keine Lust, den Titel >alte Jungfer< zu tragen, ohne die Vorteile nutzen zu können. Als eine Frau, die vermutlich niemals unter dem Schutz eines Ehemannes stehen wird, sollte es mir möglich sein, mich in der Gesellschaft zu bewegen, wie es mir gefällt, so wie es auch Tante Marietta tut.« Sie warf ihm unter gesenkten Lidern einen Blick zu, unfähig, der Versuchung eines spöttischen Augenaufschlages zu widerstehen. »Und ich bin mir sicher, dass ich mich auf Ihren tadellosen Charakter verlassen kann. Glaubt man Viviennes Brief, dann sind Sie ein Heiliger unter den Männern — ein selbsterwählter Retter von Witwen und Waisen und verirrten Straßenkätzchen.«
    »Und von leichtsinnigen jungen Frauen, die darauf beharren, dorthin zu gehen, wo sie nichts verloren haben.«
    Als sie seinen herausfordernden Blick erwiderte, hatte sie plötzlich das Gefühl, wieder mit ihm im mondbeschienenen Garten von Vauxhall zu stehen, einen Kuss davon entfernt, einander in die Arme zu sinken. Obwohl Kanes Lächeln nicht wankte, warnte sie das frostige Glitzern seiner Augen. Er war es nicht gewohnt, dass sich jemand seinem Willen widersetzte. Und es gefiel ihm auch nicht.
    Tante Mariettas Proteste gingen unter in Portias begeistertem

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