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Wenn die Schatten dich finden: Thriller (German Edition)

Wenn die Schatten dich finden: Thriller (German Edition)

Titel: Wenn die Schatten dich finden: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christy Reece
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geweint hatte. In seinem verlebten, von Narben gezeichneten Gesicht lag eine solch tiefe, dunkle Traurigkeit, dass sie, obwohl er ihr vollkommen fremd war, Mitleid mit ihm hatte. Was dieser Mann auch durchgemacht haben mochte, es peinigte ihn noch immer.
    Das erste Mal, dass sie ihn gesehen hatte, war in einem kleinen Bistro gewesen, in dem sie ein Treffen mit einem weiteren Perversling aus dem Internet verabredet hatte, und sie war ein bisschen erschrocken wegen seiner Erscheinung. Er war nicht die Sorte Mann, die man leicht ignorieren konnte: deutlich über eins neunzig groß, gebaut wie ein Panzer … vielleicht nicht ganz so bullig, aber definitiv stahlhart. Sein Haar wies fast sämtliche Blondschattierungen auf, die es gab, und reichte ihm bis zu den Schultern. Samara hatte langen Haaren bei Männern nie etwas abgewinnen können, doch bei diesem konnte sie sich keinen passenderen Haarschnitt vorstellen. Dieser lange, zottelige Look stand ihm. Eine übel aussehende Narbe zog sich links über seine Wange und entstellte das ansonsten recht attraktive Gesicht. Und zugleich passte auch sie zu ihm. Seine Augen allerdings … die waren das Auffallendste an ihm. Sie schimmerten in einem erstaunlichen Grünton und drückten unendlichen Schmerz aus.
    An jenem Abend wandte sie sich ab, nachdem sie ihn bemerkt hatte, und blickte sich weiter nach dem Mann um, mit dem sie verabredet war. Das zweite Mal sah sie ihren Aufpasser im Supermarkt und wurde stutzig. Birmingham war keine riesige Stadt, in der es wie ein ver dächtiger Zufall anmutete, ihn wiederzusehen. Dann aber fiel er ihr ein drittes Mal auf: in einem Farbengeschäft.
    Die Tatsache, dass sie verfolgt wurde, verwunderte sie bloß kurzfristig. Sie wusste, dass einzig ein Mann sie überwachen lassen würde.
    Sobald sie zu Hause war, hatte sie Noahs Büro in Paris angerufen. Dort war es fünf Uhr morgens und Noah selbstverständlich bei der Arbeit. Er hatte den Hörer abgenommen und ihr mit seinen ersten Worten beinahe das Herz gebrochen.
    »Mara, geht es dir gut?«
    Sie musste tief durchatmen, denn sie war wild ent schlossen, Klartext mit ihm zu reden. »Pfeif deinen Wachhund zurück.«
    Eine elend lange Minute sagte er gar nichts, und sie war drauf und dran gewesen, etwas in den Hörer zu brüllen, was sie danach bitter bereuen würde, wie zum Beispiel, dass sie ihn liebte. Zum Glück kam er ihr in letzter Sekunde zuvor, indem er sachlich, aber bestimmt »Nein« sagte und auflegte.
    »Sam, kennst du den Typen?«
    »Was?« Rachels Frage riss sie jäh aus ihren Gedanken.
    »Den Kerl drüben in der Ecke. Ich würde schwören, dass ich den schon mal gesehen habe. Das war, glaube ich, neulich Abend im Mama Maria’s. Und er starrt dich die ganze Zeit an.«
    Mit einem lässigen »Ich weiß nicht, wen du meinst« wandte Samara den Kopf und schaute ihrem Wachhund direkt in die Augen. Wie jedes Mal, wenn sich ihre Blicke begegneten, nickte er kaum merklich. Diesmal jedoch hob er außerdem seine Kaffeetasse, als würde er ihr zuprosten.
    Rachel hinter ihr hielt hörbar die Luft an. »Du kennst den!«
    Samara drehte sich wieder zu ihrer Freundin. »Nein, ich kenne ihn nicht.«
    »Und was sollte das dann eben?«
    »Bloß ein bisschen Flirten, Rach, sonst nichts.«
    Rachels sanfte braune Augen sahen sie forschend an und erkannten zweifelsohne mehr, als Samara lieb war. »Ich habe das Gefühl, dass ich dich gar nicht mehr kenne. Du verschwindest wochenlang, gehst nicht mal an dein Handy, und dann bist du endlich wieder da und hast diesen kummervollen, wehmütigen Ausdruck, als hättest du lauter schreckliche Geheimnisse. Du kannst kaum noch weggehen, und du hast immer noch keinen Job. Nicht zu vergessen, dass du, wenn du nicht gerade lernst, jemandem den Arsch zu versohlen, mit Schießübungen beschäftigt bist.«
    »Ich will mich doch bloß selbst schützen können. Du solltest übrigens auch mal darüber nachdenken. Man weiß nie, wann solche Fertigkeiten nützlich sind.«
    »O nein, du willst mich doch nicht als eine G. I . -Jane für Arme rekrutieren, oder? Als Nächstes rasierst du dir den Schädel kahl und fängst an, Zigarren zu paffen.«
    Samara, die gerade ihr Glas hob, kicherte schnaubend in ihr Mineralwasser. »Ich verspreche dir, dass es nicht so weit kommen wird.« Im Lügen war sie kein bisschen besser als vorher, deshalb nahm sie einen langen Schluck, um Rachels Blick auszuweichen.
    »Süße, ist irgendwas passiert?«
    Samara zuckte zusammen. Sie würde Rachel

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