Wenn die Schatten dich finden: Thriller (German Edition)
seinen Armen getrieben. Sie hasste es, aus seiner warmen Umarmung zu fliehen, doch sie musste nachdenken. Und die letzte Nacht hatte wieder einmal bewiesen, dass es unmöglich war, Noah nahe zu sein und gleichzeitig vernünftig zu denken.
Er hatte sie in ein Netz aus Sinnlichkeit und Leidenschaft verwoben, von dem sie bislang geglaubt hatte, es käme nur in Büchern oder erotischen Fantasien vor. Jede Faser ihres Körpers kribbelte vor Leben und tiefer, unbeschreiblicher Befriedigung. Sobald sie aber aus dem Bett gestiegen war, fort von ihm, wurden die Dinge klarer. Drei Probleme hatten ihr hässliches Haupt gereckt, vor denen Samara sich nicht verstecken konnte.
Das erste war, dass Noah sie verführt hatte, ihm zu schwören, dass sie ihre Arbeit für die Macklin-Gruppe aufgab. Es hatte beschämend wenig Überredungskunst bedurft, bis sie zustimmte, mit etwas aufzuhören, auf das sie während der letzten paar Wochen so stolz gewesen war. Noahs Manipulation ärgerte sie, richtig wütend jedoch machte sie ihre eigene Schwäche.
Das zweite Problem war, dass sie ihm in der Nacht wieder und wieder ihre Liebe gestanden hatte, während er kein einziges Mal etwas auch nur entfernt Ähnliches geäußert hatte.
Und das dritte und bedeutsamste war, dass er nach ihrem letzten Liebesakt, unmittelbar vor dem Einschlafen etwas geflüstert hatte. Sie hatte die Tragweite seiner Worte erst begriffen, als sie aufwachte. »Nachts, wenn du allein bist, möchte ich, dass du daran denkst, wie gut es sich anfühlt, mich in dir zu haben.« Seine Stimme, tief und sexy, hatte ihr Schauer über den Rücken gejagt, was wohl auch der Grund war, weshalb sie nicht richtig hingehört hatte.
Wenn du allein bist hieß, er wäre nicht bei ihr. Gott, sie war so naiv gewesen! Selbstverständlich war er nicht hergekommen, um ihr seine Liebe zu gestehen. Er war nicht hier, um ihr zu sagen, dass er sich geirrt hatte, um sie zu bitten, nach Paris zu kommen, ihn zu heiraten und mit ihm zu arbeiten und zu leben. Das war lediglich ein Wunschtraum, der sich nicht erfüllen würde, und sie hatte es schlicht nicht kapiert.
Er war zu einem einzigen Zweck nach Birmingham gekommen, nämlich weil er ihr die Arbeit ausreden wollte. Und wo er schon mal hier war, sprach doch nichts gegen ein bisschen heißen Sex, oder? Samara hegte keinen Zweifel, dass sie ihm etwas bedeutete. Noah mochte ein Idiot sein, aber er war ein sehr liebevoller Mensch. Er wollte nicht, dass ihr wehgetan wurde. Außerdem begehrte er ihren Körper, ohne Frage, und so bereitwillig, wie sie sich ihm hingab, wann immer er in der Nähe war, warum sollte er die Gelegenheit nicht nutzen? Samara war nie eine Frau gewesen, die man leicht ins Bett bekam – bis sie Noah traf.
Sie hatte ihre Arbeit bei der Macklin-Agency aufgenommen, weil sie dachte, sie könnte einen sinnvollen Beitrag leisten. Ein weiteres Motiv war, dass sie Noah etwas beweisen wollte. Sie wollte ihm zeigen, dass sie auf sich selbst aufpassen konnte, dass sie eine gute LCR -Agentin wäre. Dass sie sein Leben mit ihm teilen könnte. Samara schloss beschämt die Augen.
»Mara.«
Die tiefe, raue Stimme klang so ungeheuer erotisch, dass Samaras Körper sofort reagierte. Noah wusste genau, wie er sie erregte. Sie umklammerte die Armlehnen ihres Stuhls und kämpfte gegen den gefühlsduseligen Impuls, der ihr sagte, sie solle ihren Stolz vergessen, alles nehmen, was Noah ihr geben wollte, und dankbar sein. Im Geiste zischte sie selbigen Impuls an, er solle still sein, denn er hatte letzte Nacht seinen Spaß gehabt. Nun war klare Vernunft gefragt.
»Warum bist du hier, Noah?«
Ob es ihr kühler Tonfall oder ihre Worte waren, wusste sie nicht, aber Noah setzte sich ruckartig im Bett auf und starrte sie an.
»Was?«
»Du bist doch aus einem bestimmten Grund gekommen«, erklärte sie achselzuckend. »Ich vermute, es war nicht bloß, weil du mich vögeln wolltest. Also, weshalb bist du eigentlich hier?«
Stirnrunzelnd lehnte Noah sich gegen das Kopfende des Bettes und betrachtete die Frau, die wenige Stunden zuvor noch glühende Lava in seinen Armen gewesen war. Käme sie jetzt nur in die Nähe von Lava, würde diese umgehend zu Stein erstarren. Einen solch kalten, beinahe bösen Blick hatte er noch nie an ihr gesehen. Was zur Hölle war geschehen?
»Ich hab dein Interview im Fernsehen gesehen. Ich will nicht, dass du mit dieser Art Leben etwas zu tun hast.«
»Mit welchem Recht maßt du dir an zu bestimmen, womit ich zu tun habe und
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