Wenn die Schatten dich finden: Thriller (German Edition)
Weile gefallen war. Sterne waren nur wenige zu sehen, und der Mond warf lediglich einen matten Lichtkreis auf den Parkplatz. Samara hatte ihren Wagen in einem gut beleuchteten Bereich abgestellt und ging geradewegs darauf zu. Dabei betete sie, dass sie sich irrte und Kyle sie nicht wieder um ein Date bitten würde.
Sie hatte gerade den Knopf gedrückt, mit dem sie die Türen entriegelte, als er fragte: »Hast du Lust, am Samstag mit mir ins Kino zu gehen?«
Im Geiste stieß sie einen tiefen Seufzer aus und drehte sich zu Kyle um. O Gott, in solchen Dingen war sie denkbar schlecht! »Ich halte das für keine gute Idee. Ich …« Ein dumpfer Knall ließ sie verstummen. Ihr stockte der Atem, als sie den leeren Ausdruck auf Kyles Gesicht sah, bevor er zu Boden fiel.
»Hallo, Pretty Girl.«
Samara brauchte keine Sekunde, um den schmierig lächelnden Mann vor sich einzuschätzen und zum richtigen Schluss zu gelangen. Er war der echte Perversling, mit dem sie im Chat gesprochen hatte. Der Junge war nur die Vorhut gewesen, den er ins Bistro geschickt hatte, damit er sie begutachtete.
Sie hielt ihre Hände an den Seiten. »Der wahre Bullenreiter, nehme ich an?«
»Ja, und du bist Pretty Girl, stimmt’s?«
»Unter anderem. Wieso hast du den Jungen reingeschickt?«
»Reine Sicherheitsmaßnahme, falls das eine Falle war. Und angebracht, nicht wahr?«
Ohne den Blick von ihm abzuwenden, stellte sie aus dem Augenwinkel fest, dass niemand in der Nähe war. Super! Ihr allgegenwärtiger Wachhund hatte also erstmals beschlossen, sich den Rest des Abends freizunehmen. Typisch.
Kyle stöhnte. Er kam wieder zu sich, aber eine große Hilfe wäre er ihr wohl kaum. Samara war auf sich allein gestellt.
Eine Hand packte ihren Arm. »Hauen wir ab von hier.«
Bei seiner Berührung verschwand Samaras Panik, und ihre antrainierte Routine übernahm. Sie drehte sich nach links und holte mit dem rechten Arm schwungvoll aus. Er sprang zurück, doch vorher hatte sie ihm einen festen Fausthieb auf die Nase verpasst.
»Scheiße!« Mit einer Hand hielt er sich die Nase, während er erneut nach ihr griff.
Aber Samara war bereit, blockierte seinen Arm und rammte ihm das Knie in den Schritt, den er noch mit der freien Hand zu schützen versuchte. Nur war Samara schneller. Jaulend bedeckte er seine Hoden und schlug mit der anderen Hand nach Samara. Wieder blockierte sie den Schlag, drehte sich und versetzte ihm einen seitlichen Fußtritt gegen das Kinn, bei dem sie seine Zähne klacken hörte.
Sein Zorn wich blankem Staunen, während er rückwärts gegen ihren Wagen sackte und zu Boden rutschte. Samara holte ihr Handy aus der Tasche und tippte 911 ein. Den Mann fest im Blick, ging sie in die Hocke und fühlte Kyles Puls. Langsam und regelmäßig. Gleichzeitig erklärte sie der Polizeizentrale, was los war, und blickte sich kurz um, ob noch weitere Gefahren lauerten.
Kies knirschte hinter ihr. Samara sprang auf und drehte sich zu dem Geräusch um.
Noahs blonder Wachhund hob beide Hände. Der ansonsten so streng dreinblickende Mann grinste, und Be wunderung leuchtete in seinen Augen. »Hoppla, langsam, kleine Kämpferin. Ich wollte bloß deinen großen bösen Perversling verschnüren, damit er nichts mehr anstellen kann, bis die Cops hier sind. Einverstanden?«
Adrenalin und Angst schossen wie Flipperkugeln durch ihren Leib, trotzdem brachte sie ein kurzes Nicken zustande. Der große Mann zog Plastikfesseln aus seiner Tasche und band dem Bewusstlosen Arme und Beine zusammen.
Als er fertig war, grinste er zu ihr auf. »Gut gemacht.«
Ein völlig neues Gefühl überkam Samara. Sie hatte sich prima geschlagen. Noch ehe sie diese erstaunliche Tatsache verarbeiten konnte, blitzten Blaulichter über den Parkplatz.
Samara wandte sich zu ihrem Helfer um. »Ich würde sagen, dass Sie jetzt nach Hause fahren dürfen.« Verstand er die Andeutung?
Mehrere Sekunden lang betrachtete er sie schweigend. Samara hatte den Eindruck, dass er nach etwas suchte. Dann nickte er und grinste nochmals. »Ja, ich denke, das kann ich.« Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand in der Nacht.
Samara beugte sich wieder zu Kyle, während die Polizeiwagen heranfuhren, und sah ihn sich genauer an.
»Geht es?«, fragte sie.
Er setzte sich auf und rieb sich den Hinterkopf. »Was ist passiert?«
»Du hast einen Schlag auf den Schädel bekommen.« Sie ging hinter ihn und berührte vorsichtig sein Haar. »Lass mich nachsehen, ob du eine Platzwunde
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