Wenn die Schatten dich finden: Thriller (German Edition)
einfallen.
Eines musste sie ihm lassen: Er hatte sie nicht bloß dazu gebracht zuzugeben, dass sie ihn anziehend fand, sondern überdies dafür gesorgt, dass sie künftig alles tun würde, um genau das im Verborgenen zu halten. Verdammt, war der gut! Sie hatte Brüder und kannte entsprechend alle männlichen Tricks, trotzdem wäre sie auf den hier fast reingefallen. Wäre sie nicht so wahnsinnig sauer, würde sie ihm applaudieren. Noah könnte durchaus einer der besten Manipulatoren sein, die sie jemals erlebt hatte.
Sie stieg auf die Bremse, als die Wagen vor ihr plötzlich stehen blieben, und zischte einen Fluch. Vielleicht war es nicht die beste Anti-Wut-Therapie, gerade an einem Freitagnachmittag durch Birmingham zu kurven. Jetzt saß sie auf dem Highway 280 fest, und das war leider ganz allein ihre Schuld.
Kurzerhand betätigte sie den Blinker und setzte sich hinter einen Lastwagen, wobei sie das Gehupe der nachfolgenden Wagen ignorierte und zum Summit-Einkaufszentrum abbog.
Mitten auf dem riesigen Parkplatz fand sie eine freie Lücke. Die nächsten paar Stunden mit Schaufensterbummel zu verbringen, war eine gute Methode, ihre explosiven Gefühle abzukühlen. Samara neigte nicht zu Shopping-Orgien. Nicht nur, dass sie derzeit keinen Job hatte, sie war grundsätzlich zu sparsam, als dass sie Geld für Dinge ausgäbe, die sie nicht dringend brauchte. So kam es, dass sie unglücklich und erneut wütend war, weil sie sich unversehens im Besitz eines neuen Küchenläufers, dreier Duftkerzen, zweier Kühlschrankmagneten sowie eines Nudelholzes wiederfand. Nichts davon war nötig, obwohl das Nudelholz sich eventuell als ganz praktisch erweisen könnte, sollte Noah sich weiterhin wie der letzte Idiot aufführen.
Sie warf die Einkaufstüten in den Kofferraum ihres Wagens und stieg ein. Ihr Magen sackte zwei Etagen tiefer, sobald ihr einfiel, was sie zu Hause erwartete. Sloppy Joes zum Abendessen? Wahrscheinlich kam ihr der schmierige Burger gleich nach dem ersten Bissen wieder hoch. Sie bog in eine Parklücke vor einem ihrer Lieblings restaurants und griff sich ihre Handtasche. Feste Zeiten hatte sie schließlich nicht einzuhalten, also würde sie nach einem netten, entspannten Essen nach Hause fahren. Und bis sie anfingen, in den Chatrooms nach dem Schwein zu suchen, waren es noch Stunden. Zudem brauchte Samara so viel gute Nahrung und Kraft, wie sie irgend kriegen konnte. Und das nicht bloß für den Job, sondern auch, um mit Noah fertigzuwerden.
Wie wollte sie mit dem Zwischenfall von vorhin umgehen? Der Mann dachte, er könnte kontrollieren, was zwischen ihnen passierte. Sollte er erst mal erleben, wie Samara Lyons war, wenn sie ihr Bestes gab! Wenn sie ihre eigene Macht der Manipulation einsetzte … die absolute Wahrheit.
Sanfte Musik schwebte über sie hinweg, als sie einen Einzeltisch ansteuerte, und nahm ihr ein wenig ihrer An spannung. Unweigerlich musste sie lächeln. Noah McCall könnte eine ebenbürtige Gegenspielerin gefunden haben.
4
In der kleinen Wohnung auf und ab laufend, wartete Noah darauf, dass Samara zurückkam. Er hatte gewusst, dass seine Worte sie wütend machen würden. Deshalb hatte er sie schließlich gesagt. Sie hatte recht. Er war derjenige gewesen, der Signale ausgesendet hatte, aber sie hatte auf alle geantwortet. Das musste sofort aufhören. Sie hatten einen Job zu erledigen, und wenn der vorbei war, würde er wieder verschwinden. Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war eine Frau, die ihm nachtrauerte.
Er ignorierte die leichten Gewissensbisse, weil er ihre Gefühle verletzte. Besser jetzt als später. Und er hörte auch nicht auf die Stimme in seinem Innern, die ihm einflüsterte, nicht nur ihr könnte wehgetan werden. Solche Gefühle waren ihm in einer Hölle ausgetrieben worden, aus der kaum jemand lebend herauskam, um von ihr zu erzählen.
War er zu weit gegangen? Sie hatte gleichermaßen wütend wie verletzt ausgesehen, als sie aus der Wohnung stürmte. Noah war so sehr an die abgehärteten, desensibilisierten LCR -Agenten gewöhnt, dass er nicht bedachte, wie wenig vertraut Samara mit dem rauen, bisweilen brutalen Klima in seiner Welt war. Hatte er ihre Gefühle womöglich irreparabel verletzt und damit diese Operation gleich zu Beginn torpediert?
Während er weiter durch die Wohnung tigerte, erfuhr er noch mehr über Samara Lyons. Er hatte gewusst, dass sie ein sehr enges Verhältnis zu ihrer Familie hatte, war jedoch überrascht, wie viele Fotografien von Verwandten
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