Wenn die Schatten dich finden: Thriller (German Edition)
Sache verwickelt werden und ihnen etwas zustößt.«
»Niemandem stößt etwas zu.«
»Es ist trotzdem einfacher, wenn sie glauben, dass ich meine Eltern besuche. Ich regel das.«
Noah nickte. Daran hätte er denken müssen. Freundinnen, die unvermittelt bei ihr auftauchten, konnten ihre Pläne empfindlich durchkreuzen. »Da ist noch etwas, Samara.« Ihre Was ist jetzt schon wieder -Miene war richtig niedlich. »Du weißt, dass du niemandem etwas von mir sagen darfst, nicht?«
»Ja, dieses Gespräch hatte ich schon mit Jordan, als er im Krankenhaus lag und gerade wieder bei Bewusstsein war.«
»Gut. Und, willst du jetzt einen Sloppy Joe?«
Sie erschauderte. »Nein, danke. Ich war auf dem Rück weg in einem Restaurant.«
»Na, dann können wir loslegen.«
Noah beobachtete, wie sie barfuß in die Küche tapste, wobei er sich schwor, ihren sexy femininen Hüftschwung und den reizvollen kleinen Po nicht zu beachten. Er mochte vielleicht nie ein normales Leben führen können, aber wie jeder Mann wusste er eine hübsche weibliche Gestalt zu schätzen. Und Samaras Gestalt war eindeutig sehr hübsch.
Sie kam mit zwei Wasserflaschen zurück, reichte ihm eine, nahm einen großen Schluck aus ihrer und setzte sich an den Schreibtisch. »Okay, fangen wir an.«
Sie begannen damit, in einen Chatroom nach dem anderen zu gehen und zu überprüfen, wer sich dort tummelte. Dann sah Samara zu, wie Noah eine kurze Nachricht tippte.
Hi, ich bin Carly. Ich wohne in Birmingham, Alabama, und bin sechzehn Jahre alt. Meine Hobbys sind Schwimmen, im Einkaufszentrum rumhängen und Gedichte schreiben. Ist irgendjemand da, der Lust hat, mit mir zu quatschen?
Nach dem fünften Versuch hatten sie gerade mal ein »Hi, schön, dass du hier bist«, und Samara begriff, dass das hier sehr viel länger dauern würde, als sie gedacht hatte. Nicht dass sie geglaubt hatte, sie würden online gehen und prompt fündig werden, aber durch die ganzen Chatrooms zu pilgern, hatte etwas von der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen, und die hatte Samara schon immer gehasst, weil sie noch nie gehört hatte, dass sich die Wendung auf etwas Positives bezog.
Sie blickte zu Noah. Er sah erschöpft aus. Sein gewöhnlich dunkler Teint wirkte blasser, und halbkreisförmige Schatten lagen unter seinen Augen. Die Falten um seinen Mund machten sein Gesicht älter, strenger. Samara fiel ein, dass es in Paris sieben Stunden später war. »Wann hast du zuletzt geschlafen?«
Er tippte noch eine Botschaft in noch einen Chatroom und murmelte etwas Unverständliches.
»Entschuldige, das habe ich nicht verstanden.«
Noah sah blinzelnd vom Bildschirm auf und lächelte matt. »Welcher Tag ist heute?«
Samara ignorierte den Flickflack, den ihr Herz jedes Mal vollführte, wenn er lächelte, und konzentrierte sich auf seine Worte. »Also seit Tagen nicht mehr?«
Achselzuckend wandte er sich wieder zum Bildschirm. »Ungefähr zwei.«
Das reichte. Sie stand auf und streckte sich. »Dann machen wir Schluss für heute.«
Ohne zu ihr zu sehen, schüttelte er den Kopf. »Geh ruhig schon schlafen. Ich kann …«
»Wir erreichen sowieso nichts mehr.« Sie blickte zur Wanduhr. »Es ist nach zwei Uhr morgens. Wenn er heute Nacht online wäre, hätte er längst geantwortet.«
Noah stieß einen gedehnten Seufzer aus. Zwar verstand Samara, dass er am liebsten gleich einen Treffer gelandet hätte, doch damit zu rechnen war unrealistisch. Aber Noah war so entschlossen, dass er wohl dachte, er könnte es durch schiere Willenskraft bewirken.
Zum ersten Mal seit ihrem Wiedersehen ging Samara das Herz auf. Noah mochte ein Mistkerl erster Güte und unsagbar arrogant sein, aber was er tat, war phänomenal. Was hatte ihn wohl veranlasst, Last Chance Rescue ins Leben zu rufen, um weltweit Menschen zu retten?
Als er seinen Computer herunterfuhr, ertappte Samara sich bei dem Wunsch, sie könnte irgendetwas sagen oder tun, damit er weniger streng und grimmig dreinblickte. War das blöd? Allerdings. Der Mann hatte sie bisher hauptsächlich beleidigt und wütend gemacht. Warum zur Hölle sie ihn zum Lächeln bringen wollte, war ihr schleierhaft – und sie dachte lieber nicht über den Grund nach.
Samara zeigte Noah das Gästezimmer und erklärte ihm, wo er Handtücher und alles andere fand, was er brauchte. Dann wünschte sie ihm eine Gute Nacht und schloss ihre Schlafzimmertür. Und sie schalt sich für den gefährlichen Wunsch, ihm ins Gästezimmer zu folgen und
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