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Wenn die Schatten dich finden: Thriller (German Edition)

Wenn die Schatten dich finden: Thriller (German Edition)

Titel: Wenn die Schatten dich finden: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christy Reece
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getan, als wäre ich hart im Nehmen, dabei war ich nur ein verängstigter Teenager. Und nun wurde mir klar, dass ich nicht mehr bloß so tun konnte, sondern wirklich tough sein musste. Ganze fünf Minuten hatte ich mir selbst Mut gemacht, dann ging die Zellentür auf.«
    Samara zwang sich, ruhig sitzen zu bleiben, und hielt die Luft an.
    »Zwei der Insassen hatten beschlossen, mir zu demonstrieren, was mein Opfer durchgemacht hatte. Als Erstes prügelten sie mich windelweich. Ich dachte die ganze Zeit, jemand würde kommen und mich retten, aber das geschah nicht. Irgendwann hatten sie genug vom Prügeln, klatschten mir Klebeband auf den Mund und wechselten sich ab.«
    Totenstille trat ein. Samara hätte nicht gedacht, dass sie sich noch elender fühlen könnte. Das war ein Irrtum gewesen.
    Als Noah sich wieder zu ihr umwandte, glühte strenge Entschlossenheit in seinen Augen. »Deshalb weiß ich, dass du es überwinden kannst, Mara. Du wirst es niemals vergessen, aber es wird verblassen … mit der Zeit.«
    »Was ist danach geschehen?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Sie gingen, ich wusch mich gründlich, und für den Rest der Nacht schmiedete ich Pläne.«
    »Was für Pläne?«
    Ein zynisches Lächeln umspielte seine Lippen. »Alle erdenklichen. Angefangen mit dem, jeden umzubringen, der irgendwas mit meiner Verurteilung zu tun hatte, bis hin zur Ermordung meines Bruders und Vaters, sowie ich entlassen war.«
    Er blieb so lange stumm, dass Samara fürchtete, er würde nichts mehr sagen. Doch nach einer Weile erklang seine tiefe Stimme aufs Neue. »Natürlich tat ich nichts von alledem, aber ich wurde der harte Kerl, der ich sein musste, um zu überleben. Wenn ein junger Bursche in den Bau kommt und schon gebrochen wurde, stürzen sie sich wie die Geier auf ihn, weil sie glauben, leichtes Spiel zu haben. Ich zeigte ihnen, dass sie es bei mir nie wieder leicht hätten.«
    Samara blutete das Herz, denn ganz gleich, wie sehr er es leugnete, schmerzte die Wunde in seinem Innern noch immer. Wie wäre er heute, hätten ihn die Umstände nicht gezwungen, der zu sein, der er war? Existierte der junge Mann von damals noch in ihm? Der sensible, ein bisschen weltfremde und freundliche Junge, der er vor dem Trauma gewesen sein musste?
    »Danach wurde es einfacher. Fast alle hielten sich von mir fern. Wahrscheinlich wäre ich nach einem Jahr rausgekommen … Ich erfuhr erst nach meiner Entlassung, dass Rebecca letztlich ihre Familie überzeugen konnte, dass ich es nicht war. Sie setzten alles in Bewegung, um zu beweisen, dass Mitch der Schuldige war. Aber keiner wollte ihnen glauben. Mein Dad stand sich zu gut mit dem Sheriff und dem Richter, die zufällig seine Saufkumpane waren.«
    »Dein Vater wollte, dass du im Gefängnis bleibst?«
    »Mitch war sein Liebling. Die beiden hatten eine Menge gemein.«
    Samara nahm an, dass sein Vater in etwa die gleichen Dinge getan hatte wie Mitch. »Was war mit deiner Mutter?«
    »Sie verließ uns, als ich noch ein Kind war, weil sie die dauernden Misshandlungen nicht mehr ertrug.«
    »Du sagtest, dass du wahrscheinlich nur ein Jahr in Haft geblieben wärst. Was ist passiert?«
    Trotz des düsteren Themas wurde Samara leichter zumute, sowie sie sein Grinsen sah.
    »Ein neuer Junge kam. Dieselben Schweine wollten ihn brechen. Ich ging dazwischen und verpasste den beiden eine längst überfällige Abreibung. Sie war die zusätzliche Zeit wert, die ich dafür aufgebrummt bekam.«
    »Was war mit diesen Männern? Wurden sie für das bestraft, was sie taten?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht vom Gesetz. Einer von ihnen wurde eines Morgens tot in seiner Zelle aufgefunden. Jemand hatte ihm nachts die Eingeweide aufgeschlitzt. Der andere starb einige Monate vor meiner Entlassung an einem Blinddarmdurchbruch.«
    Samara seufzte. Sie hatte sich noch nie gefreut, von jemandes Tod zu hören, konnte jedoch nicht umhin, erleichtert zu sein, dass die Mistkerle, die Noah verletzt hatten, jetzt in der Hölle schmorten.
    »Wie lange warst du im Gefängnis?«
    »Eintausendeinhundertundzweiundachtzig Tage … etwas über drei Jahre.«
    »Und wie bist du letztlich rausgekommen?«
    »Einmal wöchentlich kam ein Pfarrer. Selbstverständlich wollte ich nichts von dem hören, was er zu sagen hatte, denn dank meines Vaters hasste ich so ziemlich alles, was mit Religion zu tun hatte. Aber der Pfarrer war ein bemerkenswerter Mann, der beste, den ich kenne. Wir saßen einfach zusammen und redeten. Allmählich fasste ich

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