Wenn die Schatten dich finden: Thriller (German Edition)
ihm her?«
»Genau. Deshalb wollte ich ja was aus der Schlampe rauskriegen, die ich dir gegeben habe. Sie hat mit denen zu tun.«
»Woher weißt du das? Ich dachte, die sagt nichts.«
»Sie hat auch nichts gesagt, aber meine Männer haben gehört, wie sie ›Noah‹ schrie, als sie sie schnappten.«
»Und?«
»Noah McCall heißt der Chef von dem dreckigen Verein. Er ist uns irgendwie auf die Spur gekommen. Und jetzt müssen wir auf einen anderen Plan ausweichen.«
»Schon eine Idee?«
»Noch nicht. Ich bringe die Ware zu Mr. Bennett, dann überlegen wir uns was Neues.«
So wie jedes erfolgreiche Unternehmen. Verdammt, diese Freaks hatten womöglich einen Fünfjahresplan und ein farbig gedrucktes Firmenleitbild!
Noah lehnte sich mit der geballten Gier wahren Abschaums vor. »Also, wie kann ich einsteigen? Hört sich an, als hättet ihr schon fast alle Mädchen, die ihr kriegen könnt.«
»Klar, aber ich brauche einen neuen Mann. Einer von meinen Leuten hatte vor ein paar Stunden heftige Kopfschmerzen.« Mitchs fieses Grinsen bedeutete wohl, dass der Kerl sich von besagten Kopfschmerzen nicht wieder erholen würde.
»Okay, ich bleib also hier. Und wie geht’s weiter?«
»Wir bringen die Fracht zu Bennett, ich stell dich ihm vor. Du hast eine eindrucksvolle Akte. Ich wette, er gibt dir einen Job.«
Noah stand auf. Er war ziemlich sicher, dass er vorerst nicht mehr von Mitch erfahren würde. Nun wollte er nur noch zu Samara zurück und sich überzeugen, dass es ihr etwas besser ging.
Er nahm das Essen, das er für sie zusammengerafft hatte. »Danke, Mann, aber ich muss jetzt erst mal mein kleines Betthupferl füttern. Ich will, dass sie wieder zu Kräften kommt.«
Noah ging raus und hörte Mitch hinter sich lachen. Nicht zum ersten Mal wünschte Noah, er könnte das schmutzige Blut einfach aus seinen Adern zapfen lassen. Die Vorstellung, dass er dasselbe Blut und dieselben Gene in sich trug wie Mitch und sein Vater, verursachte ihm Übelkeit. Schon vor Jahren hatte er sich damit abgefunden, dass er tun konnte, was er wollte, seine DNA bliebe für immer vergiftet. Egal wie sehr er sich abstrampelte, wie viele Menschenleben er rettete, das konnte er niemals ändern.
Über die nächsten zwei Tage erwachte Samara gelegentlich für kurze Phasen aus ihrer Bewusstlosigkeit. Erschöpfung und Trauma forderten ihren Preis. Sie schaffte es immer nur für wenige Minuten, die Augen offen zu halten, und jedes Mal, wenn sie zu sich kam, war Noah bei ihr. Sein Anblick tröstete sie. Komisch, dass sein Bruder, obgleich sein eineiiger Zwilling, ihr kalte Ekelschauer über den Rücken jagte, wohingegen die einzigen Schauer, die Noah ihr bescherte, solche der Wonne waren.
Ihre Gedanken drifteten ab, weit weg von den jüngsten Geschehnissen. Noah hatte jede Menge Fragen, wie sie ihm deutlich ansah. Aber er wollte sie nicht bedrängen. Irgendwann musste sie ihm alles erzählen, doch vorerst wollte sie bloß ausruhen und nicht mehr daran denken.
Sie hoffte das Beste für die Mädchen, die geflohen waren. Noah hatte sie bisher nicht erwähnt. Mehrmals ging er tagsüber und nachts aus der Hütte, kam aber schnell wieder zurück. Bevor er hinausging, gab er ihr stets seine Waffe, zusammen mit knappen, klaren Instruktionen. »Schieß auf Herz oder Kopf.« Und jedes Mal sah er sie mit diesem besorgten Blick an, bei dem ihr gleichzeitig warm und mulmig wurde.
Sie wusste, dass er sich um sie sorgte. Und sobald sie vollständig aus diesem Halbdämmer erwachte, würden sie reden müssen, aber jetzt noch nicht. Sie schloss die Augen und schlummerte ein. Noch nicht …
Eine sanfte Hand strich ihr übers Haar. Samara blinzelte schläfrig und lächelte.
»Fühlst du dich fit genug zum Reden?«
Ihre Augen wichen seinem eindringlichen Blick aus, der ihr Herz zum Rasen brachte. Nein, sie war noch nicht bereit. Und sie war sich auch gar nicht sicher, ob sie es jemals sein würde. Um es möglichst lange hinauszuschieben, blickte sie missmutig auf das T -Shirt und die Shorts hinab, die Noah ihr gegeben hatte und die sie seit zwei Tagen trug. »Lieber wären mir ein Bad und frische Kleidung.«
Ein paar Sekunden lang sah er sie schweigend an, dann nickte er. »Ich gehe dir Wasser einlassen. Übrigens habe ich die Wanne mehrfach geschrubbt. Sie sollte also sauber sein.«
Sie sah ihm nach, als er ins Bad ging, und seufzte. Zugegeben, sie wollte Zeit schinden, doch vielleicht fühlte sie sich einem Gespräch wirklich eher gewachsen, wenn sie
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