Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)
antwortete auf der Stelle: „Die im Herzen und in der Seele.“
Dann wurde Mati vernommen. Ich wurde zuvor in einen kleinen Raum geführt, in dem ich die Verhandlung über einen Lautsprecher weiterverfolgen konnte. Der Raum war eng und stickig, die Wände waren kahl. Die einzigen Möbelstücke waren ein abgenutzter, alter Schreibtisch, in dessen Tischplatte zahlreiche Botschaften eingeritzt waren, sowie ein Stuhl mit Kaffeeflecken auf der Sitzfläche.
Während Matis Verhör musste ich zwei Mal aus dem Zimmer laufen und mich übergeben. Seine Stimme war kalt und voller Verachtung. Ich verstand deutlich die Botschaft, die er mir zwischen den Zeilen zu kommen ließ: Du wirst mir nicht entkommen! Mir schien, als könnte er durch die Wände des Gerichtsgebäudes sehen, ja, als würde sich sein Blick direkt in meinen Körper bohren. Ich spürte seine Nähe stärker als je zuvor. Dann hörte ich die Stimme meines Verteidigers:
„Was sagen Sie zu Punkt neun der Anklage, sie hätten meine Mandantin mit einer Druckluftpistole ins Bein geschossen?“
„Das soll wohl ein Witz sein. Sie lügt!“, antwortete Mati. „An Sonntagen haben wir oft aus Spaß mit einer Druckluftpistole auf eine Zielscheibe geschossen. Das Unglück passierte, als ich zur Zielscheibe ging, um die Punkte zusammenzuzählen. Ich hörte, wie sich ein Schuss löste und Luisa aufschrie. Sie hatte sich aus Versehen ins Bein geschossen. Wir haben dann beide über das Missgeschick gelacht und später weitergeschossen.“
„Aber Frau Melanie Langner hat gesehen, wie Sie auf Ihre Frau geschossen haben. Sie war ja dabei. Außerdem, wie können Sie mir den Bluterguss an der Stirn Ihrer Frau erklären?“, fragte mein Anwalt.
„Melanie muss sich versehen haben. Und das mit der Beule geschah an einem gemütlichen Abend, als wir uns beide im selben Moment bückten und eine Zigarette aufheben wollten, die einer von uns fallen hatte, lassen. Da sind wir eben mit den Köpfen zusammengestoßen. Damit eins klar ist: Ich habe lange geboxt, war fünf Jahre hintereinander steirischer Jugendmeister, aber Luisa habe ich nie geschlagen. Wenn ich das getan hätte, dann wäre sie jetzt mausetot. Ich war schon als Jugendboxer für meine harten Schläge bekannt, und heute bin ich noch viel größer und kräftiger als damals.“
„Was den Geburtstag Ihrer Frau angeht ...“, sagte mein Anwalt. „Als sie schwanger war.“
„Wovon reden Sie?“, fragte Mati.
„Ich rede von dem Zwischenfall kurz nach der Hochzeit“, sagte der Anwalt.
„Also, das Einzige, was ich gemacht habe ...“, begann Mati mit vielsagendem Grinsen und ließ den Satz unbeendet. „Wie Sie sicher verstehen werden, musste ich ihr ab und zu ein paar Dinge erklären. Ich bat Luisa also, sich aufs Bett zu setzen und mir in Ruhe zuzuhören. Dann hielt ich einen kleinen Vortrag darüber, wie wichtig es ist, besonnen zu bleiben, sich seiner Verantwortung zu stellen und nicht bei den geringsten Schwierigkeiten gleich den Kopf zu verlieren.
Dann machte ich mir Frühstück. Nachdem ich damit fertig war, tat ich die Essenabfälle in den Mülleimer, knotete die Mülltüte zu und warf sie Luisa zu. Der Abstand betrug vielleicht zwei Meter, und ich sagte: „Jetzt kannst du dich nützlich machen und den Müll runterbringen. Dass ich ihrer Mutter etwas antun und sie vergewaltigen lassen würde, habe ich nie gesagt. Alles, was Luisa sagt, ist gelogen. Auch die zwölf Körperverletzungen, von denen hier die Rede ist, sind so nie passiert. Ich erkenne zwar ein paar Einzelheiten wieder, aber so, wie Luisa sie erzählt, ist es unter Garantie nicht gewesen.“
Nach kurzem Schweigen fuhr er fort: „Und das, was da Ende August passiert ist, die Sache mit den Namen und den Telefonnummern, das war doch nicht ernst gemeint. Ich wollte sie nur ein bisschen ärgern, als ich sie gefragt habe, wem die Nummern gehören. Und als sie meinte, sie hätte die gar nicht aufgeschrieben, habe ich zum Spaß irgendeine Nummer angerufen. Dann habe ich ihr erzählt, dass man durch eine Handschriftenprobe herausfinden könnte, wer das geschrieben hat. Im Scherz hab ich noch gesagt, dass sie sich auf was gefasst machen kann, wenn es doch ihre Schrift ist, aber dafür habe ich mich später in der Nacht bestimmt hundertmal bei ihr entschuldigt.“
Während ich ihm zuhörte, hatte ich Mati ganz deutlich vor Augen, wie er grinste, obwohl sein Blick hart war, und wie sein Mund vor Anspannung zuckte. Erneut musste ich auf die Toilette laufen
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