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Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Titel: Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita R. Naumann
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und mich übergeben. Mein Magen war jetzt völlig leer. Ich war völlig leer.
    In der Urteilsbegründung hieß es später, dass Mati solch schwere Verbrechen begangen hätte, dass eine Gefängnisstrafe unumgänglich sei. Außerdem war er früher schon wegen Körperverletzung, Diebstahl, Hehlerei und unerlaubtem Waffenbesitz auf Bewährung verurteilt worden. Beim Strafmaß wurde berücksichtigt, dass er sich über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren hinweg wiederholt der Bedrohung und schweren Körperverletzung schuldig gemacht habe, noch dazu gegenüber einer nahen Angehörigen, die ihm hilflos ausgeliefert gewesen sei. Mati habe meiner persönlichen Integrität einen schweren Schaden zugefügt. Schließlich wurde er wegen unerlaubtem Waffenbesitzes, Bedrohung und Körperverletzung in dreizehn Fällen zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt.
    Als der Richter den Prozess schließlich für beendet erklärte, war es, als würde er gleichzeitig ein Kapitel meines Lebens schließen. Etwas, vor dem ich mich lange gefürchtet hatte, war jetzt vorüber, und obwohl ich wusste, dass ich von nun an allein weiterkämpfen musste und einer ungewissen Zukunft entgegenging, so war ich immerhin vor Gericht für meine Sache eingetreten. Ich hatte mich der Herausforderung gestellt und sie bestanden, was mir ein wenig Selbstvertrauen zurückgab.
    Nach dem Ende der Verhandlung hatte Mona eine Überraschung für mich. Wir nahmen den Hinterausgang aus dem tristen, braunen Gerichtsgebäude und gingen mit raschen Schritten zu ihrem Privatauto. Der Himmel war grau, die Bäume waren nackt. Weil der Wind aufgefrischt hatte, schlug ich den Kragen meiner viel zu großen Jacke hoch, um mein Gesicht vor der beißenden Kälte zu schützen. Mona ließ ihren Blick über den Parkplatz und die Fahrradwege schweifen und achtete darauf, dass uns niemand folgte, ehe wir uns mit einem Schnellstart in Bewegung setzten. Wir fuhren schweigend, während Musik aus dem Raio ertönte und sich hin und wieder der Polizeifunk meldete. Auf diese Weise bei Mona im Auto zu sitzen, gab mir ein Gefühl der Sicherheit.
    Nach einer Weile brach sie die Stille und sagte mit sanfter Stimme:
    „Wie tapfer du warst! Ich bin mir sicher, dass du alles durchstehen wirst. Aber es liegt noch ein weiter Weg vor dir. Die Frauenberatungsstelle wird nichts mehr für dich tun. Aber versuche, sie zu verstehen.
    Die haben viel zu große Angst. Du kannst für ein paar Tage in Laim wohnen, aber dann musst du umziehen. Lass uns gut darüber nachdenken, wo du mit David in Zukunft sicher bist.
    Ich denke, du solltest in einer größeren Stadt leben, in der du in der Menge verschwinden kannst. Doch sollte es eine Stadt sein, in der es keine Verbindungen zu dem kriminellen Milieu gibt, das dir gefährlich werden könnte. Aber jetzt habe ich eine Überraschung für dich, die dich erst mal auf andere Gedanken bringen wird.“
    Sie trat das Gaspedal durch und überholte in hoher Geschwindigkeit ein paar Fahrzeuge, ehe sie plötzlich scharf bremste und auf einen der kleinen Wege abbog, die nach Laim führten. Es kam mir so vor, als wäre ich mitten in der Verfolgungsjagd eines Actionfilms. Mona, die in regelmäßigen Abständen in den Rückspiegel schaute, war die unbestrittene Heldin dieser Szene. In Laim angekommen, bogen wir auf eine kleine Straße ab. Mona manövrierte den Wagen rückwärts in eine winzige Parklücke zwischen zwei Häusern. Dann schaltete sie den Motor aus und lächelte mich an.
    „Du wirst Matis Bruder treffen. Er ist deinetwegen nach Deutschland gekommen. Er ist auf deiner Seite und der deines Sohnes.“
    Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ich hatte Ari Tamm schon ewig nicht gesehen.
    Ari war ein Mann geworden. Seine Schultern waren breiter geworden und sein Gesicht markanter.
    Ari freute sich ehrlich, mich zu sehen und bei einer Tasse Kaffee berichtete ich von meiner Ehe mit Mati und dass er durch Anabolika immer jähzorniger und unberechenbarer geworden war.
    Ari hörte mit zusammengepressten Zähnen zu und meinte zum Schluss, dass die Strafe von vier Jahren viel zu wenig sei. Er wäre sicher, dass Mati in einer Mafiagruppe involviert war und dass man diese Gruppe finden müsste. Ari bot mir an, mit ihm zusammenzuziehen, dass er sich um uns kümmern konnte. Er würde auf mich und den Kleinen aufpassen.
    Er gab mir seine Handynummer und sagte, ich solle es mir überlegen und anrufen, wenn ich mich entschieden hätte.
    Mona gab mir zu verstehen, dass es an

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