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Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Titel: Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)
Autoren: Marita R. Naumann
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ob ihr euch in nächster Zeit bei ihnen verstecken könnt. Dann werden wir uns in Ruhe einen Plan ausdenken.“
    „Ach, Rebecca, ich will wirklich niemand zur Last fallen, aber wenn wir erst mal bei deinen Eltern bleiben könnten, wäre das natürlich fantastisch. Und was David angeht, hast du völlig recht. Wenn ich ihn schon wieder aus seiner Umgebung herausreiße und mit ihm in das nächste Wohnheim ziehe, kapselt er sich vielleicht wieder total ab und sagt kein Wort mehr. Ich will nicht schuld daran sein, wenn es ihm wieder schlechter geht. Er ist in den letzten Monaten so aufgeblüht, und das Wichtigste ist, dass er sich weiterhin sicher fühlt. Wenn wir in Landsberg bei deinen Eltern wären, würde ihm das nicht wie eine Flucht, sondern wie ein kleiner Urlaub vorkommen. Oh, Rebecca, du bist ein Schatz!“

    Rebecca entgegnete nachdenklich: „Wir müssen die Zeit nutzen, bis Mona zurückruft. Wir können dein Aussehen verändern, damit die Dreckskerle, die dich in der Stadt gesehen haben, dich nicht wiedererkennen. Ich glaub, ich hab noch ein Bleichmittel für die Haare im Badezimmer. Warte, ich schau mal nach ...“
    Rebecca tat an diesem Nachmittag, was sie konnte, und Stunden später war aus dem braunhaarigen Mädchen, als das ich ihre Wohnung betreten hatte, eine richtige Blondine geworden.
    Ich kann zwar nicht behaupten, dass mir meine neue Haarfarbe auf Anhieb gefallen hätte, doch war ich mir ziemlich sicher, dass mich damit so schnell niemand wiedererkennen würde. Mona rief zurück und sagte, sie habe aus verschiedenen Quellen in Erfahrung gebracht, dass Mati in ein anderes Gefängnis überführt werden sollte. Man wisse jedoch nicht genau aus welchem Grund.
    Rebecca und ich wurden von ihren Eltern in Landsberg aufs Herzlichste willkommen geheißen. Bei ihnen fühlte ich mich sofort zu Hause. David genoss unseren kleinen Urlaub , und ich gab mir alle Mühe, den Mut nicht sinken und ihn meine Angst und Unsicherheit nicht spüren zu lassen.
    Wir blieben eine gute Woche in Landsberg. Während unseres Aufenthalts mussten wir mit David einmal kurzfristig ins Krankenhaus fahren, wo er Antibiotika gegen eine Infektion verschrieben bekam, die sich rasch entwickelt hatte. Das Personal war sehr hilfsbereit und stellte auch keine Fragen, die uns in Schwierigkeiten hätten bringen können. Nachdem es David wieder besser ging, nahmen wir am Abend einen Bus zurück nach Garching. Johannes hatte eine Polizeieskorte organisiert, die uns vom Krankenhaus bis zu unserer Wohnung begleitete. Die beiden Polizisten warteten geduldig, während ich in der Wohnung alles Nötige für unsere nächste Reise zusammensuchte. Wie lange wir fort sein, beziehungsweise ob wir je zurückkommen würden, wusste ich nicht.
    Doch was jetzt für uns organisiert worden war, schien im Moment die absolut beste Lösung. Mona hatte nahezu rund um die Uhr gearbeitet, um Informationen einzuholen und einen neuen Fluchtplan auszuarbeiten. Sie wusste, dass es mir vor allem darum ging, David nicht erneut zu verunsichern. Es war ein furchtbarer Moment gewesen, ihn damals mitten in der Nacht aus seinem Gitterbett im Wohnheim zu holen und seinem verwunderten, fragenden Blick zu begegnen. Der Schmerz dieses Augenblicks hat sich so tief in mich hineingefressen, dass es die reinste Folter ist. Es schien mir so, als würde ein riesiges Rad über mich hinweg rollen und mir keine Möglichkeit geben, auszuweichen.
    Ich bin keine Psychologin, doch genügt der gesunde Menschenverstand, um sich einigermaßen vorstellen zu können, was es für einen kleinen Jungen bedeutet, unter solchen Umständen aufzuwachsen. Vielleicht würde aus ihm einmal ein misstrauischer junger Mann werden, der Schwierigkeiten hat, sich anderen Menschen zu öffnen und Vertrauen zu ihnen zu fassen. Das durfte nicht geschehen und wenn ich mich selbst opfern musste.

    Achtzehntes Kapitel

    Mona hatte erreicht, dass das Wohnheim in Moosach uns erneut aufnahm. Nach meinem Auszug war es dort zu Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Leitung gekommen, in deren Folge eine Reihe Mitarbeiter gekündigt hatte. Nun wehte dort ein neuer, frischer Wind.
    „David!“, rief ich. „Wir fahren wieder zu den Frauen in dem schönen Haus. Erinnerst du dich noch an Ilka, die immer so leckeren Kuchen gebacken hat? Die haben dich schon ganz doll vermisst.“
    „Mama ...“, sagte er, „Fische auch mit?“
    „Nein, mein Schatz. Das Aquarium mit den Fischen ist zu schwer, aber Rebecca und Norbert haben
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