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Wenn Die Seele Verletzt Ist

Wenn Die Seele Verletzt Ist

Titel: Wenn Die Seele Verletzt Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sautter
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Frage stellt sich, wie lange es sich eine Gesellschaft, deren Zukunft die Kinder sind, leisten kann, vor diesem Teufelskreis die Augen zu schließen.
     
     
    Seelische Mißhandlung
     
    Das Wissen darum, daß Prügel ein Kind schädigen können, setzt sich immer mehr durch. Daß seelische Mißhandlungen ebenfalls traumatisieren, ist den meisten Menschen dagegen nicht bekannt. Das Lehrbuch (Engfer in Egle S. 26) erklärt psychische Mißhandlungen wie folgt: „Unter psychischen Mißhandlungen versteht man alle Handlungen und Unterlassungen von Eltern oder Betreuungspersonen, die Kinder ängstigen, überfordern, ihnen das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit vermitteln und sie in ihrer psychischen und/oder körperlichen Entwicklung beeinträchtigen können.“ Die seelische Mißhandlung geht häufig von den Eltern aus, doch können auch Anverwandte beteiligt sein, die mit dem Kind zusammen leben, zum Beispiel ältere Geschwister oder Großeltern. Hier einige Beispiele für seelische Mißhandlungen an Kindern, die in Familien häufig vorkommen:
     
    • Vater und/oder Mutter werten das Kind häufig ab, weil es so, wie es ist, „nicht richtig“ ist und auch nichts richtig macht;
    •Vater und/oder Mutter werten das Kind ab, weil es kein Junge oder kein Mädchen ist oder weil es überhaupt geboren wurde;
    •Vater und/oder Mutter klagen das Kind an, schuld an der Ehemisere zu sein, da sie sich ohne die Geburt des Nachwuchses sicher längst getrennt hätten;
    •Vater und/oder Mutter machen das Kind dafür verantwortlich, daß sie eine ganz bestimmte Karriere nicht machen konnten;
    •Vater und/oder Mutter verbünden sich mit dem Kind oder setzen das Kind als Druckmittel gegen den Partner ein, um in ehelichen Machtkonflikten zu gewinnen;
    •Vater und/oder Mutter weihen das Kind in ihre Außenbeziehung ein, die es dem anderen Elternteil verschweigen muß;
    •Vater und/oder Mutter gebrauchen eine doppeldeutige Kommunikation, so daß das Kind das Vertrauen in seine Wahrnehmung und seine Gefühle verliert;
    • Vater und/oder Mutter gebrauchen das Kind als Druckmittel während der Scheidung vom jeweiligen Partner;
    •Vater und/oder Mutter machen den jeweiligen Partner beim Kind schlecht und verlangen von ihm, den Kontakt zu ihm abzubrechen. (Elternentfremdungssyndrom)
     
     
    Zuweilen tarnt sich die seelische Mißhandlung hinter Glaubensinhalten und Ideologien. Wir kennen aus unseren Kursen Kinder aus katholischen wie evangelischen Familien und aus Sekten, die durch sogenannte „christliche“ Inhalte wie Sünde und Hölle gequält wurden. Von einem Klienten wissen wir, daß in einem katholischen Kindergarten den Drei- bis Fünfjährigen vor Karfreitag Nägel in die Handflächen gebohrt wurden, damit sie das Leiden Christi besser nachvollziehen konnten. Auf den energischen Protest der Eltern hin reagierte die Kirche sofort und entließ die dafür verantwortliche Erzieherin fristlos.
    Ein junge Klientin berichtete von einem Religionslehrer, der ihr in der Grundschule vorgeworfen hatte, mit dem Teufel im Bund zu sein. Als die Mutter der Klientin beim Direktor dagegen Einspruch erhob, wurde sie lächerlich gemacht. Das Kind wurde danach noch viel schlimmer drangsaliert. Es dauerte fast zwanzig Jahre, bis die Klientin wagte, sich diesem Trauma zu stellen. Heute finden solche Exzesse immer noch statt, wenn auch eher im Bereich der Sekten. Im April 2004 strahlte das Zweite Deutsche Fernsehen in den Tagesthemen einen Beitrag über zwei Lehrerinnen in einer Grundschule aus, die Mitglieder einer Sekte waren. Jahrelang mißhandelten sie die ihnen anvertrauten Kinder mit Konzepten wie guten und bösen Engeln, wobei die Kinder dafür sorgen mußten, daß die bösen Engel nicht überhandnahmen. Kindern, die sich nicht angepaßt verhielten, waren den bösen Engeln verfallen; ihnen wurde die Seele abgesprochen. Außerdem mußten sie sich in der Klasse abseits von allen anderen halten. Erst die Beschwerde einer Mutter beim Oberschulamt setzte diesem Treiben, das doch immerhin einige Jahre gedauert hatte, ein Ende.

 
    Seelische Mißhandlungen sind therapeutisch häufig schwerer zu lindern als physische Grausamkeiten, da die Betroffenen so an ihr Familienklima gewöhnt sind, daß sie das Abwerten zu ihrem eigenen Lebensprinzip gemacht haben. Das Lehrbuch (Bürgin und Rost in Egle S. 163) schreibt dazu:
    Seelische Grausamkeit kann leicht durch bestimmte Ideologien, Glaubensinhalte und erzieherische Zielsetzungen unkenntlich gemacht

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