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Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)

Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)

Titel: Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Winter
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anderes Ich unter allen Umständen davon
abzubringen, Withcomb zu töten. Er öffnete den Mund um zu schreien,
aber wie schon zuvor, kam auch dieses Mal kein Ton über seine
Lippen. Er versuchte auf den anderen Edan zuzugehen, doch er bewegte
sich keinen Schritt vorwärts. Verzweifelt versuchte er den anderen
Edan gedanklich zu erreichen, doch er spürte keinerlei Verbindung.
Mit Entsetzen stellte er fest, dass er nichts tun konnte, als dem
grausigen Schauspiel ein weiteres Mal machtlos zuzusehen.
    Sein
anderes Ich setzte die Pistole an Withcombs Schläfe. Der alte Mann
hielt die Augen geschlossen, er wimmerte nicht einmal mehr. Offenbar
hatte er mit seinem Leben bereits abgeschlossen. Alles in Edan bäumte
sich auf, er wollte nicht mehr tatenlos zusehen, wie sein anderes Ich
diesen Mann tötete. Doch so sehr er sich auch bemühte, er war nicht
in der Lage, dieses unsägliche Morden zu stoppen. Ohnmächtige Wut
und Hilflosigkeit stieg in Edan auf, als er erneut zusehen musste,
wie sein anderes, eiskaltes Ich, langsam den Finger am Abzug krümmte
und einfach durchzog. Er hörte den Knall, er spürte den
fürchterlichen Stich in seiner Seele und sah entsetzt auf Withcomb.
Da wo eben noch der Kopf des Segelmachers gelegen hatte, lag jetzt
nur noch eine rote, undefinierbare Masse.
Im nächsten Moment
spürte Edan, wie etwas Gigantisches auf ihn zuzurasen begann! Vor
ihm türmte sich eine gewaltige Gefühlswand auf. Er verspürte
Angst, Wut, Abscheu und Verachtung in einer derartigen Intensität,
wie er es nie für möglich gehalten hätte. Diese unglaublich
intensiven und negativen Gefühle, waren derart gewaltig und
überwältigend, dass er ihnen nicht mehr standhalten konnte und
unter ihrem Ansturm einfach zusammenbrach.

    Kapitel
34
    „Das ist Gottes
verdammte Rache!“, schrie Thomas Slade mit wild flackernden Augen,
während er und Edan verzweifelt versuchten das Steuerrad auf Kurs zu
halten, um zu verhindern, dass die Royal Sun in den gewaltigen
Wellenbergen kenterte, die sich um sie herum auftürmten. „Erst
diese verfluchte tagelange Flaute und dann wie aus heiterem Himmel
dieser höllische Sturm. Ich sag dir, Edan, der Teufel hat die
Höllentore schon für uns geöffnet!“, schrie Slade verzweifelt
gegen den tosenden Sturm an. Edan schaute durch den schier
undurchdringlichen Regen auf die unteren Decks, wo der Rest der
verbliebenen Mannschaft darum kämpfte, von den gigantischen
Wellenbrechern nicht über Bord gespült zu werden.
Die Royal Sun
befand sich mitten in einem dieser unberechenbaren Tropenstürme, die
in der Karibik so gefürchtet waren.
Seit Stunden kämpfte die
Mannschaft der Royal Sun nun schon gegen diese höllische Naturgewalt
an – und noch immer war kein Ende des Sturms in Sicht. Die
pechschwarze Finsternis wurde nur hin und wieder von gewaltigen
Blitzen erhellt, die über den Nachthimmel zuckten und die Royal Sun
für ein paar Sekunden in ein gespenstisches Licht tauchten. Die drei
Masten und die Takelage der Fregatte wirkten dabei wie das Gerippe
eines toten Wals, das von den gigantischen Wassermassen wie ein
Spielball hin und her geworfen wurde.
Jeder hatte sich irgendwo
angebunden, hoffend und betend, nicht über Bord gespült zu werden
und dass der gewaltige Sturm endlich ein Ende haben möge. Slade war
nicht der Einzige an Bord, der in diesem Moment daran glaubte, dass
dieser höllische Sturm die Rache Gottes war. Jeder an Bord dachte
so.
    Die Mannschaft der Royal Sun
war seit Tagen nicht mehr dieselbe. Seit der von Captain Pickett
befohlenen Tötungsaktion lag ein banges Schweigen und eine
neurotische Stimmung über dem Schiff. Misstrauisch beäugten sich
die Männer gegenseitig. Bei jedem verdächtigen Bauchgeräusch,
rückten sie sofort von einander ab. Jeder beobachtete jeden, suchte
nach verdächtigen Anzeichen, wie Magenkrämpfen, häufigen
Toilettengängen oder ähnlichem. Die meisten waren bereit, jeden
Verdächtigen sofort dem Captain zu melden, wenn dadurch das eigene
Leben und die Gesundheit gewahrt blieben. Die Angst vor einer
Ansteckung und einer anschließenden Tötung war so gross, dass immer
mehr Männer den Schiffsgarten am Bug mieden und stattdessen ihre
Notdurft irgendwo an einem Tau hängend, über der Reling
verrichteten. Erst als Pickett mit eisiger Miene zwanzig
Peitschenhieben für diese Sauerei in Aussicht stellte, suchten die
Matrosen den Schiffsgarten wieder auf. Das Misstrauen unter der
Mannschaft war mittlerweile so groß, dass kaum noch

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