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Wenn die Wahrheit nicht ruht

Wenn die Wahrheit nicht ruht

Titel: Wenn die Wahrheit nicht ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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Gehör . In einer schwungvollen Drehung wendete er sein Schneemobil und drehte den Gashahn auf. Er steuerte direkt auf die ihm entgegenkommende n Fahrzeug zu. Just in dem Augenblick, als eine Kollision unausweichlich schien, drehten die ihm entgegenkommenden Schneemobile ab. Erleichtert, dass der Plan aufgegangen war, gab Ambros weiter Gas. Er war sich sicher, dass der Schreck über dieses Manöver nicht von langer Dauer war. Bald würden sie die Verfolgung aufnehmen.
    Aber wo sollte er hin? Zwar kam er schneller voran, ein Schneemobil taugte allerdings nicht unbedingt für jedes Gelände . Es war auch nicht gerade das, was er als unauffällig bezeichnen würde. Auf einmal fiel ihm etwas ein. Kurz wunderte er sich, dass er nicht früher darauf gekommen war. Ambros steuerte zielsicher durch das Gebirge, brauste haarscharf an Bäumen vorbei und zwischen schroffen Felsen hindurch. Da er bestimmte, wo es lang ging, war er etwas schneller als seine Gegner. Dennoch , lange würden si e nicht brauchen, um ihn einzuholen.
    Das Sch neemobil brachte er hinter einem riesigen Steinbrocken zum Stehen, stieg ab und rannte , so schnell es ging , zu einer kleinen Holzhütte auf einem Felsvorsprung. Immer wieder sank er knietief im Schnee ein. Inzwischen waren seine Hände eiskalt und er spürte sie kaum noch, doch er brauchte sie, um vorwärts zu kommen. Er glaubte, bereits ewig unterwegs zu sein, aber alles spielte sich in wenigen Minuten ab. Ambros erreichte die Hütte und rammte mit der Schulter die sowieso schon morsche Holztür ein. Sie gab sofort nach. In dem winzigen Hüttchen angekommen, warf er einen Kontrollblick aus dem einzigen , kleinen Fenster. Von der Hütte aus sah man über das ganze Tal, bis hin zu den gegenüberliegenden Bergen. Vor allem sah Ambros aber zwei schnell näherkommende Scheinwerfer.
    Hastig schnappte er sich die Skier an der Bretterwand. Dankbar, dass Daniel offensichtlich eine Vorliebe für kalte Füsse hegte , nahm er sich die danebenstehenden Skischuhe. Mit geübter Hand wollte er sogleich hinein steigen , da drang kurz Licht durch die Ritzen und blendete ihn. Er hatte keine Zeit mehr . Die Schuhe unter den Armen, d ie Skistöcke und Skier geschultert , stolperte er zurück zum Schneemobil. Die jaulenden Motoren liessen ihn aufhorchen . Durch die Bäume konnte er bereits die dunklen Umrisse erkennen, die auf ihn zusteuerten . Gleich hatten sie ihn. Ambros startete gerade den Motor des Schneemobils , als seine Verfolger um den Fels herum jagten. Ambros ’ Schneemobil schoss wie ein Pfeil aus seiner Deckung, knapp an den anderen vorbei. Erschr ocken brachten die Fahrer ihre eigenen Schneem obile zum Stehen und starrten dem Vorbeisausenden entgeistert nach, wie es auf den unmittelbar danebenliegenden Abhang zuraste und schliesslich von der Dunkelheit verschluckt wurde. Dann war nur noch das ohrenbetäubende Krachen eines heftigen Aufprall s zu hören.
     
    Panik stand in ihren Augen, als Jan , gestützt von einem seiner Helfer , zurück zum Haus humpelte. Die ganze Zeit hatte Alina in der Kälte gestanden und die nervösen Lichter am Berg beobachtet. Jetzt waren ihre Lippen fast blau und die Finger steifgefroren, obwohl sie sie immer wieder nervös rieb. Die Ungewissheit brachte sie schier um den Verstand.
    Als Jan auf ihrer Höhe war, blieb er stehen und schaute sie eisig an. Er sah schrecklich aus mit seinen Schrammen. Um das linke Auge bildete sich bereits die Andeutung eines dunklen Blutergusses. „Du kannst aufhören zu warten. Er kommt nicht wieder. Daniel und Pit haben sich um ihn gekümmert .“
    Alina spürte, wie ihr das Blut aus den Wangen wich. Sie hatte Mühe, den Kloss in ihrem Hals hinunterzuschlucken. Angewidert beobachtete Jan ihre Reaktion. Dann wandte er sich ab und liess sich ins Haus bringen. Als sich die Tür hinter ihm schloss, brach Alina auf der Stufe zusammen.
    Sie schluchzte auf vor Schmerz, aber ihre Augen blieben trocken. Am liebsten hätte sie geschrien, aber kein Laut kam über ihre Lippen. Erdrückt von einer bleiernen Schwere sass sie eine Weile zusammengekrüm m t da. Sie wollte nie wieder aufstehen . Was machte es schon, wenn sie hier erfror? Wenn sie einfach die Augen schloss und sie nie wieder öffnete?
    Doch dann dachte sie an die letzten Augenblicke mit Ambros und ihr Herz wurde ihr warm. Nein, sie musste leben. Weshalb , konnte sie sich nicht erklären. Noch nicht. Also rappelte sie sich auf . Sie hüllte das kleine , warme Glühen in ihrer sonst leeren Brust

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