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Wenn die Wahrheit nicht ruht

Wenn die Wahrheit nicht ruht

Titel: Wenn die Wahrheit nicht ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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Gasser.“
    „Das ist ja ein dicker Hund! Aber diese Tatsache alleine ruft noch keinen Wirtschaftsprüfer auf den Plan.“
    „Nein, tut sie nicht. Aber wenn jemand ausplaudert, dass mit den Büchern, also der Buchhaltung , der Bergbahn Schabernack getrieben wird, wird die Steuerverwaltung hellhörig. Wenn die drei Männer im Zusammenhang mit der Hannigalpbahn dasselbe Zahlenspiel spielten, wie wir es aus diesem Ordner kennen, dann war das ein ziemlic h einträgliches Geschäft. Stell dir vor, wie hoch die korrekten Rechnungen für ein Unternehmen dieser Dimension ausfallen und wie viel man entsprechend in die eigenen Tasche n wirtschaften kann, we nn man diese Beträge ein bisschen anpasst? Die Hannigalpbahn war ihr Goldesel und sie sollte erst der Anfang sein. Denn wie wir von der Dame aus Zumbrunns Wirtschaft wissen, wollten die Herren das Skigebiet noch erweitern. Ich nehme an, um noch mehr in ihre eigenen Taschen zu streichen. Nur wuchs ihnen das ganze Unternehmen über den Kopf, bis es sie den Kopf kostete.“
    Das war zuviel . Leonie fürchtete, die Rivella-F lasche würde der Tortur nicht weiter standhalten. Sorgfältig löste sie sie aus Angelas verkrampften Fingern.
    „ Diese gerissenen Hunde ! Die haben sich ihre eigene kleine Marktwirtschaft erschaffen! Die haben sich untereinander reale Rechnungen von fiktiven Geschäften gestellt, ausgeführt von erfundenen Firmen. Oder echte Geschäfte, echte Ware und Dienstleistungen, für unrealistisch hohe Preise. Im Zusammenhang mit der Hannigalpbahn haben sie auch bestimmt bestehende Rechnungen vorab bezahlt, dann die Rechnung gefälscht und den falschen Betrag erst dann vom Konto der Bergbahnen abgebucht.“ Angela brach ab.
    „Das wäre durchaus möglich. Das würde aber einen Verbündeten in der Bank voraussetzen.“
    Langsam drehte Angela ihren Kopf zu Leonie. Fassungslos sah sie sie an. „Jan arbeitet auf der Bank.“
    „Jan?“
    „Der Ehemann von Alina und Handlanger von Hans Zumbrunn.“
    „Na, das passt ja.“
    „Allerdings.“ Abwesend tastete sich Angela vor, bis sie den vertrauten Hals ihres Rivellas wieder unter den Fingern spürte. Sie drehte den Deckel auf und trank einen Schluck. „ Dennoch bleibt eine Frage offen: W er hat deinen Vater angerufen? Jemand muss etwas bemerkt haben!“
    „ Sieht so aus. Nur warum hat sich dieser J emand am Ende dann doch von der Aufdeckung dieser brisanten Sache abhalten lassen?“
    „Dein Vater kam um. Das könnte abschreckend gewirkt haben.“
    „Soweit ich das sehe, wusste niemand von der zweiten Aufgabe meines Vaters. Er war nur ein Mann, der einen tragischen Unfall hatte.“
    „Okay. Aber wenn es niemand rausfand, wer soll dann angerufen haben?“
    „Wie wäre es mit dem, der zuerst starb ?“ Erschrocken fuhren beide Frauen derart zusammen, dass Leonie der Ordner von den Knien rutschte. Die Köpfe schossen gleichzeitig in die Höhe, während sie mit wild hämmerndem Herzen , gleichermassen ertappt , wie auch verängstigt , zur Tür starrten. Der Körper zu der Stimme blieb im Schatten verborgen, dennoch wusste Angela, wer d ort stand. Sie schluckte schwer und rief: „Josef?“
    Leonie spürte , wie ihr alles Blut aus dem Gesicht wich. Im Gegensatz zu Angela konnte sie die Stimme nicht zuordnen.
    „Droht man , die Sache ans Licht kommen zu lassen, könnte es sein, dass man im Dunkeln verschwindet. Manchmal gibt es aber Fälle, in denen die Toten nicht gut genug begraben wurden.“
    Eigentlich wollte sie nicht nach Luft schnappen, aber ihr Körper gehorchte ihr nicht, was sogleich alle Aufmerksam keit auf sie lenkte. Vor allem seine.
    „Deine Freundin wirkt, als hätte sie einen Geist gesehen. “
    Angela hatte sich derart in ihren Gedanken verloren, dass sie Leonies Zustand nicht bemerkt hatte. Bis jetzt. Ihrer K ehle entfuhr ein seltsamer Laut .
    „Nun, der Gedanke ist nicht ganz von der Hand zu weisen.“ Angelas Tonfall hatte fast etwas Tadelndes .
    Die Gestalt schwieg. Etwas blitzte kurz in der Dunkelheit auf. War das Metall? Dann ertönte ein bleiernes Geräusch, scharf s og die Person den Atem ein. Das Schweigen schien ewig anzudauern, doch dann ertönte ein Glucksen aus dem Schatten. Lachte er etwa? Der Gedanke verflog so schnell , wie er gekommen war, als sich eine Schuhspitze in den schmalen Lichtstreifen schob, der von draussen herein drang. Dann folgte der Rest des Körpers. Im ersten Augenblick reagierte Leonie überhaupt nicht. Dann schlug sie nach der Hand, die ihr angeboten

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