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Wenn die Wahrheit nicht ruht

Wenn die Wahrheit nicht ruht

Titel: Wenn die Wahrheit nicht ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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musste, von derselben Art waren , wie der gestrige, konnte er damit leben. Was machte es schon, nachts etwas Holz zu verbrennen?
    Da begann das Telefon zu klingeln. Abrupt aus seinen Gedanken gerissen, schnellte sein Kopf in die Höhe. Telefon? Um diese Zeit? Wer mochte das sein? Es war noch nicht einmal sechs Uhr! Eilig stürmte Heinz aus der Dusche. Abgesehen davon, dass er nicht wollte, dass Helen aufwachte, trieb ihn eine Ahnung dazu, den Hörer unbedingt selbst abheben zu wollen. Seine Sorge war im ersten Moment unbegründet, Helen schlief friedlich weiter. Aber sobald er die Muschel an sein Ohr hielt, kam die Sorge mit einem Mal zurück, nur in einer viel intensiveren Form. Stumm lauschte er der namenlosen Stimme am anderen Ende der Leitung.
     
    Der gute Morgen war im Eimer. Mürrisch zog sich Heinz etwas über und stapfte nach Draussen. Es musste in der Nach t noch stark geschneit haben, denn die weisse P racht ragte an manchen Stellen m annshoch in die Luft. Doch Gedanken an Lawinen zu verschwenden wäre zwecklos gewesen. Heute hatte er etwas anderes zu tun. Gerade eben war er doch no ch so froh darüber gewesen , nur kleine Gefallen erledigen zu müssen, nun ärgerte er sich bereits zum ersten Mal über sich selbst und seine Naivität. Da es eine Weile dauern würde, bis er im Dorf ankam, versuchte er sich so zügig wie möglich einen Weg durch den Schnee zu bahnen.
    Einen Vorteil hatte dieses garstige Wetter. Die Anstrengung raubte ihm bald schon je de Möglichkeit an etwas anderes als an das Vorankommen zu denken. Alles andere hätte zu viel wichtige Energie gekostet. Schliesslich kam er dann aber doch unbeschadet an dem angeordneten Treffpunkt an. Sein Körper war derart erhitzt, dass seine Haut dampfte, als er die Jacke öffnete und die schweren Ärmel ein Stück über den Unterarm nach hinten schob.
    „Guten M orgen.“
    Missmutig wie immer hob Jan den Kopf. Eine Antwort gab er keine. Mit einem resignierten Schulterzucken trat Heinz auf den Transporter zu, der bereits mit laufend em Motor und offenem Verdeck auf einem kaum sichtbaren Weg stand.
    Genauso wortlos wie zuvor warf Jan Heinz eine Schaufel zu. Heinz hatte keine Mühe die Schaufel zu fangen und mit der Arbeit zu beginnen. Schliesslich wusste er, was zu tun war. Nur , wo sollte er anfangen ?
    Als hätte er die Frage laut gestellt, deutete Jan a uf einen ungefähren Ort in der m eterhohen Schneedecke. Gleich darauf begann Jan auf der gegenüberliegenden Seite zu graben. Heinz tat es ihm an der ihm zugewiesenen Stelle gleich. Schon bald stiess Heinz auf etwas Hartes. Zuerst glaubte er, auf Fels gestossen zu sein, da er eindeutig an einem Abhang buddelte. Doch bei genauerem Hinsehen musste er zugeben, dass das Material darunter etwas zu glatt war, um Fels zu sein. Neugierig klopfte er auf den harten Gegenstand. Bis plötzlich die Masse nac hgab und sich ein Schneebrett mit unerwarteter Wucht löste. Erschrocken wich Heinz dem herabstürzenden Schnee aus, aber Jan hatte es zu spät bemerkt. Er wurde gewaltsam von den Füssen gerissen und prallte gegen den Transporter. Heinz beobachtete die Szene. Dann riskierte er einen vorsichtigen Blick den Berg hinauf. Aber das Brett war der einzige Bruch in der Schneedecke. Der Rest schien zu halten. Fluchend eilte er zu Jan. „Alles okay?“
    „Nein , du Arschloch, du musstest ja unbedingt gegen die Mauer hämmern!“
    Trotz der abweisenden Wut griff Heinz Jan unter die Arme und half ihm hoch. Dieser schüttelte ihn allerdings ab und zog sich an seiner Schaufel, die er keine Sekunde losgelassen hatte, in eine aufrechte Position.
    „Das nächste Mal löse ich gleich eine Lawine aus “ , g rummelte Heinz vor sich hin und drehte sich von Jan ab, um sich wieder an die Arbeit zu machen. Da fiel sein Blick auf das Loch, das der heruntergestürzte Schnee hinterlassen hatte. Ein leiser erstaunter Pfiff entglitt ihm. „Na, was sagst du jetzt? Da hab ’ ich uns aber einiges an Arbeit erspart!“ Das kleine Intermezzo hatte einen ungefähr quadratischen , halb in den Fels eingelassenen Schober ans Tageslicht befördert. Die Wände waren aus massiven Holzlatten zusammengezimmert worden, die ihrer Färbung nach schon einige Jahre auf dem Buckel zu haben schienen. Im Kontrast zu der dunklen Farbe der Wände stand die helle Tür, deren Scharniere sich gegenüber dem Rest frisch glänzend abhoben.
    Jan war nicht annähernd so begeistert wie Heinz. Noch verdrossener als zuvor stapfte er auf die Tür zu. Kurz kramte er

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