Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn die Wahrheit nicht ruht

Wenn die Wahrheit nicht ruht

Titel: Wenn die Wahrheit nicht ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
Vom Netzwerk:
in seiner Jacke, bis er einen funkelnden Schlüssel zum Vorschein brachte. Er steckte den Schlüssel in das Schloss, drehte ih n und klopfte gleichzeitig mit der freien Hand oben und mit dem Fuss unten gegen die Tür. Ein klackendes Geräusch ertönte und Jan konnte die ächzende Tür aufziehen. Neugierig lugte Heinz um das Türblatt herum, in der Hoffnung einen ersten Blick auf das zu erhaschen, was si ch in dem Schober verbarg. A ber Jans Rücken versperrte ihm den Weg.
    Woran sich jener in dem Moment zu schaffen machte, konnte Heinz nicht sehen, nur hören. Erst ertönte ein Kreischen, dann ein Scheppern. Anschliessend bedeutete Jan Heinz, ihm zu folgen. Wie geheissen, trat Heinz durch den Eingang. Zu seiner Linken erkannte er den Ursprung des Geräuschs. Vom Aussenlicht schwach beleuchtet , ragte eine zweite Tür aus massivem Stahl in den Raum hinein.
    Noch bevor Heinz genauer darüber nachdenken konnte , wurde er von vollkommener Dunkelheit umfangen. Obwohl er wusste, dass es zwecklos war, sah er sich argwöhnis ch um. Um etwas zu erkennen war es aber einfach zu finster . Was zum Teufel sollte das? Erneut vernahm er ein Knacken. Heinz zuckte unweigerlich zusammen. Die Tür war zu. Das wusste er mit Sicherheit. Aber wo war Jan? Drinnen oder draussen? Hatte er ihn eingeschlossen? War er überhaupt an ihm vorbeigegangen? Obwohl er sich selten aus der Fassung bringen liess, musste er jetzt feststellen, dass er schweissnasse Hände bekam. Ungeduldig wischte er sie an seiner Hose ab.
    Heinz hatte das Gefühl, schon ewig in der Finsternis zu stehen, dabei waren erst ein paar Sekunden verstrichen. Auf einmal ertönte irgendwo hinter ihm ein leises Surren. Instinktiv drehte sich Heinz um und im selben Augenblick glomm ein Licht auf, das nach und nach heller wurde. Es war nur eine einzige Glühbirne, umgeben von dem schwarzen Lampenschirm einer einfachen Stehlampe.
    Verblüfft schaute Heinz sich um. Der Raum war so klein, dass er nur die Hand hätte ausstrecken müssen und er hätte die hintere Wand, bestehend aus dem schroffen Fels, berühren können . Die holzige Au ssenverkleidung der Seitenwände war innen einer stabilen, wetterfesten Verkleidung gewichen.
    G rosse , bis auf den letzten Platz mit feuchtigkeitsresistenten Kisten gefüllte Regale säumten die Wände , und in der Mitte, direkt neben der Lampe , stand ein einfacher einzelner Holzstuhl. Trotz der Regale und der Kisten wirkte der Stuhl in den kleinen Raum ohne einen Tisch irgendwie fehl am Platz.
    Aber Heinz machte noch eine andere eigenartige Entdeckung. Auf dem Bode n unweit von dem Stuhl entfernt lagen einige zerdrückte Zigarettenstummel auf einer Länge von ungefähr einem Meter. Beinahe so, als wäre jemand unter einer gewissen Anspannung umhergetigert, soweit der Raum es zuliess.
    Plötzlich stand ein Bild vor Heinz ’ innerem Auge, wie jemand auf dem Stuhl sass , geblendet von de r Lampe daneben und eingeschüchtert von der Person, die rauchend vor ihm auf und ab ging. Stumm folgte Jan Heinz ’ Blick. Er wanderte ebenso von der Lampe zum Stuhl über die Zigaretten und dann zu rück zu Heinz.
    Die Luft in dem kleinen Raum schien sich zu verändern. Sie lud sich mit einer schier greifbaren Spannung, während sich die beiden Männer schweigend anstarrten . Es bedurfte auch keiner Worte. Heinz verstand auch so. Er konnte in Jans Augen deutlich die Widerspieglung der Szenerie erkennen, die ihm selbst durch den Kopf schwirrte. Nur war es bei Jan keine Vorstellung, es war eine Erinnerung. Heinz hatte genug gesehen. Ein nervöses Kribbeln breitete sich in seiner Magengegend aus und er wandte den Blick ab . So gleichgültig wie möglich, sah er sich weiter um.
    „Und was jetzt?“ Es hätte locker klingen sollen, aber selbst in Heinz’ Ohren klang die Frage gekünstelt und falsch. Aber Jan spielte mit. Das erste Mal seit dem kleinen Zwischenfall beim Transporter begann er zu sprechen. „Die Kisten müssen zuerst zur Eingangstür, dann in den Transporter. Nachher kannst du verschwinden. Den Rest erledige ich.“
    Heinz nickte nur und schnappte sich die erste Kiste. Doch er war unruhiger als er gedacht hatte. Beinahe wäre ihm die Kiste aus der Hand gerutscht. Nur mit etwas Glück konnte er sie mit einem Knie vor dem Sturz auf den Boden retten. Jans angestrengt beherrschten Blick ignorierte er. Nach und nach stapelten die Männer die Kisten hinter dem Eingang. Als alle dort waren, löschte Jan das Licht und tastete sich in der Finsternis zur Tür. Wieder

Weitere Kostenlose Bücher