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Wenn die Wahrheit nicht ruht

Wenn die Wahrheit nicht ruht

Titel: Wenn die Wahrheit nicht ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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wurde.
    „Du, ihr…“ Der Satz endete in einer Art Löwengebrüll. Während Sebastian den kleinen unerwarteten Scherz sichtlich genoss, versuchte Angela ihre sich kräuselnden Lippen hinter einer anklagenden Fassade zu verstecken.
    „Na kommt schon, die Bar wartet.“ Mit diesen Worten stapfte Leonie ohne einen weit e ren Kommentar davon. Sie wollte die beiden nicht auch noch zu Sprüchen ermutigen, indem sie das kleine Spielchen kommentierte. Es würde auch so noch genügend darüber gescherzt werden.
    „Hey Leonie! Sei doch nicht so! Das war echt keine Absicht. Ich hab ’ zuerst gar nicht kapiert, dass ihr mich in dem Gegenlicht nicht sehen könnt! Der Auftritt war nicht geplant, wirklich nicht!“ Aber sie drehte sich nicht mehr um. Stattdessen trat Angela an Sebastians Seite.
    „Wie lange hast du den n schon in der Tür gestanden?“
    „Lange genug, um euren kleinen Wirtschaftskrimi mitanzuhören.“
    „Ja, aber Wirts chaft ist ziemlich langweilig“, ertönte eine weitere Stimme.
    Jetzt war es an Sebastian erschrocken zurückzuweichen.
    „Oh, hab ’ ich euch erschreckt? Tut mir leid!“ Sören , der aufs Geratewohl den Stimmen gefolgt war, nachdem er den vorderen Bereich der Bar leer vorgefunden hatte, lehnte sich lässig an die Wand.
    „Geschieht den beiden ganz recht “ , g rummelte Leonie etwas weiter entfern t , worauf hin Angela ihr die Zunge rausstreckte .
    „Sehr erwachsen. Nein, ich meine das ernst. Der Betrug in Ehren, aber der ist doch längst verjährt. Nach alledem ist eine ganz andere Frage weit mehr in den Vordergrund gerückt.“
    „Die wäre?“ Neugierig sah Angela auf.
    „Wer hat Leonies Vater getötet und jetzt auch noch Hans Zumbrunn ?“ Als wäre das eintretende Schweigen nicht unheimlich genug, wurde ein unangenehme s Gefühl, beobachtet zu werden, durch das Halbdunkel noch verstärkt. Alle wirkten bemüht , dem Drang zu widerstehen, sich nach Augen umzusehen, die auf ihren Rücken zu ruhen schienen.
    „Wer immer es war, er ist noch da.“ Sebastian schaute Leonie mit offener Besorgnis in die grünen Augen. An ihrem Gesichtsausdruck konnte er deutlich erkenne n , dass sie an dasselbe Erlebnis im Wald dachte wie er . Stumm , aber alarmiert standen die beiden anderen daneben. „ Und er ist noch nicht fertig. “ Leonie versuchte ihre trockene Kehle zu befeuchten, doch sie schluckte leer. „ Jetzt will er mich.“
     
     

1986
     
    Schlaftrunken reckte sich He inz unter der Bettdecke, zog wi derwillig eine Hand von der runden Hüfte seiner Frau und kratzte sich an der Nase. Langsam zu sich komm end begann er die steifen Glied massen zu strecken. Sofort lockerten sich die verkrampften Muskeln und die vernebelte Sicht klärte sich.
    Vorsichtig vergewisserte er sich, dass er Helen mit seinen Bew egungen nicht aufgeweckt hatte. Schliesslich schlug er die dicke Daunendecke zurück und schlurfte träge ins Bad. Dort angekommen hob er die Nase in die Luft und schnüffelte. Irgendwas roch hier verbrannt. Irritiert sah er sich um, aber um ihn herum war nichts, das den seltsamen Geruch heraufbeschwören könnte.
    Kopfschüttelnd drehte er das Wasser in dem kleinen Waschbecken auf, hielt einen Finger darunter und während er wartete, bis es warm wurde, hob er abwesend den Kopf. Da begegnete der Blick seinem Spiegelbild. Auf einmal war klar, woher der Geruch kam. Interessiert musterte er sein Gesicht. Er legte seine Hand an das Kinn und straffte die Haut um die Wange. Überall war er mit p echschwarzen Russflecken bedeckt. Erst jetzt fiel ihm auf, dass auch seine Finger noch schwarz waren. Um die Nagelhäute waren seine schwieligen Hände durch die tägliche Beanspruchung immer dunkler gewesen , aber jetzt hatte sich der Schmutz in jede Ritze seiner Haut verkrochen.
    Ihm dämmerte, dass sein friedlicher Morgen ein jähe s Ende finden würde, wenn Helen erst seine Seite des Bettes entdeckte. Ohne einen Blick riskieren zu müssen, wusste er , dass die blütenweissen Bettla ken kaum mehr blütenweiss waren. Da er aber durch die Betrachtung der geschwärzten Haut nich t sauberer wurde, drehte er den beinahe lächerlich dünnen Wasser strahl wieder ab, schob den Duschvo rhang beiseite und stellte sich unter die Brause, ohne den Temperaturanstieg abzuwarten.
    Vertieft in die Betrachtung der in die Duschtasse tropfenden Schaumkrönchen, liess er noch einmal kurz den Vorabend Revue passieren. Wenn all die Gefallen, die er den drei Männern für die Verbesserung seiner Haushaltskasse tun

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