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Wenn die Wahrheit nicht ruht

Wenn die Wahrheit nicht ruht

Titel: Wenn die Wahrheit nicht ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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Zufall. “ S ebastian schob den Stuhl zurück. „ So, jetzt muss ich auch schon wieder los, denn, Trommelwirbel, Pippi Langstrumpf erwartet mich.“
    Sebastian gab Angela einen Kuss auf die Wange, zerzauste jedem der Jungs die Haare und verschwand. Angela traute sich erst zu sprechen, als sie die Tür ins Schloss fallen hörte. „Nein, also so rot wie diejenigen von Pippi Langstrumpf sind sie nun wirklich nicht.“
     
     

1986
     
    D ie Bemühungen sollten umsonst bleiben. Die Tage zogen ins Land, aber Josef blieb verschwunden.
    „Und?“ Hans sah von seiner Zeitung auf, als sich ein Schatten über den Tisch legte.
    „Tja, wieder ein Tag vorbei und kein Josef weit und breit . Was soll ich sagen, es ist einfach tragisch.“ Kopfschüttelnd setzte sich Moritz Amstutz an den Tisch und goss sich so gleich ein Glas Weisswein ein.
    „Das ist wirklich übel. Er war zwar ein Idiot uns zu drohen, aber sonst war er ein guter Kerl.“
    „ Kann man wohl sagen. Die arme Marlene. Meinst du , sie kommt darüber hinweg?“
    „ Wenn sie sich bisher noch nicht damit auseinandergesetzt hat, dass er wahrscheinlich nie wieder kommen wird, dann muss sie es spätestens ab morgen tun .“
    „Dann stimmt es also, dass der Suchtrupp morgen zum letzte n Mal auf den Gl e tscher geht ?“
    „Allerdings. Aber wenn wir ehrlich sind, dann bräuchten sie eigentlich nicht mehr weiterzusuchen. Wenn er wirklich in eine Spalte gestürzt ist, dann ist er längst tot. Eine Woche lang überlebt kein Schwein in einer Gletscherspalte.“
    „Natürlich nicht. Aber für Marlene wäre es sinnvoll, wenn sie eine Leiche fänden. Dann hätte sie Gewissheit und könnte vielleicht besser damit umgehen, als wenn er einfach in Luft aufgelöst bleibt.“
    „Spielst du auf das Gerücht an?“
    „Gerücht? Das hält sich so hartnäckig, dass es für viele b ereits eine Tatsache ist.“
    „Traust du Josef so etwas wirklich zu?“
    „Wer weiss. Schon so mancher Mann hat sich mit einer Jüngeren aus dem Staub gemacht. Und, seien wir ehrlich, es weist alles darauf hin. Genau wie die Dorfbewohner haben auch wir hinter vorgehaltener Hand gerätselt, ob die se Lara und er mehr fli egen liessen , als nur die Holzspäne . “
    „Sie haben wirklich nichts ausgelassen, um Gerüchte zu streuen. Nur schon die Tatsache, dass er eine Frau in seiner Schreinerei beschäftigte, sorgte für genügend Gesprächsstoff. Dann ist sie endlich gegangen, ob nun der allgemeinen Meinung nach Marlene dahintersteckt e oder nicht, sei dahingestellt. U nd nun verschwindet auch er, im Gepäck zwei Tickets für eine Reise Richtung Süden .“
    „Bei der Reise wird es wohl kaum bleiben.“
    „Darf man dem Tratsch glauben, kommt er tatsächlich nicht mehr zurück. Ich frage mich dann allerdings, weshalb er all seine Sachen zurückgelassen hat. Marlene hat gesagt, der Koffer hätte noch auf dem Bett gelegen, die Kleider hätten alle noch fein säuberlich im Schrank gehangen und auch von seinen anderen Utensili en fehl e ihrer Mei nung nach nichts. Das einzige, d as weg war, war das, was er bei sich trug und natürlich er selbst.“
    „Vielleicht hat er sich alles neu gekauft. Ich meine, wenn er alles gepackt hätte und dann gegangen wäre, wäre die Sache klar gewesen. Dieser Schmach wollte er Marlene dann vielleicht doch nicht so offensichtlich aussetzen.“ Dann fügte Moritz mit gedämpfter Stimme hinzu : „ Denkst du, er hat seine Drohung wahr gemacht und unseren kleinen Nebenerwerb gemeldet? Ich k onnte nichts mehr aus ihm rauskriegen. Und jetzt - wie soll ich sagen - jetzt steht er uns ja nicht mehr zur Verfügung. “
    Hans beäugte nachdenklich den Inhalt seines Glases. Dann sah er mit entschlossenem Ausdruck zu Moritz auf. „ Ich weiss es nicht. Aber kommt uns jemand krumm, werden wir sehen, was noch alles zu verschwinden hat. W ir werden es auf jeden F all nicht sein. “
    Als die Wirtin an den Stammtisch trat, verstummte das Gespräch umgehend. „Noch eine Flasche?“
    „Für mich nicht, ich habe noch einiges zu tun“, sagte Hans mit einem bedauernden Blick in den tiefen Ausschnitt der Wirtin . Dann warf er etwas Geld auf den Tisch , sah Moritz vielsagend an und stand auf.
    B eim V erlassen des von Zigarettenrauch geschwängerten Gasthof s fiel ihm der Mann, der mit dem Rücken zum Stammtisch hinter der Zwischenwand sass, nicht auf. So bemerkte er auch nicht, dass dessen Blicke ihn bis zur Tür verfolgten. Dieser Mann hatte jedes Wort der Unterhaltung in sich aufgesogen,

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