Wenn die Wahrheit nicht ruht
spürte Augen auf sich r uhen, doch als sie aufsah, um zu eruieren, wer sie beobachtete, stellte sie zu ihrem Erstaunen fest, dass es nicht wie erwartet Angela war, sondern Sebastian. Selbst als sie ihn direkt ansah, wandte er seinen Blick nur langsam von ihr ab. Zu gerne hätte sie gewusst, was er in diesem Augenblick dachte.
Nachdem auf das köstliche Essen am Tisch dann noch Kaffee und Kuchen am Kamin im gemütlichen Wohnzimmer folgten, hatte sich Leonie von der friedlichen Stimmung beinahe vollständig einlullen lassen. Das grosse , breite Sofa in hellbraun und weiss beherrschte von der Mitte aus den gesamten Raum und lud mit den weichen Kissen geradezu zum Verweilen ein. Der holzige Geruch und das sanfte Knistern aus dem roten Natursteinkamin tat en das Ihre zur absoluten Wohlfühlatmosphäre. Dazu noch die Brettspiele, die sich über den tiefen, aber dafür umso breiteren Wohnzimmertisch , ergossen und das Katalogbild war perfekt. Im Eile mit Weile hatte sie zwar kläglich gegen den vierjährigen Thommi verloren, aber sie freute sich beinahe mehr über seinen Sieg, als dass sie sich über ihr Verlieren ärgerte.
Die Zeit kam, da die Kinder ins Bett mussten und Leonie beschloss, diesen Aufbruch zu nu tzen, um ebenfalls zu gehen, was sich allerdings als etwas schwierig entpuppte. Die Verabschiedung dauerte noch eine ganze Stunde, denn zu Leonies Rührung wollten die Jungs sie nicht gehen lassen, bevor sie nicht bei beiden unter dem Bett die obligate Kontrolle nach der Anwesenheit von Monstern durchgeführt und ihnen einen Gutenachtkuss gegeben hatte. Schlussendlich schaffte sie es dann doch durch die offene Haustür. Aber bevor jene ganz ins Schloss gefallen war , riss Angela sie noch einmal weit auf. „Herrgott, Leonie! Bitte entschuldige, wir konnten uns überhaupt nicht zu Ende unterhalten!“
Leonie wäre beinahe das Herz in die Hose gerutscht. Erschrocken legte sie die Hand auf ihre Brust, um den Herzschlag wieder zu beruhigen. „ Angela, Herrgott! Tu das nie wieder ! Mir wäre fast das Herz stehengeblieben! Glaube mir, du hast mir heute weit mehr gegeben, als nötig war . Mach dir also keinen Kopf. Geh schlafen! Ich kann doch hören, wie Timo bereits hinter der Tür scharrt!“
Ein kurzes Japsen hinter der Tür bescheinigte allen Anwesenden, dass Leonie mit ihrer Aussage richtig lag, was schallendes Gelächter zum Resultat hatte. „Okay, aber dann reden wir morgen weiter, versprochen!“
„Ist gut. G eh jetzt schlafen! Tschüss!“
Von aussen konnte man nicht erkennen, wer die Tür schloss, Leonie war aber überzeugt, dass es Timo war. Erschöpft, aber durchaus zufrieden und gut gelaunt lehnte sie sich gegen ihr Auto.
„Anstrengend, nicht wahr?“ Sebastian hatte ebenfalls beschlossen, den Nachhauseweg anzutreten und stand nun mit den Händen tief in der Jackentasche vergraben vor Leonie.
„Beinahe anstrengender als eine volle Bar zu bewirtschaften.“ Sie brachte ein schiefes Lächeln zustande.
„Ich weiss, es geht mich ja eigentlich nichts an, aber…“
„Du würdest gerne wissen, was mich in dieses Haus und indirekt an deinen Tisch geführt hat, stimmt’s?“ Sebastian zuckte nur ungeduldig mit den Schultern, etwas verärgert darüber, seine Neugierde nicht einfach weggesteckt, sich verabschiedet und Leonie ihrer Wege gehen gelassen zu haben. „Nun, indirekt hast eigentlich du Schuld, daher werde ich meine scharfe Zunge hüten. Es scheint dir auch so schon unangenehm genug zu sein, mich überhaupt gefragt zu haben.“
„Ich habe Schuld?“ Mit einem Ruck war die Zurückhaltung verschwunden und machte einem leichten Anflug von Verärgerung P latz. Für ihn war der einzige Grund, zum Thema eines Frauengesprächs zu werden , derjenige, dass Leonie versuchte herauszufinden, wie man ihn um den Finger wickeln könnte. Eben so, wie es jede von Saschas Barfrauen bisher versucht hatte. „Okay, hör mal, vergiss einfach, dass ich gefragt habe. Ich werde dann wohl besser gehen. Gute Nacht.“
„Wenn Einbildung ausgezeichnet würde, würdest du gleich zur Siegerehrung gerufen. Du glaubst wohl im Ernst , nur ein Blick in die treuen honigbraunen Augen würde bei jeder Frau das Bedürfnis auslösen, dass sich dein sanft wirkender Mund über den Ihren senkt und damit ein Feuer unbändiger Lust auf heisse Berührungen durch die kräftigen, flinken Hände des grossen breitschultrigen Sebastian auslösen? Jungchen, attraktiv bist du ja. Deine verwaschenen Jeans, dieser dicke schwarze Pullover
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