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Wenn die Wahrheit nicht ruht

Wenn die Wahrheit nicht ruht

Titel: Wenn die Wahrheit nicht ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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sein em Opfer. „Und was hat Petra sonst noch zu erzählen gewusst?“
    „ Es wird dich umhauen . Während wir so plauderten, dachte ich, ich pirsche mich am besten über ihren Ehemann an das Thema heran. Also sprach ich brav mein Beileid über den traurigen Verlust aus und erlaubte mir die Frage, wie er gestorben ist . Stell dir vor, der Typ hatte einen Herzinfarkt. Einfach bumm, tot. Und dann schwärmte sie mir vor, welch guter Polizist er war.“
    „Polizist? Wie praktisch!“ Anerkennend nickte Leonie Sören zu.
    „Ja, nicht wahr? Ich liess sie dann erzählen und erzählen, welche Heldentaten er vollbracht hatte und so weiter. Und dann erwähnte sie etwas, das mich stutzig gemacht hat.“
    Neugierig richtete sich Leonie auf ihrem Stuhl auf. Plötzlich kribbelte ihr ganzer Körper. Sie wusste nicht, ob sie es auf den Alkohol oder die Spannung schieben sollte. „Was war es?“
    „Hermann ist schwul.“
    „ Wie bitte ?“ Leonie blinzelte Sören verstört an. Dieser musste lauthals lachen.
    „Tut mir leid. Das war natürlich nur ein Scherz. Nehme ich zumindest an. Petra erzählte mir von einem Fall ihres Mannes, den er lange Zeit nicht aus dem Kopf bekam. Es gab einmal einen Skiunfall.“
    „Ist das ungewöhnlich?“
    „Du bist zu ungeduldig. Warte doch erst einmal ab! Ein Mann hatte offenbar aus dem Nichts heraus einen anderen angefahren und ist einfach geflohen. Man hat den Flüchtigen nie gefunden. Was aus dem Angefahrenen wurde, konnte sie nicht oder nicht mehr sagen .“
    Leonie sah Sören fragend an. „Und was hat das mit meiner seltsamen Erfahrung zu tun?“
    „Als ihr Mann erzählte, wann und wo der Unfall stattgefunden hatte , stellte Petra irgendwann fest, dass sie wusste , von welchem Vorfall er sprach. Denn offenbar war sie rein zufällig an demselben Tag auch auf der Piste und an eben diesen Unfall herangefahren . Allerdings war dann bereit s der Rettungshelikopter im Anflug gewesen. Aber, und jetzt halt dich fest, sie hatte ein völlig verloren wirkendes , kleines Mädchen nahe der Unfallstelle im Schnee sitzen seh e n. Sie ging davon aus, dass die Kleine irgendetwas mit dem Verunfallten zu tun haben musste und weil sich niemand um sie zu kümmern schien, fuhr sie zu ihr und zog sie in ihre Arme. “
    „Das ist ja süss und sehr rührend. Aber ich versteh immer noch nicht.“
    „Leonie, dieser Unfall. Das war am Seetalhorn, unter einem Felsvorsprung, vor vierundzwanzig Jahren.“
    Langsam dämmerte Leonie, was Sören sagen wollte, glauben konnte sie es aber nicht. „Sören, was …, wie …?“
    Sören kniete sich vor Leonie hin und legte sein e Hand schützend über die I hre. „ Willst du wissen, warum sie das alles noch so genau weiss? “
    Aus A ngst vor der Antwort zögerte Leonie , bevor sie ein halbherziges Ja zustande brachte.
    „Grächen war damals noch ein Frischling auf dem Wintersportmarkt. Dieser Unfall ausgelöst durch Fremdeinwirkung war der erste, seiner Art . Deshalb hat man auch grosses Aufhebens darum gemacht. Die Gegner des Wintersportprojekts nutzten das als Aufhänger, um ihre Debatten um die Nachteile wieder aufflammen zu lassen. Davon bekamen die Touristen kaum etwas mit, aber die Bevölkerung war verunsichert. Sie, als Befürworterin der Öffnung Grächen s für den Tourismus, konnte sich dann auch noch sehr gut an die Erleichterung erinnern, als die Kritik wieder abebbte und das Projekt weiterverfolgt werden konnte. Sie erinnerte sich aber auch noch an etwas anderes.“
    Leonie fürchtete, dass ihr das, was auf diese Ankündigung folgte, überhaupt nicht gefallen würde . Sören umfasste ihr Kinn, hob ihren Kopf etwas an, bis sich ihre Blicke trafen. „ Sie sagte, das Mädchen hätte die schönsten grünen Augen gehabt, die sie je gesehen hatte.“
    Als würde sie damit etwas verbergen können , schloss Leonie ihre Augen. Den plötzlich einsetzenden Kopfschmerz ignorierte sie. „Das ist nicht möglich. Meine Mutter hat gesagt, ich war noch nie hier. Dass diese Frau sich so genau an all das erinnern will, ist doch H umbug. Das ist alles nur erfunden. W er soll denn der Verunfallte gewesen sein? Meine Mutter?“ Inzwischen hatte sich die Ungläubigkeit in Wut gewandelt. Aufgebracht riss sich Leonie von Sören los und wanderte unruhig im Zimmer auf und ab .
    „ Das konnte sie mir nicht mehr sagen. Wie du selb st sagst, es liegt lange zurück “ , antwortete Sören geduldig.
    „Ach , an solch kleine Details wie das Geschlecht des Verunfallten kann sie sich

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