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Wenn die Wahrheit nicht ruht

Wenn die Wahrheit nicht ruht

Titel: Wenn die Wahrheit nicht ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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drang an ihr Ohr und plötzlich war alles wieder da. Ein unerträglicher Schmerz strahlte von ihrem Herzen aus und durchdrang ihren ganzen Körper. Sie bekam kaum Luft und fragte sich, ob sie gerade einen Herzinfarkt erlitt. Das wäre eine gute Lösung, überlegte sie sich. Doch eigentlich wusste sie, dass ihr Herz als Organ absolut gesund war.
    „Mama?“ Da war sie wieder, diese Stimme. Konnte sie nicht still sein? Es klang so weinerlich, das war unangenehm.
    „Die sagen, Papa ist fort gegangen und kann nicht mehr zurückkommen. Ist er jetzt im Himmel?“
    Verena hätte am liebsten lauthals geschrien und ihre Tochter als Lügnerin beschimpft, aber sie brachte nicht mehr als ein heiseres Aufschluchzen zustande . Dann drehte sie sich ab und liess ihren Tränen freien Lauf. Wie hatte das nur geschehen können ?
    Plötzlich schreckte sie hoch. Das war alles überhaupt nicht passiert! Ob dieser Erkenntnis schob Verena eilends ihre Beine aus dem Bett und wollte aufstehen, um zu Marc zu gehen. Das rief sofort einen Arzt auf die Bildfläche, der sie da rum bat, sich wieder hinzulegen. Aber sie weigerte sich . Stattdessen trat sie ihm auf den Fuss und hastete zur Tür. Doch ihr Erscheinen im Korridor blieb nicht unbemerkt. Wie ein gehetztes Tier schaute sie sich um, aber es waren bereits einige Pfleger zur Stelle, die sich ihr langsam näherten, während sie beruhigend auf sie ei n sprachen. An Flucht war nicht mehr zu denken. Dennoch versuchte sie es und lief den Pflegern geradewegs in die Arme. Schreiend wand sich Verena in deren Händen, konnte sich aber nicht befreien. Sie trugen sie zurück in ihr Bett und hielten sie dort fest. Mit einer Spritze in der Hand eilte eine Schwester herbei und stach Verena in den Arm, die daraufhin nach und nach ruhiger wurde, bis sie schliesslich wegdöste. Erst nach diesem Tumult, als die Schwester aufatmend ihren Kollegen zunickte, bemerkte sie, dass ein völlig verschrecktes , kleines Mädchen mit weit aufgerissenen Augen in der Ecke unter dem Fensterbrett hockte.
    Die Schwester schickte alle weg, ging in die Hocke und streckte Leonie die Hand entgegen. Aber Leonie zog sich nur noch weiter zurück. Wie sollte sie einer Frau vertrauen, die ihre Mutter gestochen hatte, bis diese die Augen schloss? Das schien die Krankenschwester zu begreifen und liess Leonie mit einem bedauernden Gesichtsausdruck alleine. Leonie wartete noch eine ganze Weile und kroch dann auf den Stuhl, von dem aus sie nun ihre Mutter ängstlich und besorgt anschaute. Während sie schlief, sah sie so friedlich und entspannt aus, ganz anders als gerade eben . Sie erinnerte sich, dass auch ihr Vater vor nicht allzu langer Zeit genauso friedlich mit geschlossenen Augen dagelegen hatte . Denn kurz nachdem ihre Mutter in die Wohnung zurückgegangen war, war er eingeschlafen. Aber zuvor war etwas Geschehen, das sie einfach nicht verstand.
     
    Nachdem ihre Mutter sie zurückgelassen hatte , zog sich Leonie verängstigt durch die plötzliche Einsamkeit im Zimmer ihres Vaters unter das Fensterbrett hinter einen Stuhl, über dem eine Decke lag, zurück. Aus ihrem Versteck hatte sie einen guten Blick auf den Eingang, blieb aber selbst unbemerkt. So auch, als sich auf einmal die Tür öffnete und jemand eintrat. Aus ihrer Perspektive konnte sie nur die Schuhe erkennen. Auffällig waren sie eigentlich nicht. Aber anders. Während die Angestellten des Krankenhauses ausschliesslich bequem aussehendes weisses Schuhwerk trugen, waren diese Schuhe schwarz und auf Hochglanz poliert. Leonie wollte eigentlich sehen, zu wem sie gehörten . U m nicht entdeckt zu werden, wagte sie es aber nicht, sich zu bewegen. Entsprechend konnte sie nur noch beobachten , wie der Fremde an das Bett ihres Vaters trat. Irgendwie lief er seltsam und bei jedem Schritt blitzte unter dem Saum seines linken Hosenbeins etwas Silbernes auf. Leonie hatte nicht die geringste Vorstellung, was das sein könnte. Es schien auch nicht wichtig. Denn auf einmal steckte der Fremde die Hand in die rechte Tasche des Kittels und zog daraus etwas hervor. Er hantierte an den Schläuchen herum und verliess das Zimmer anschliessend wieder.
    Leonie wollte gerade aus ihrem Unt erschlupf kriechen und nach ihrem Vater sehen , als die Geräte wie wild zu P iepsen begannen und die grüne Linie auf dem Monitor erst ausschlug, bevor sie dann in e inen einzigen Strich abflachte.
    Beinahe gleichzeitig flog die Tür zum Zimmer wieder auf und ein Arzt stürmte mit zwei Schwestern an das

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