Wenn die Wahrheit nicht ruht
wohl auch in den Rücken fallen müssen. Aber zurück zu dir.“ Er wandte sich wieder an Sebastian. „Da mein Plan nun endlich Früchte ge tragen hat: W ie geht es dir? Hat es genützt?“
Sebastian senkte den Blick und nuschelte etwas in Richtung Fussb oden.
„Wie bitte? Ich konnte dich leider nicht verstehen. Könntest du das Gesagte noch einmal wiederholen?“
Wie ein kleiner Junge, der einen Streich gestand, stand Sebastian schmollend da. „Na gut. Es war toll, sie war toll und es schmeckt nach mehr. Aber diese r Fatzke von Blondschopf ist hereingeplatzt , bevor ich herausfinden konnte, ob noch ein Nachschlag drin liegt. Jetzt ist bestimmt er wieder der Bettwärmer und irgendwie finde ich es eklig zu wissen, dass sie möglicherweise aus seinem Nest direkt in meines und wieder zurück hüpfen könnte. Ist es ungefähr das, was ihr hören wolltet?“ Er wartete die Antwort gar nicht erst ab. „Und übrigens, ‚g enützt ’ klingt in diesem Zusammenhang schrecklich. So , als ob ich ein verstopftes Ventil gehabt hätte, das geöffnet werden musste, weil der Druck zu gross wurde.“
„Ja, so könnte man es auch sagen.“ Sebastian funkelte Angela böse an, woraufhin sie betroffen nach der nächsten Karotte suchte.
„Ihr seid echt unmöglich.“
„Moment, darf ich dich daran erinnern, dass du soeben hier hereingestürmt bis t und uns diese Neuigkeit förmlich ins Gesicht geschleudert hast ?“
„Welche Neuigkeit?“ Erneut flog die Tür auf und Leonie trat ein. Heute mit einer unten ausgestellten, um den Hintern super engen Bluejeans, einem weissen Tanktop, riesigen silbernen Kreolen und einem breiten Armband bekleidet, wie Sebastian augenblicklich feststellte. Aufmerksam beobachtet Angela se inen Blick und stiess Sascha dabei aufgeregt ihren Ellbogen in die Rippen.
Sebastian atmete schwer aus. „Ach , nichts von Bedeutung. Ich habe Sascha nur gerade erzählt, dass der Preis für die neue n Lautsprecherboxen gestiegen ist, weshalb er sich diese unnötige Neuanschaffung nun endlich aus dem Kopf schlägt . Stimmt’s?“ Nach Saschas Blick zu schliessen, hätte Sebastian auf der Stelle tot umfallen sollen. Tat er aber nicht. Stattdessen grinste er siegessicher zurück. Angela musste unwillkürlich schnauben. Nur Leonie begriff nichts. Woher auch. Es war noch vor ihrer Zeit gewesen , a ls Sascha mit dem Versuch begonnen hatte, Sebastian vom Kauf neuer Lautsprecher zu überzeugen .
„Ja, ja, ja. Du und deine blöde n Lautsprecher . Wie dem auch sei, Mädels“, er warf Sebastian ein bezauberndes Lächeln zu, „auf jetzt. Es ist Samstagabend, wir müssen die Bar öffnen und die Kasse klingeln lassen! Schliesslich müssen wir den Preisaufschlag der Boxen finanzieren! “
Wie jeden Samstag brummte der Laden. Die aus den Boxen dröhnende Musik benebelte die Ohren der Anwesenden. D ie meisten liessen sich von den Vibrationen des wummernden Basses mitreissen und tanzten oder wippten mit den Füssen, zuckten mit den Köpfen oder klopften mit den Händen. So auch die Besatzung hinter der Bar. Die gute Stimmung war derart mitreissend, dass sich alle vier zur allgemeinen Belustigung je nach Lied auch zum Mitsingen und M ittanzen , oder besser M itzappeln , hinreissen liessen.
Selbst Sebastian schien seine ganze Zurückhaltung vergessen zu haben. Übermütig schnappte er sich Leonies Hand, als Roxette Must have been Love zum Besten gab. Leonie liess ihn lachen d gewähren, denn schliesslich war es so etwas wie ihr gemeinsames Lied.
So merkte sie auch nicht, wie eine etwas in die Jahre gekommene, p erfekt frisierte Dame mit langen , blonde n , in Wellen gelegten Haar en , rot lackierten Fingernägeln, einem engen, die blauen Augen betonenden , dunkelvioletten Top mit Schiffchenausschnitt und knackig engen Jeans , in denen eine top Figur steckte, sich zwischen den Leuten hindurch schob und an die Theke trat. Sie musterte Sebastian wenig begeistert und Leonies Reaktion auf ihn ve rmochte sie nicht aufzuheitern.
Er liess Leonie eben noch in einer Drehung unter seinem Arm hindurchsausen, bevor sich ihr Blick mit dem der Frau an der Theke traf. Die Stimmung schien sofort unter den Gefrierpunkt zu sinken, denn Leonie erstarrte zu Eis . Sebastian bemerkte die Veränderung, folgte ihrem Blick, verstand aber nicht. Also trat er näher an sie heran. „Alles okay?“ Doch anstelle einer Antwort hob sie beschwichtigend die Hand und machte sich von ihm los. Dann trat sie auf die Frau zu.
„D u scheinst dich ja
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