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Wenn die Wahrheit nicht ruht

Wenn die Wahrheit nicht ruht

Titel: Wenn die Wahrheit nicht ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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einem eleganten Knoten am Hinterkopf gebunden. Die klaren Linien ihres kantigen Gesichts liessen deutlich werden, wer Verena das Aussehen vererbt hat te . Der aufrechte Gang, die schlanke Figur und das gepflegte, elegante Erscheinungsbild vermittelten eine kühle Autorität. Doch in ihren inzwischen etwas wässrigen , grünen Augen schimmerte eine warme Herzlichkeit , von der sich ihr e Tochter ein Stück hätte abschneiden können. Auch der Mann war sorgfältig zurecht gemacht, die Kleidung, eine marineblaue Bundfalt enhose, ein ebenso blaues Jac ke t t mit goldenen Knöpfen und darunter ein fein kariertes Hemd , schien mit Bedacht gewählt und aus seinem schlohweissen, schütteren Haar hatte man die beste Frisur herausgeholt, die zu bewerkstelligen war .
    Automatisch blickte Peter auf, um die Neuankömmlinge zu betrachten. Er konnte sehen, wie sich a llerlei Emotionen auf ihren Gesichtern spiegelten und als sie Leonie mit s chokoladeverschmiertem Mund an den Polizisten angelehnt entdeckten, erhellte ein Hauch der Erleichterung ihre gequälten Mi e nen. Das müssen also die Grosse ltern sein, dachte Peter bei sich.
    Nach Leonies Erzählung war er davon ausgegangen, dass ihre Grosseltern Besitzer eines Bauernhofs waren. Nach den Outfits und den gepflegten sauberen Händen und Fingernägeln zu schliessen, handelte es sich aber entweder um die falschen Grosseltern oder sie wirk t en nicht selbst auf dem Hof, wie er angenommen hatte, sondern liessen wirken.
    Ohne sich um ihre Seidenbluse zu sorgen oder sich um den Polizisten zu scheren, stürmte die Frau geradewegs auf Leonie zu und nahm sie fest in ihre Arme. Nachdem Leonie aus den Untiefen des Stoffes wieder zum Vorschein kam, stra hlte sie, was Peter zufrieden registrierte.
    Er stand auf, um dem Mann, der sich ihm zuwandte, die Hand zu schütteln und sich vorzustellen. Der ältere Herr tat es ihm gleich, weshalb Peter erfuhr, dass er Cilia und Alfred vor sich hatte und sie tatsächlich die Grosseltern mit dem Land und der Katze waren. Nachdem die üblichen Formalitäten erledigt waren, ging es daran, sich zu verabschieden. Peter musste feststellen, dass es ihm nicht annähernd so leicht fiel, die Kleine mit den grünen Augen gehen zu lassen, wie er erwartet hatte. Dieses tapfere Mädchen und ihr heutiges Schicksal gingen ihm unter die Haut. Schweren Herzens übergab er sie der Obhut ihrer Grosseltern. Er versicherte ihr noch, das s alles wieder gut werden würde, da überrumpelte sie ihn mit einer Umarmung, was ihm die Trennung nur noch schwerer machte . D ann schickte er ihr und ihrer Familie insgeheim den Wunsch hinterher, dass Mutter und Tochter gemeinsam alles gut überstehen mögen und die Zukunft etwas mehr Glück bereit halten würde . Er konnte d amals ja noch nicht wissen, was noch alles auf die Kleine zukommen sollte.
     
     

2010
     
    „Ich habe mit ihr geschlafen.“ Schwungvoll war Sebastian in die Bar eingetreten, hatte sich wie ein Revolverheld aus dem wilden Westen , mit gespreizten Beinen und in die Seiten gestützten Händen , vor dem Tresen aufgebaut, um loszuwerden, was loszuwerde n war, bevor ihn der Mut verlassen konnte .
    Die Reaktion darauf waren zwei erstaunte Gesichter, vier weit aufgerisse ne Augen, eine hustende Angela, die sich dank Sebastians Offenbarung an ihrer Karotte verschluckt hatte und ein jaulender Sascha, der sich vor Schreck erneut eine Cola -F lasche auf den bereits durch Cola -F laschen geschändeten Fuss fallen liess.
    W enn auch etwas abgehackt und mit hochrotem Kopf war es doch Angela, die als erste wieder die Sprache fand. „Gratuliere?“
    „Was?“ Verwirrt starrte Sebastian sie an. „Nein! Das ist eine Katastrophe!“
    „Warum?“ Im Versuch seinen schmerzenden Fuss festzuhalten, hüpfte Sascha hinter der Theke auf und ab.
    „Na, weil ihr nun gewonnen habt!“ Als gäbe es keine logischere Antwort , starrte Sebastian vom einen zum anderen.
    Verblü fft stoppte Sascha seine Känguruh -Einlage. Obwohl er den Verdacht hatte, die Antwort zu kennen, fragte er so unschuldig wie möglich nach. „Was denn gewonnen?“
    „Himmel, seid ihr schwer von Begriff. Denkt ihr etwa, ich hätte nicht gewusst, warum ihr mir die ganze Zeit sexy Barfrauen vor die Nase gesetzt habt ? “
    „He y , lass mich da raus!“ Abwehrend hob Angela die Hände. Und kassierte prompt einen vorwurfsvollen Blick von Sascha.
    „Na , vielen Dank auch , du kleine Verräterin. Solltest du mal ein bisschen Unterstützung brauchen , werde ich dir

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